Politik

USA: Jeder zweite Schulabgänger findet keinen Job

Lesezeit: 1 min
28.04.2012 00:37
Mehr als die Hälfte der Bachelor-Absolventen in den USA ist arbeitslos oder unterbeschäftigt. Viele von ihnen sehen die einzige Möglichkeit in einer Übergangslösung. Für die meisten bleibt das allerdings lange die einzige Einkommensquelle, denn die Chancen am Arbeitsmarkt sehen schlecht aus. Harvard-Ökonom Richard Freeman warnt deshalb vor der Schuldenblase, die durch die hohen Bildungskredite entstehen kann.
USA: Jeder zweite Schulabgänger findet keinen Job

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Im vergangenen Jahr waren in den USA rund 1,5 Millionen und damit 53,6 Prozent der Bachelor-Absolventen unter 25 Jahren arbeitslos oder unterbeschäftigt. So schlecht war die Beschäftigungsquote seit 11 Jahren nicht mehr. Viele sehen den einzigen Ausweg in einer Übergangslösung und nehmen Jobs an, für die sie eigentlich überqualifiziert sind. Ungefähr die Hälfte der Absolventen geht einen solchen Weg. Im Jahr 2000 lag der Anteil noch bei einem Tief von 41 Prozent, doch nachdem die Dotcom-Blase geplatzt war, schrumpften die Stellen im IT-Bereich enorm.

Im vergangenen Jahr waren 100.000 Bachelor-Absolventen als Kellner, Barkeeper oder als andere Hilfskräfte in der Gastronomie beschäftigt. Das sind mehr als jene 90.000, die als Ingenieure, Chemiker oder Mathematiker beschäftigt waren. In anderen Branchen zeigt sich das gleiche Bild, wie die Huffington Post berichtet. Auch im Informatikbereich waren mehr Absolventen als einfache Büroangestellte beschäftigt als in ihrem richtigen Beruf.

Der 23-Jährige Michael Bledsoe ist einer von ihnen. 2010 hat er einen Abschluss in Kreativem Schreiben gemacht. Zu Beginn seiner Jobsuche verschickte er zwei bis drei Bewerbungen am Tag. Nach drei Monaten erfolgloser Jobsuche nahm er schließlich einen Job als Barista an. Mittlerweile ist er seit zwei Jahren hier beschäftigt und schreibt nur noch eine Bewerbung innerhalb von zwei Wochen. Arbeitgeber hätten immer wieder seinen Mangel an Erfahrung und sein wenig praktisch ausgerichtetes Hauptfach kritisiert.

In seinem jetzigen Job verdient er nur knapp über dem Mindestlohn. Seine Eltern helfen ihm dabei, seinen Bildungskredit abzuzahlen. Er überlegt sogar, noch einmal die Schulbank zu drücken. Mit einer Weiterbildung hätte er vielleicht mehr Möglichkeiten.

„Mit einem Collegeabschluss kann man im Durchschnitt mehr Geld verdienen, aber das gilt nicht für jeden“, erklärt Harvard-Ökonom Richard Freeman. Er spricht die Gefahr einer Schuldenblase an, denn die Höhe der Bildungskredite beträgt in den USA insgesamt mehr als eine Billion Dollar. „Wenn man sich nicht sicher ist, was man werden möchte, wäre es gut sich zunächst einen Job zu suchen, um zu erforschen, was man vom College erwartet“, so Freeman.

Nur drei der 30 Berufe mit der größten Zahl an offenen Stellen bis zum Jahr 2020 werden Prognosen zufolge einen Bachelor-Abschluss benötigen, darunter Lehrer- und Dozentenstellen sowie Steuerberater. Die meisten offenen Stellen wird es allerdings im Einzelhandel, bei Fast-Food-Ketten oder auch als LKW-Fahrer geben. Diejenigen, die ein Lehramt, Informatik, oder etwas im Gesundheitsbereich studiert haben, werden es noch am leichtesten haben. Absolventen der Zoologie, Anthropologie, Philosophie, Kunstgeschichte oder allgemein der Geisteswissenschaften haben es am Arbeitsmarkt im Vergleich am schwersten.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Chef sieht Zinssenkungspfad unklar und plädiert für digitalen Euro
24.04.2024

Spannende Aussagen von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: Ihm zufolge wird die EZB nach einer ersten Zinssenkung nicht unbedingt weitere...

DWN
Technologie
Technologie Boom bei Gründungen von KI-Startups in Deutschland
24.04.2024

Obwohl die Finanzierung von Jungfirmen allgemein ins Stocken geraten ist, entstehen in Deutschland gerade unzählige KI-Startups. Im...

DWN
Politik
Politik USA kündigen massive Waffenlieferungen in die Ukraine an - Selenskyj äußert Dank
24.04.2024

Der US-Kongress hat die milliardenschweren Ukraine-Hilfen gebilligt. Jetzt könnte es laut Pentagon bei der ersten Lieferung sehr schnell...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Preiskrieg in China: Volkswagen im harten Wettbewerb der Elektroauto-Branche
24.04.2024

Volkswagen, lange Zeit der unangefochtene Marktführer in China, sieht sich nun einem intensiven Wettbewerb um den Elektroautomarkt...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber im Aufschwung: Das Gold des kleinen Mannes holt auf
24.04.2024

Silber hinkt traditionell dem großen Bruder Gold etwas hinterher. In den letzten Wochen hat der Silberpreis massiv zugelegt. Was sind die...

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Frauen in Tech-Berufen: Deutliches Ungleichgewicht trotz wachsender Nachfrage
24.04.2024

Der Frauenanteil in Berufen in den Bereichen Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik ist laut einer Studie niedrig....

DWN
Finanzen
Finanzen Staatsverschuldung auf Rekordhoch: Steuerzahlerbund schlägt Alarm!
24.04.2024

Der Bund Deutscher Steuerzahler warnt: Ohne Kehrtwende droht der fiskalische Abgrund, trotzdem schöpft die Bundesregierung das...