Politik

Niederlande wenden sich vom Defizitziel ab

Lesezeit: 1 min
25.06.2012 22:31
Der noch amtierende Ministerpräsident will bei einer Wiederwahl einige der wichtigsten Maßnahmen aus dem Sparpaket zurücknehmen. Er fürchtet um die Macht seiner Partei. Damit steht das Erreichen des Defizitziels auf dem Spiel. Das birgt Konflikte mit Brüssel.
Niederlande wenden sich vom Defizitziel ab

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Der abnehmende Rückhalt der VVD-Partei des noch amtierenden, niederländischen Ministerpräsidenten und die steigende Beliebtheit der Geert Wilder Partei und der Socialistische Partij in den aktuellen Umfragen, zwingt Mark Rutte zu einem Richtungswechsel. Ausgerechnet das Sparpaket, an dem die Minderheitsregierung unter Rutte gescheitert war und das zu Neuwahlen im September führte, will der Ministerpräsident nun ändern. Bei einer Konferenz in Den Haag versicherte Mark Rutte, dass seine Partei bei einer Wiederwahl einige der wichtigsten Maßnahmen des 13 Milliarden-Sparpakets zurücknehmen werde.

„Die Maßnahmen, die von den fünf Parteien vereinbart wurden, um den Haushalt wieder unter Kontrolle zu bringen, würden dem hart arbeitenden Holländer, das Rückgrat unserer Gesellschaft, hart treffen", sagte Mark Rutte. „Wenn die VVD ein Mitspracherecht bei der nächsten Regierung erhält, ersetzen wir eine Reihe dieser Maßnahmen“ Das worauf man sich damals in der Not, als die Regierung scheiterte, geeinigt hatte, „war ein Kompromiss“, so Mark Rutte. „Wir taten, was zu dieser Zeit getan werden musste.“ Die vereinbarten Maßnahmen sehen unter anderem eine Nullrunde für Beamte, Lehrer und Polizisten, ein teureres Gesundheitswesen und die Abschaffung der Steuervergünstigungen für Pendler vor.

Damit sollte das Haushaltsdefizit der Niederlande im nächsten Jahr unter die vereinbarte Grenze von drei Prozent des BIPs gesenkt werden. Lange Zeit unterstützte die niederländische Regierung den von Angela Merkel geforderten Sparkurs, doch die wirtschaftliche Situation ließ die niederländische Regierung zunehmend von diesem Kurs abkommen. Wenn Mark Rutte tatsächlich wie auch die Sozialistische Partei und die PVV des rechten Geert Wilders bei einer Wiederwahl die Sparmaßnahmen ändern oder gar aussetzen wird, werden die Niederlande das Defizit nicht rechtzeitig erreichen. Selbst eine Neuverhandlung des Pakets würde mehrere Monate dauern und keinerlei Erfolgsgarantie beinhalten.

Die ins Stocken geratene Wirtschaft, fallende Immobilienpreise und das verlorene Vertrauen der Verbraucher sind für die links- und rechtsgerichteten Parteien ein gefundenes Fressen. In den aktuellen Umfragen ist die Beliebtheit der fünf Parteien, die letztlich das niederländische Sparpaket verabschiedeten, deutlich zurückgegangen. Wohingegen die Sozialistische Partei und die rechtsgerichtete PVV zunehmend an Stimmen gewinnen.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik Europaparlament billigt neue EU-Schuldenregeln nach langwierigen Debatten
23.04.2024

Monatelang wurde über Europas neue Regen für Haushaltsdefizite und Staatsschulden diskutiert. Die EU-Abgeordneten sprechen sich nun für...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauministerin: Innenstädte brauchen vielfältigere Angebote
23.04.2024

Klara Geywitz wirbt für mehr Vielfalt in den deutschen Innenstädten, um damit stabilere Immobilienmärkte zu unterstützen. Ein Mix von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Palantir: Wie Vorurteile die sinnvolle Anwendung von Polizei-Software behindern
23.04.2024

Palantir Technologies ist ein Software-Anbieter aus den USA, der entweder Gruseln und Unbehagen auslöst oder Begeisterung unter seinen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 20 Jahre EU-Osterweiterung: Wie osteuropäische Arbeitskräfte Deutschland unterstützen
23.04.2024

Zwei Jahrzehnte nach der EU-Osterweiterung haben osteuropäische Arbeitskräfte wesentlich dazu beigetragen, Engpässe im deutschen...

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: Spannung und Entspannung – Geopolitik sorgt für Bewegung bei Aktien und Rohstoffen
23.04.2024

Die hochexplosive Lage im Nahen Osten sorgte für reichlich Volatilität an den internationalen Finanz- und Rohstoffmärkten. Nun scheint...

DWN
Finanzen
Finanzen Staatsverschuldung auf Rekordhoch: Steuerzahlerbund schlägt Alarm!
23.04.2024

Der Bund Deutscher Steuerzahler warnt: Ohne Kehrtwende droht der fiskalische Abgrund, trotzdem schöpft die Bundesregierung das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt weiter - Verband alamiert
23.04.2024

Laut neuen Zahlen gibt es immer weniger Apotheken-Standorte. Der Apothekerverband spricht von „alarmierenden Zeichen“ und erklärt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber im Aufschwung: Das Gold des kleinen Mannes holt auf
23.04.2024

Silber hinkt traditionell dem großen Bruder Gold etwas hinterher. In den letzten Wochen hat der Silberpreis massiv zugelegt. Was sind die...