Gemischtes

Peugeot: Hollande mit martialischen Worten und doch hilflos

Lesezeit: 1 min
15.07.2012 23:46
Die angekündigten Stellenstreichungen bei Peugeot sind für Francois Hollande „inakzeptabel“. Der Umstrukturierungsplan müsse neu verhandelt werden. Die Regierung will nun sicherstellen, dass der Standort Aulay ein Industriestandort bleibt. Ein Plan zur Unterstützung der französischen Autobranche ist ebenfalls geplant.
Peugeot: Hollande mit martialischen Worten und doch hilflos

Mehr zum Thema:  
Auto >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Auto  

Die Ankündigung Peugeots, weitere 6.500 Stellen zu streichen und das Werk in Aulay am Stadtrand von Paris zu schließen (hier), setzt die französische Regierung massiv unter Druck. Schließlich sind die Sozialisten mit dem Versprechen in den Wahlkampf gezogen, die französische Industrie zu beleben und Fabrikarbeitsplätze zu schützen. Die Entscheidung Peugeots sei „inakzeptabel“ und der Umstrukturierungsplan „müsse neu verhandelt werden“, sagte Francois Hollande in einem Fernsehinterview anlässlich des französischen Nationalfeiertags.

Die Schließung von Aulay wäre die erste seit 20 Jahren dieser Art in Frankreich. Die Gewerkschaften forderten die Regierung bereits auf, die Pläne des Autoproduzenten zu stoppen. „Der Staat werde das nicht akzeptieren“, stimmte der französische Präsident in die Kritik der Gewerkschaften ein. Er gab jedoch zugleich an, dass er nicht in der Lage wäre, die Stilllegung Aulays zu stoppen. Aber „wir können sicherstellen, dass Aulnay ein Industriestandort bleibt“. Darüber hinaus verlangte er eine Garantie für die Zukunft des Peugeot-Werkes in Rennes – im Westen des Landes.

Die vor kurzem von französischen Unternehmen kritisierten hohen Arbeitskosten (mehr hier), die die Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen, nannte auch Peugeot als einen der Gründe für die Entscheidung. Dies sei jedoch „zu einfach“, machte Francois Hollande deutlich. Vielmehr habe es im Unternehmen „strategische Entscheidungen gegeben, die nicht gut gewesen sind“. Und auch das Verhalten der Aktionäre, die sich selbst Dividenden ausgezahlt hätten, habe zu den Problemen beigetragen.

Peugeot müsse die geplanten Stellenkürzungen reduzieren, forderte Francois Hollande. Der Staat werde nicht einfach zusehen. Außerdem rügte der französische Präsident den Autoproduzenten, den Sanierungsplan absichtlich in der Amtszeit Nicolas Sarkozy zurückgehalten zu haben. Auch Finanzminister Pierre Moscovic sprach davon, das Ausmaß der Stellenkürzungen zu reduzieren. Der Staat könne in Verhandlungen gewisse „Hebel“ anwenden, sagte er der Zeitung „Le Parisien“.

Am 25. Juli wird die französische Regierung einen neuen Plan zur Unterstützung der nationalen Autoindustrie vorstellen. Die Konsumenten sollen dadurch dazu gebracht werden, sparsamere ,in Frankreich produzierte Autos zu kaufen. Immerhin, so Francois Hollande, sei die französische Autoindustrie führend in der Herstellung von Fahrzeugen mit umweltfreundlicherer und Hybrid-Technologie. „Wir sollten sicherstellen, dass solche Fahrzeuge einen Startvorteil haben." Kredite sollen zur Verfügung gestellt und die Forschung vorangetrieben werden. Aber auch staatliche Einrichtungen, Kommunen und Gemeinden sollen diese Autos verstärkt kaufen.

Hier das Interview in voller Länge und französischer Sprache

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  
Auto >

DWN
Politik
Politik Vor 20 Jahren: Größte Erweiterung der Nato - eine kritische Betachtung
29.03.2024

Am 29. März 2004 traten sieben osteuropäische Länder der Nato bei. Nicht bei allen sorgte dies für Begeisterung. Auch der russische...

DWN
Technologie
Technologie Viele Studierende rechnen mit KI-Erleichterungen im Joballtag
29.03.2024

Vielen Menschen macht Künstliche Intelligenz Angst, zum Beispiel weil KI Arbeitsplätze bedrohen könnte. In einer Umfrage stellte sich...

DWN
Politik
Politik Verfassungsgericht stärken: Mehrheit der Parteien auf dem Weg zur Einigung?
28.03.2024

Das Verfassungsgericht soll gestärkt werden - gegen etwaige knappe Mehrheiten im Bundestag in aller Zukunft. Eine Einigung zeichnet sich...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschlands maue Wirtschaftslage verhärtet sich
28.03.2024

Das DIW-Konjunkturbarometer enttäuscht und signalisiert dauerhafte wirtschaftliche Stagnation. Unterdessen blieb der erhoffte...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Lauterbach will RKI-Protokolle weitgehend entschwärzen
28.03.2024

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat angekündigt, dass einige der geschwärzten Stellen in den Corona-Protokollen des RKI aus der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Brückeneinsturz in Baltimore trifft Importgeschäft der deutschen Autobauer
28.03.2024

Baltimore ist eine wichtige Drehscheibe für die deutschen Autobauer. Der Brückeneinsturz in einem der wichtigsten Häfen der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft „Made in Germany“ ist wieder gefragt - deutsche Exporte steigen deutlich
28.03.2024

Der Außenhandel in Deutschland hat wider Erwarten zu Jahresbeginn deutlich Fahrt aufgenommen. Insgesamt verließen Waren im Wert von 135,6...

DWN
Finanzen
Finanzen Der Ukraine-Krieg macht's möglich: Euro-Bonds durch die Hintertür
28.03.2024

Die EU-Kommission versucht, mehr Macht an sich zu ziehen. Das Mittel der Wahl hierfür könnten gemeinsame Anleihen, sogenannte Euro-Bonds,...