Finanzen

Vor ESM-Start: Nervosität an den Märkten

Lesezeit: 2 min
08.10.2012 13:19
Heute noch wollen die Euro-Finanzminister den ESM endgültig in Kraft treten lassen. Doch über die wirkliche Schlagkraft ist man sich letztlich nicht sicher. Groß ist die Nervosität, was bezüglich Spanien und Griechenland folgen wird. Die Aktienkurse haben in den ersten Stunden Verluste eingefahren und deutsche Anleihen sind aufgrund ihrer Sicherheit trotz negativer Zinsen weiter stark nachgefragt.
Vor ESM-Start: Nervosität an den Märkten

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Aktuell: Rating-Agentur: Portugal braucht weiteres Rettungspaket

Nachdem nun auch der ESM in Deutschland ratifiziert wurde, wollen die Euro-Finanzminister heute den ESM offiziell in Kraft treten lassen. Auf EU-Ebene ist man jedoch trotz der Verzögerung durch das Bundesverfassungsgericht zufrieden. Manchen, so ein ESM-Vertreter zur AFP, sei dieser Prozess sicherlich kompliziert vorgekommen. „Aber aus historischer Sicht war das eher ein ziemlich reibungsloses und kurzes Verfahren für den Aufbau einer internationalen Finanzinstitution mit vielen Beteiligten."

Am Montag und Dienstag kommen in Luxemburg gleich die Aufsichtsgremien zusammen, um das weitere Vorgehen zu besprechen und den ESM so schnell wie möglich mit den ersten 200 Milliarden Euro auszurüsten. Schließlich steht der Banken-Rettungsschirm für Spanien schon in der Warteschlange und auch im Falle Zyperns und Griechenlands müssten bald Entscheidungen getroffen werden. Ganz abgesehen davon, dass noch immer der Antrag Spaniens bezüglich eines umfangreichen Bailout-Programms erwartet wird (wenngleich sich dies auch aufgrund der deutschen Regierung noch hinzieht – mehr hier).

Insgesamt soll der ESM nach und nach auf 500 Milliarden Euro aufgestockt werden – doch dabei wird es angesichts der Probleme in Spanien und möglicher Weise bald auch in Italien nicht bleiben. Hat doch der ESM theoretisch sogar eine Bankenlizenz. Bisher jedenfalls liegt, wie üblich, der größte Anteil für den ESM bei Deutschland. Etwa 22 Milliarden Euro in bar muss das Land einzahlen und Garantien in Höhe von 168 Milliarden Euro übernehmen.

Entsprechend angespannt ist die aktuelle Stimmung an den Finanzmärkten und Börsen. Einerseits zeigt die EU den Märkten, dass sie zu größeren Interventionen bereit ist, andererseits bleibt die Frage, inwiefern dies wirklich zu einer Entspannung in der Schuldenkrise führen kann. Könnte die Einrichtung des ESM die Schuldensituation in Europa doch auch deutlich verschärfen. Die heutige Auktion von deutschen Anleihen mit einer Laufzeit von sechs Monaten spiegelt die gespaltene Stimmung wieder.

Noch immer gelten deutsche Papiere als vermeintlich sicherer Hafen, so dass die Emission der Anleihen im Wert von 2,42 Milliarden Euro wieder einmal zu Negativ-Zinsen geführt hat: Minus 0,022 Prozent. Trotzdem die Investoren in diesem Fall dafür bezahlen, dass sie ihr Geld in deutsche Anleihen investieren, war die Nachfrage 2,3-fach überzeichnet.

Aber auch an den Börsen ist die Stimmung nicht sonderlich positive. Der Euro verlor in den ersten Stunden 0,73 Prozent gegenüber dem Dollar. Der EURO STOXX 50 sank um 1,36 Prozent und der Dax um 1,43 Prozent. Der spanischen IBEX 35 Index (-1,01%) rutschte genauso wie der italienische Aktienindex FTSE MIB Index (-1,92%) und der französische CAC 40 Index (-1,34%) ab.

Weitere Themen

Deutsche Unternehmen fahren ihre Produktion deutlich zurück

Vor Merkel-Besuch: Athen wird zur Festung

Italien: Staatshaushalt wurde trotz hoher Steuern nicht saniert


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie KI-Chips trotz Exportbeschränkungen: China sichert sich US-Technologie durch die Hintertür
25.04.2024

Trotz der US-Exportbeschränkungen für Hochleistungsprozessoren scheint China einen Weg gefunden zu haben, sich dennoch mit den neuesten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Russlands Kriegswirtschaft: Putin geht das Geld nicht aus
25.04.2024

Russlands Wirtschaft wächst weiterhin, ist aber stark von der der Kriegsproduktion abhängig. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von fossilen Treibstoffen wie Benzin und...

DWN
Politik
Politik Sunaks Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Präsident: Zinssenkungspfad unklar, digitaler Euro erstrebenswert
24.04.2024

Spannende Aussagen von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: Ihm zufolge wird die EZB nach einer ersten Zinssenkung nicht unbedingt weitere...

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...

DWN
Politik
Politik Chinesische Spionage: Verfassungsschutz mahnt Unternehmen zu mehr Vorsicht
24.04.2024

Der Verfassungsschutz warnt vor Wirtschaftsspionage und Einflussnahme aus China. Vor allem für deutsche Unternehmen wäre eine naive...

DWN
Panorama
Panorama Fahrraddiebe nehmen vermehrt teure E-Bikes und Rennräder ins Visier
24.04.2024

Teure E-Bikes und Rennräder sind seit Jahren immer häufiger auf den Straßen zu sehen - die Anzahl von Diebstählen und die...