Finanzen

Merkel: Es darf keinen Schuldenerlass für Spanien geben

Lesezeit: 2 min
21.10.2012 22:28
Spanien hat gehofft, nach Schaffung einer Bankenunion die EU-Finanzhilfe an die spanischen Banken abschreiben zu können und so den Schuldenberg des Landes abzutragen. Angela Merkel jedoch weigert sich. Rückwirkend würden keine Gelder an Finanzinstitute vom ESM getragen. Spaniens Regierung steht damit vor einem Milliarden-Problem.
Merkel: Es darf keinen Schuldenerlass für Spanien geben

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Aktuell: Griechische Opposition will Neuwahlen erzwingen

Wie in Irland drücken die von der EU zur Verfügung gestellten Gelder für die Bankenrettung auch auf die Schuldenlast in Spanien. Und wie in Irland ging man davon aus, dass man nach Start des ESM und der Schaffung einer Bankenunion genau diese Schulden abgeben und so das Defizit des eigenen Landes verringern könnte. Doch die deutsche Regierung macht nun erstmal dicht.

Ganz unabhängig davon, dass die Bankenunion und die gemeinsame Bankenaufsicht erst im Laufe des kommenden Jahres umgesetzt werden (hier), gibt es noch ein weiteres Problem für Spanien als nur das zeitliche. Beim vorletzten Gipfel gab es Zusagen, dass der ESM direkt Banken rekapitalisieren könnte und sich somit die Staatsschuld der Länder verringern ließe, die viele der Rettungsgelder in die eigenen Banken pumpen mussten. Beim jüngsten EU-Gipfel machte Angela Merkel nun aber deutlich, dass dies für Spanien keine Relevanz haben werde. „Es wird keine rückwirkende, direkte Rekapitalisierung geben“, sagte sie nach dem Gipfel der Ecomic Times zufolge.

Damit wird Spanien auf den Milliarden, die sie den nationalen Banken aus dem 100-Milliarden-Euro-Rettungspaket geben muss, sitzen bleiben. Den Stresstests zufolge wären etwa 40 Milliarden Euro notwendig, um die Banken nachhaltig zu stützen (es wird aber auch mit bis zu 105 Milliarden Euro gerechnet – hier). Damit wird die öffentliche Verschuldung erheblich steigen, was wiederum weitere Reformen und Einsparungen zur Folge haben.

Darüber hinaus wachsen jedoch auch aufgrund der Rezession die faulen Kredite der spanischen Banken. Im August stiegen sie um weitere 5,3 Milliarden auf 178 Milliarden Euro und damit auf ein neues Rekordhoch (hier). Dies erhöht die Anfälligkeit der Banken zunehmend. Aber auch die Verfahrensweise der Bad Bank, die die faulen Kredite der Banken übernehmen soll, ist noch nicht gänzlich geklärt. Diese soll ein begrenztes Volumen von 90 Milliarden Euro haben und die wachsenden faulen Kredite in den Bilanzen der Banken könnten dieses Volumen schneller als gedacht aufgebraucht haben. Und um Investoren für die faulen Papiere, die an die Bad Bank gehen sollen, zu interessieren, wird ein sehr niedriger Preis für diese notwendig sein. Dies würde allerdings noch größere Verluste bei den Banken verursachen und weitere Staatshilfe notwendig machen.

Hinzu kommt, dass die Eurozone EU-Quellen zufolge weiterhin darauf beharrt, das auch die Anleger nachrangiger Anleihen Verluste in Kauf nehmen sollen. Etwas, dass die spanische Regierung unbedingt verhindern will, da besonders viele Privatanleger auf Empfehlung diese Aktien, wie etwa von der strauchelnden Bankia, gekauft haben.

Die spanische Regierung ist nun unter Zugzwang. Einerseits wird die Notwendigkeit eines weiteren Bailouts für Spanien immer deutlicher (hier), auch angesichts der wachsenden Schwierigkeiten der automen Regionen (hier). Andererseits dürfte die Absage der Kanzlerin, rückwirkend Kredite an Banken abzuschreiben, Rajoys Regierung vor die Frage stellen, wie hoch ein solches neues Bailout noch sein kann, wenn die öffentliche Verschuldung auch durch die Hilfgelder an die spanischen Banken aufgetürmt wird. Die übrigen Euroländer versuchen indes, die Höhe des Bialout bereits auf unter 100 Milliarden Euro zu begrenzen, sind dabei aber auch abhängig von der EZB (mehr hier).

Weitere Themen

Japan: Massiver Exporteinbruch im September

Baskenland: Separatisten gewinnen Mehrheit bei Wahlen

Werben um Finanzhilfe: Samaras will Seehofer treffen


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik ​​​​​​​„Russland kann weder bezwungen noch eingeschüchtert werden.“
20.04.2024

Sergej J. Netschajew, Botschfter der Russischen Föderation in Deutschland, äußert sich im Gespräch mit den Deutschen...

DWN
Politik
Politik EU-Austritt für Deutschland? Der Wissenschaftliche Dienst gibt Aufschluss!
20.04.2024

Seit dem Ausscheiden Großbritanniens aus der Europäischen Union (EU) gibt es auch in Deutschland Diskussionen um einen möglichen...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutsche Öl- und Gasförderer am Tiefpunkt – jetzt soll Geothermie die Branche retten
20.04.2024

Die Öl- und Gasförderung in Deutschland sinkt immer weiter – ohne Fracking wird sich daran wohl auch nichts ändern. Die Bohr-Industrie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen DWN-Interview: Absicherung von Unternehmen – worauf kommt es an?
20.04.2024

Kleine und mittelständische Unternehmen sind sich ihrer Risiken oft nicht bewusst. Der Studienautor und Versicherungsexperte Daniel Dewiki...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Erdbeer-Saison in Deutschland beginnt - hartes Geschäft mit süßen Früchten
20.04.2024

Geschützt unter Folientunneln sind in Deutschland die ersten Erdbeeren der Saison gereift. Bisher zeichnet sich eine gute Ernte ab - doch...

DWN
Politik
Politik Einigung auf Solarpaket - das sind die Neuerungen
20.04.2024

Ein Maßnahmenpaket soll den Ausbau der Solarenergie in Deutschland beschleunigen. Es geht vor allem um weniger Bürokratie. Einen Bonus...

DWN
Technologie
Technologie Der Chefredakteur kommentiert: Kleiner Blackout - kein neuer Strom mehr in Oranienburg! Echt jetzt?
19.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Städtereisen neu entdeckt: Easyjet läutet Renaissance der Rollkoffer ein
19.04.2024

Vor genau 20 Jahren eroberte Easyjet mit seinen günstigen Flügen das Festland der EU. Der Start in Berlin-Schönefeld begann...