Deutschland

September: Arbeitslosigkeit in Deutschland bei 11,9 Prozent

Lesezeit: 1 min
27.10.2012 22:36
Die offizielle Zahl von 2,7 Millionen Arbeitslosen in Deutschland ist nur ein Teil der Realität: Tatsächlich erhalten insgesamt 5 Millionen erwerbsfähige Deutsche Arbeitslosengeld I oder II. Die Zahl der Arbeitslosen verharrt daher in Deutschland im Jahresvergleich auf einem unverändert hohen Niveau.
September: Arbeitslosigkeit in Deutschland bei 11,9 Prozent

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Aktuell: Italien: Berlusconi droht mit Sturz Montis

Die Bundesagentur für Arbeit hat für September 2012 eine Arbeitslosenquote 6,5 Prozent ermittelt. Ein realistischeres Bild des Arbeitsmarktes erhält man jedoch, wenn man die offizielle Definition der Arbeitslosigkeit verwirft und stattdessen ganz einfach die Zahl der erwerbsfähigen Arbeitslosengeldempfänger betrachtet.

Die Arbeitslosenquote der Agentur für Arbeit ist nichts anderes als der Quotient aus der Anzahl der Arbeitslosen und der Anzahl aller erwerbsfähigen Personen. Die Agentur rechnet hierbei im September 2012 mit 2,788 Millionen Arbeitslosen. Gleichzeitig teilt die Agentur jedoch mit, dass insgesamt 5,089 Millionen erwerbsfähige Menschen Arbeitslosengeld I oder II erhielten. Mit dieser Zahl kommt man auf eine Arbeitslosengeldempfängerquote von circa 11,9 Prozent.

Die Agentur gibt auch verschiedene Gründe dafür an, dass sie circa 2,3 Millionen erwerbsfähige Empfänger von Arbeitslosengeld I oder II nicht als arbeitslos betrachtet. Als nicht arbeitslos gelten die erwerbsfähigen Arbeitslosengeldempfänger, die sich in einer vom Bund oder von der Bundesagentur für Arbeit geförderten arbeitsmarktpolitischen Maßnahme befinden (889.000 im September 2012).

Auch die Geringverdiener, die Arbeitslosengeld II erhalten, werden nicht als arbeitslos gezählt (655.000 im Mai 2012, keine neueren Daten verfügbar). Arbeitslosengeldempfänger, die Kinder erziehen, Angehörige pflegen oder zur Schule gehen, gelten als „nicht verfügbar“ und kommen ebenfalls in der Arbeitslosenzahl nicht vor (630.000 im Mai 2012). Hinzu kommen arbeitsunfähig erkrankte Arbeitslosengeldempfänger (248.000 im Mai 2012).

Am meisten aber überrascht der Umgang mit älteren Arbeitslosengeldempfängern. Wer über 58 Jahre alt ist, gilt nicht als arbeitslos, wenn ihm 12 Monate lang keine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung angeboten werden konnte (235.000 im Mai 2012).

Tatsächlich gilt mehr als die Hälfte der erwerbsfähigen ALG-II-Empfänger aus verschiedenen Gründen nicht als arbeitslos. Und in den hier berechneten Arbeitslosengeldempfängerquoten sind im Übrigen noch nicht einmal diejenigen Arbeitslosen eingerechnet, die keine Arbeitslosenhilfe in Anspruch nehmen. Ursache der offiziellen Angabe niedriger Arbeitslosenzahlen ist schlicht die willkürliche Definition der Arbeitslosigkeit in den entsprechenden Gesetzen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie KI-Chips trotz Exportbeschränkungen: China sichert sich US-Technologie durch die Hintertür
25.04.2024

Trotz der US-Exportbeschränkungen für Hochleistungsprozessoren scheint China einen Weg gefunden zu haben, sich dennoch mit den neuesten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Russlands Kriegswirtschaft: Putin geht das Geld nicht aus
25.04.2024

Russlands Wirtschaft wächst weiterhin, ist aber stark von der der Kriegsproduktion abhängig. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von fossilen Treibstoffen wie Benzin und...

DWN
Politik
Politik Sunaks Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Präsident: Zinssenkungspfad unklar, digitaler Euro erstrebenswert
24.04.2024

Spannende Aussagen von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: Ihm zufolge wird die EZB nach einer ersten Zinssenkung nicht unbedingt weitere...

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...

DWN
Politik
Politik Chinesische Spionage: Verfassungsschutz mahnt Unternehmen zu mehr Vorsicht
24.04.2024

Der Verfassungsschutz warnt vor Wirtschaftsspionage und Einflussnahme aus China. Vor allem für deutsche Unternehmen wäre eine naive...

DWN
Panorama
Panorama Fahrraddiebe nehmen vermehrt teure E-Bikes und Rennräder ins Visier
24.04.2024

Teure E-Bikes und Rennräder sind seit Jahren immer häufiger auf den Straßen zu sehen - die Anzahl von Diebstählen und die...