Politik

EU zu langsam: Türkei will Zypern retten

Lesezeit: 2 min
07.12.2012 12:32
Nach Angaben des türkischen Ministers für EU-Angelegenheiten und Chefunterhändler Egemen Bağış denkt Ankara über finanzielle Hilfe für Zypern nach. Sollte die Regierung in Nikosia an die Türkei herantreten, könnte Ankara seinen Einfluss auf der Insel festigen.
EU zu langsam: Türkei will Zypern retten

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Aktuell: EU-Papier: Nationale Parlamente schaden der EU und sollen entmachtet werden

EU-Minister Egemen Bağış reagierte auf Aussagen von griechisch-zyprischen Offiziellen zur finanziellen Lage Staates mit einem überraschenden Bailout-Angebot.

Die Politiker wiesen am vergangenen Dienstag darauf hin, dass dem Süden der Insel der Konkurs drohe und man auf ausländische Hilfen zurückgreifen müsse, um das zu verhindern. Die Regierung in Ankara zeigte sich überrascht, dass Bağış mit dieser Idee nun an die Öffentlichkeit gehe. Bisher, so berichtet die türkische Zeitung Zaman, habe sich kein türkisches Kabinettsmitglied zu einer solchen Idee geäußert.

Der griechisch-zyprische Präsident Dimitris Christofias hatte die Einwohner am vergangenen Dienstag vor finanzpolitischen Beschneidungen im Rahmen eines internationalen Rettungspakets gewarnt. Zypern, die kleinste Volkswirtschaft in der Eurozone nach Malta, hat ein vorläufiges Abkommen mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und der EU über ein Hilfsprogramm in Höhe von 17,5 Milliarden Euro getroffen, was fast dem gesamten jährlichen Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Landes gleich kommt.

Türkische Regierung „bereit, Regierungen in Not zu helfen“

Laut Christofias habe die Insel keine andere Wahl mehr, als um ausländische Hilfe zu bitten, nachdem die größten Banken der Insel, die sich stark in Griechenland engagierten, massive Verluste eingefahren hätten und Hilfe durch den Staat erwarteten. Eine Situation, für die Bağış nicht viel Verständnis aufbringt. Auf seiner Reise nach Ungarn erklärte er hierzu: „Die griechischen Zyprioten leiden unter ihrer Politik des Stillstands und ihrer hochnäsigen Haltung. Wenn sie an einer Lösung interessiert gewesen wären, wäre jetzt die gesamte Insel ein Beispiel von Wohlstand und Beschaulichkeit.“

Die türkische Regierung sei „bereit, eine helfende Hand auszustrecken, wenn es nötig sei.“  Gäbe es eine entsprechende Anfrage, würde man auch helfen. Hierzu sollte man sich an die türkisch-zypriotischen Behörden wenden (der türkische EU-Minister Egemen Bağış sorgte bereits vor einigen Monaten mit seiner Aussage für Aufsehen, dass eine Angliederung von Nordzypern an die Türkei möglich sei). Zu diesem Zeitpunkt wünsche er dem griechischen Teil der Insel nur, dass„Gott ihnen helfen möge“.

Die Türkei selbst will bereits im kommenden Jahr beim Internationalen Währungsfonds (IWF) schuldenfrei sein. Im vergangenen Juni auf dem G20-Gipfel in Mexiko kündigte das Land zudem an, fünf Milliarden Dollar einzuzahlen und die schwächelnde Eurozone damit finanziell zu unterstützen (Neben der Türkei haben auch Schwellenländer wie Brasilien, Indien und Russland erklärt, jeweils zehn Milliarden Dollar einzuzahlen).

Analysten sehen die Finanzkrise auf Griechisch-Zypern als die zweitgrößte der Welt seit 1970 an. Relativ gesehen ist sie sogar die größte, da die Summe für die Rekapitalisierung der griechisch-zypriotischen Banken mehr als 56 Prozent des Insel-BIP beträgt. Während Zypern jährlichen bei einem Ausstoß von knapp unter 18 Milliarden Euro liege, müssten zehn Milliarden Euro zur Rekapitalisierung der Banken eingesetzt werden.

Weitere Themen:

Ex-UN-Direktor: EU wusste von Manipulationen Griechenlands

Sparmaßnahme: Paris soll nachts im Dunkeln bleiben

EU-Parlament bewilligt Budget-Exzess der Kommission


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 20 Jahre EU-Osterweiterung: Wie osteuropäische Arbeitskräfte Deutschland unterstützen
23.04.2024

Zwei Jahrzehnte nach der EU-Osterweiterung haben osteuropäische Arbeitskräfte wesentlich dazu beigetragen, Engpässe im deutschen...

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: Spannung und Entspannung – Geopolitik sorgt für Bewegung bei Aktien und Rohstoffen
23.04.2024

Die hochexplosive Lage im Nahen Osten sorgte für reichlich Volatilität an den internationalen Finanz- und Rohstoffmärkten. Nun scheint...

DWN
Finanzen
Finanzen Staatsverschuldung auf Rekordhoch: Steuerzahlerbund schlägt Alarm!
23.04.2024

Der Bund Deutscher Steuerzahler warnt: Ohne Kehrtwende droht der fiskalische Abgrund, trotzdem schöpft die Bundesregierung das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt weiter - Verband alamiert
23.04.2024

Laut neuen Zahlen gibt es immer weniger Apotheken-Standorte. Der Apothekerverband spricht von „alarmierenden Zeichen“ und erklärt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber im Aufschwung: Das Gold des kleinen Mannes holt auf
23.04.2024

Silber hinkt traditionell dem großen Bruder Gold etwas hinterher. In den letzten Wochen hat der Silberpreis massiv zugelegt. Was sind die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Handel warnt vor „Geisterstädten“ - tausende Geschäftsschließungen
23.04.2024

Seit Jahren sinkt die Zahl der Geschäfte in Deutschlands Innenstädten - auch weitere Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof müssen bald...

DWN
Technologie
Technologie Ocean Cleanup fischt 10.000 Tonnen Plastikmüll aus Ozeanen und Flüssen
23.04.2024

Ein Projekt fischt Tausende Tonnen Plastik aus dem Meer und aus Flüssen. Eine winzige Menge, weltweit betrachtet. Doch es gibt global...

DWN
Technologie
Technologie Astronaut Alexander Gerst rechnet mit permanenter Station auf dem Mond
23.04.2024

Eine feste Basis auf dem Mond - das klingt für viele noch nach Science Fiction, soll aber schon bald Realität werden. Für Astronaut...