Finanzen

Staatsgeheimnis Bankenrettung: Schäuble wollte System retten

Lesezeit: 2 min
26.02.2013 23:41
Der Journalist Harald Schumann ist für Arte der Frage nachgegangen, wohin die Milliarden für die europäische Bankenrettung hingegangen sind. Viele Antworten hat er nicht bekommen. Der sichtlich genervte Bundesfinanzminister Wolfgang steuerte allerdings ein lustiges Zitat bei.
Staatsgeheimnis Bankenrettung: Schäuble wollte System retten

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Für die treuen Leser der Deutschen Wirtschafts Nachrichten enthält die Arte-Doku "Staatsgeheimnis Bankenrettung" wenig Neues. Sie ist aber dennoch sehenswert, weil sie zusammenfasst, dass das viele Geld der Steuerzahler eigentlich nur ins Bankensystem gepumpt wurde. Wohin - das weiß niemand und will auch niemand sagen.

Im DLF berichtete einer der Filmautoren, der Tagesspiegel-Redakteur Harald Schumann, auch über seine Begegnung mit Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. Der reagierte ziemlich ungehalten auf die Frage, wo die Milliarden denn geblieben seien. Harald Schumann: "Er (Schäuble) hat mir vorgeworfen, ich sei naiv und wisse nicht, wie die Bilanz einer Bank zustande kommt. Darüber hinaus hat er sich nicht äußern wollen, sondern hat dann gleich ganz pauschal geantwortet, Banken seien halt miteinander verflochten, und wenn man eine Bank insolvent gehen lasse oder eben die Gläubiger an den Verlusten beteilige, dann entstehe die Vermutung, dass alle anderen Banken auch ähnlich marode seien, und dann würde das ganze System zusammenbrechen, und darum müsse man das System schützen, und darum müssten alle Gläubiger freigekauft werden." Schäuble in dem Film: "Mir gehen die Diskussionen auf den Geischt. Ein jeder kehr vor seiner Tür - und sauber ist das Stadtquartier!" Na bravo.

Was in dem Film nicht gesagt wird: Natürlich haben die Politiker den Banken permanent gesagt, dass sie Geld brauchen - immer mehr Geld! - um Wahlsprechen (alle vier Jahre) oder politische Monsterprojekte (EU und Euro) zu finanzieren. Die Banken erhalten in dem Film etwas zu einseitig die Schuld zugewiesen. Das Geld haben Millionen Europäer erhalten, weil sie sich dankbar der Illusion hingegeben haben, dass Schulden das beste Investment der Welt sind.

Was der Film ebenfalls nicht erzählt: Die Politik ist wegen der Schulden-Macherei erpressbar geworden. Wenn sich Banken weigern, die Staatsanleihen der Staaten zu kaufen und dann der Bond Markt zusammenbricht, dann ist das Spiel aus. Vor allem deshalb ist die Bankenrettung ein Staatsgeheimnis: Weil die Politiker dann nämlich zugeben müssten, dass sie das Geld der anderen (der Steuerzahler) mit vollen Händen beim Fenster hinausgeworfen haben.

Dann wird sich nämlich zeigen: Die Banken haben den Ball gerne aufgegriffen. Profitiert haben alle - die Staaten, die Pensionsfonds, die kleinen Immobilien-Besitzer. Das Staatsgeheimnis Bankenrettung wird vor allem deshalb so gut gehütet, weil die Politik hofft, bis zur nächsten Wahl zu kommen und den immer zahlreicher werdenden Rentnern keine schlechten Nachrichten überbringen zu müssen.

Den vollen Preis für das Spiel zahlt die nächste Generation - und zwar weltweit. Das ist aber eigentlich schon kein besondes gut gehütetes Geheimnis mehr.

Der ganze Film:

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Der Chefredakteur kommentiert: Kleiner Blackout - kein neuer Strom mehr in Oranienburg! Echt jetzt?
19.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Städtereisen neu entdeckt: Easyjet läutet Renaissance der Rollkoffer ein
19.04.2024

Vor genau 20 Jahren eroberte Easyjet mit seinen günstigen Flügen das Festland der EU. Der Start in Berlin-Schönefeld begann...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...

DWN
Politik
Politik Forsa-Zahlen: Die Grünen unterliegen den Fliehkräften der Abwärtsspirale
19.04.2024

Und schon wieder eine Etage tiefer. Der Sog verstärkt sich und zieht die Partei Bündnis 90/Grüne immer weiter hinab in der Wählergunst....

DWN
Technologie
Technologie Sehnsuchtsort Mond – Wettlauf um Macht und Rohstoffe
19.04.2024

Forscher, Technologiefirmen und ganze Staaten streben nach neuen galaktischen Ufern. Der Mond lockt mit wertvollen Rohstoffen und dient...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Nach neuen Angriffen: USA und NATO erhöhen Unterstützung für Ukraine, während Russland seinen Machtanspruch verstärkt.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Ausfuhren in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
19.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...