Politik

Auto-Blase in China: Volvo muss Verkaufszahlen korrigieren

Lesezeit: 1 min
25.03.2013 17:41
Chinesische Autohändler berichteten dem schwedischen Autokonzern Volvo 2011 zu hohe Verkaufszahlen, um Bonuszahlungen zu kassieren. 2012 senkten sie ihre Angaben, um keinen Verdacht zu erregen. Jetzt muss Volvo seine Absatz-Zahlen korrigieren.
Auto-Blase in China: Volvo muss Verkaufszahlen korrigieren

Mehr zum Thema:  
China >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
China  

Eine interne Untersuchung beim Autokonzern Volvo hatte den Schwindel in China aufgedeckt. Zunächst hatte Volvo 2012 noch einen Verlust von 11 Prozent beim Einzelhandel in China angegeben. Die Verkaufszahlen sanken von 47.140 Autos in 2011 auf 41.989 Autos in 2012. Die enttäuschenden Zahlen aus China hatten letztes Jahr zur Entlassung des Volvo-Geschäftsführer Stefan Jacoby geführt.

Diese Angaben beruhten jedoch auf falschen Zahlen chinesischer Autohändler. Diese wollten sich für 2011 Bonuszahlungen sichern. Daher buchten sie Autos, die 2012 verkauft wurden, ins Vorjahr um. 2012 senkten sie daraufhin ihre Angaben wieder, um die falschen Buchungen auszugleichen. In Wahrheit konnte Volvo 2012 sogar mehr Autos verkaufen als im Vorjahr.

Im Konzern will man dennoch nicht von Betrug sprechen. „Es geht nicht um Betrügen. Die Händler agierten innerhalb der Regeln des Bonusprogramms“, sagte Volvos Pressesprecher Per-Åke Fröberg dem WSJ.

Der Autokonzern hat nicht vor, die falschen Zahlen nachträglich zu korrigieren. „Jetzt eine Übung in Buchhaltung durchzuführen, um festzustellen wie viele Autos tatsächlich verkauft wurden, bringt keine Klarheit, sondern eher mehr Verwirrung“, so Fröberg. Monatliche Vergleiche der Verkaufszahlen in China werden daher bis zum Sommer nicht akkurat sein. Die falschen Angaben sollen Volvos Gewinn nicht beeinflussen, da der Konzern seinen Profit nicht über den Einzelhandel, sondern über Massenlieferungen verbucht.

Auf dem weltgrößten Automarkt seien fehlerhafte Bonussysteme üblich, sagt Stephen Dyer von der Beratungsfirma A.T. Kearney in Shanghai. „Das ist typisch für China. Hier basiert die Autoindustrie ausschließlich auf dem Verkauf vom Hersteller an die Händler, nicht auf der Nachfrage der Kunden.“ Die Hersteller liefern massenhaft Autos an die Händler. Diese versuchen wiederum, die Fahrzeuge mit „verrückten Anreizen“ loszuwerden, und beschädigen dadurch oft die Marke, so Dyer.

China ist der einzige große Automarkt weltweit, bei dem keine Zahlen des Einzelhandels verfügbar sind. Stattdessen werden nur Zahlen von Produktion und Großhandel veröffentlicht. Daten zu Fahrzeugregistrierungen betrachte man in China als Staatsgeheimnis. „In den USA werden diese Daten online veröffentlicht“, sagt Dyer. Auch in Europa und Japan werden Neuzulassungen gezählt und veröffentlicht. Allerdings tricksen die Autohersteller auch hier, um die Statistik zu schönen (mehr hier).

Trotz der nachträglich verbesserten Zahlen für 2012, sieht man bei Volvo die Zukunft eher pessimistisch. Die Absatzkrise in Europa und der zunehmende Konkurrenzdruck machen dem Konzern zu schaffen. Im Februar kündigte der Autohersteller an 1.000 Stellen zu streichen und 237 Millionen Dollar an Kosten einzusparen. 2012 verkaufte Volvo mit 422.000 Autos weltweit sechs Prozent weniger als im Vorjahr. Auch dieses Jahr erwartet man einen Rückgang bei den Verkäufen.


Mehr zum Thema:  
China >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von fossilen Treibstoffen wie Benzin und...

DWN
Politik
Politik Sunaks Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Präsident: Zinssenkungspfad unklar, digitaler Euro erstrebenswert
24.04.2024

Spannende Aussagen von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: Ihm zufolge wird die EZB nach einer ersten Zinssenkung nicht unbedingt weitere...

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...

DWN
Politik
Politik Chinesische Spionage: Verfassungsschutz mahnt Unternehmen zu mehr Vorsicht
24.04.2024

Der Verfassungsschutz warnt vor Wirtschaftsspionage und Einflussnahme aus China. Vor allem für deutsche Unternehmen wäre eine naive...

DWN
Panorama
Panorama Fahrraddiebe nehmen vermehrt teure E-Bikes und Rennräder ins Visier
24.04.2024

Teure E-Bikes und Rennräder sind seit Jahren immer häufiger auf den Straßen zu sehen - die Anzahl von Diebstählen und die...

DWN
Technologie
Technologie KI-Hype in Deutschland: Welle von neuen Startups formiert sich
24.04.2024

Obwohl die Finanzierung von Jungfirmen allgemein ins Stocken geraten ist, werden in Deutschland gerade unzählige KI-Startups gegründet....

DWN
Politik
Politik USA kündigen massive Waffenlieferungen in die Ukraine an - Selenskyj äußert Dank
24.04.2024

Der US-Kongress hat die milliardenschweren Ukraine-Hilfen gebilligt. Jetzt könnte es laut Pentagon bei der ersten Lieferung sehr schnell...