Deutschland

KfW-Bankengruppe: 214 Millionen Verlust mit Schifffahrts-Fonds

Lesezeit: 2 min
16.04.2013 16:17
Die staatliche Förderbank KfW hat im vergangenen Jahr 107 Millionen Euro an Krediten aus der Schifffahrt-Industrie abschreiben müssen. Für dieses Jahr erwartet die KfW noch einmal eine Abschreibung in derselben Höhe. Dank Mario Draghis billiger Zinsen war es trotzdem ein gutes Jahr für die KfW.
KfW-Bankengruppe: 214 Millionen Verlust mit Schifffahrts-Fonds

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der Chef der KfW-Bankengruppe, Ulrich Schröder, strahlte bei der Bilanzpressekonferenz in Frankfurt/Main: Die staatliche Förderbank hat im Jahr 2012 mehr Gewinn gemacht als die sexy Deutsche Bank.

Der Löwenanteil der Gewinne kommt aus erfolgreichen Zinsspekulationen. Dank Mario Draghis billigem Geld konnte die KfW in vielen Bereichen punkten: Das ist zwar keine besonders kreative Geschäftstätigkeit, allerdings war die KfW offenbar verantwortungsbewusst und hat zumindest im Berichts-Jahr keine bösen Überraschungen erlebt. Die KfW betont, dass sie Derivate ausschließlich zur Absicherung einsetzt – auch Goldman Sachs würde niemals sagen, dass Derivate zum Testosteron-Gambling eingesetzt werden.

Das Volumen der faulen Kredite steigt unterdessen. Vor allem in der Schifffahrt hat es herbe Verluste gegeben. Die Bank teilte mit:

Im Segment „Maritime Industrie“ der Export- und Projektfinanzierung hat es überdurchschnittliche Wertberichtigungen gegeben.

Konkret sagte die KfW den Deutschen Wirtschafts Nachrichten auf Nachfrage zur Höhe der Abschreibungen von Investments in die berüchtigten Schifffahrtsfonds:

„Im Jahr 2012 hatte die KfW im Bereich der maritimen Industrie eine Risikovorsorge von 384 Millionen Euro gebucht. 107 Millionen wurden aus dem Portfolio aufgelöst. Damit bleiben netto noch 277 Millionen Euro in der Bilanz. Im Jahr 2013 geht die KfW davon aus, dass es im Portfolio keine neue Kreditgeschäfte geben wird und noch einmal 107 Millionen Euro abgeschrieben werden müssen.

Insgesamt stieg das Volumen der faulen Kredite:

Aus der Risikovorsorge im Kreditgeschäft ergaben sich moderate Ergebnisbelastungen in Höhe von 155 Mio. EUR, nachdem daraus im Vorjahr noch eine Ergebnisverbesserung um 185 Mio. EUR resultierte.

Die KfW geht offenbar davon aus, dass die Lage nicht viel besser wird. Vorstandschef Ulrich Schröder sagte:

„Der auch in diesem Jahr sehr gute Konzerngewinn der KfW liegt deutlich oberhalb des nachhaltigen Ertragspotenzials und lässt sich nicht in die Zukunft fortschreiben. Vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Entwicklung, den strengeren regulatorischen Anforderungen und den Zusatzkosten für die Modernisierung der KfW stellt die mit diesem Ergebnis verbesserte Kapitalbasis die Förderfähigkeit der KfW nachhaltig sicher.“

Immerhin: Zumindest auf der ersten Blick erscheint die KfW sehr solide zu sein:

Die Gesamtkapitalquote unter Berücksichtigung des Konzernergebnisses liegt bei 20,6 %, die Kernkapitalquote bei 18,2 %. Unter Basel III beträgt die Kernkapitalquote aktuell 15,1 % (12,7%).

Sollte manch einer nun denken, er folgt dem Rat der EU und sucht isch eine sichere Banke (ist ab jetzt empfohlen - hier): Die KfW kommt als sicherer Hafen für verunsicherte Sparer leider nicht in Frage. Denn man man bei der KfW kein Konto eröffnen, auch Unternehmens-Kredite müssen immer über eine private Bank beantragt werden.

Das ist clever von der KfW: So hält sie sich wenigstens die überschuldeten Privatkunden vom Hals.

Die Privatbanken eifern ihr in dieser Hinsicht bereits nach: Erst am Montag hatte die stark unter Druck geratene Deutsche Bank bekanntgegeben, ihr Privatkundengeschäft in den Niederlanden zu verkaufen. In Deutschland hatte die Deutsche Bank vor einigen Monaten versucht, ihre Geschäfts-Kunden von den Filialen in einen Telefon-Service umzuleiten (hier). Der Versuch scheiterte am Widerstand vor allem der kleinen und mittelständischen Unternehmen. Die DB beendete das Experiment und kehrte zum klassischen Service durch Filial-Berater zurück.

Die Deutsche Bank schiebt gewaltige Derivanten-Risiken vor sich her und kämpft an verschiedenen juristischen Fronten. Zum Konzern gehören neben der Deutschen Bank auch die Postbank.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Handel warnt vor „Geisterstädten“ - tausende Geschäftsschließungen
23.04.2024

Seit Jahren sinkt die Zahl der Geschäfte in Deutschlands Innenstädten - auch weitere Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof müssen bald...

DWN
Technologie
Technologie Ocean Cleanup fischt 10.000 Tonnen Plastikmüll aus Ozeanen und Flüssen
23.04.2024

Ein Projekt fischt Tausende Tonnen Plastik aus dem Meer und aus Flüssen. Eine winzige Menge, weltweit betrachtet. Doch es gibt global...

DWN
Technologie
Technologie Astronaut Alexander Gerst rechnet mit permanenter Station auf dem Mond
23.04.2024

Eine feste Basis auf dem Mond - das klingt für viele noch nach Science Fiction, soll aber schon bald Realität werden. Für Astronaut...

DWN
Politik
Politik Zeitungsverlage mahnen von Politik zugesagte Hilfe an
22.04.2024

Der Medienwandel kostet Zeitungshäuser viel Kraft und Geld. Von der Politik fühlen sie sich dabei im Stich gelassen. Sie erinnern die...

DWN
Immobilien
Immobilien Stabilere Aussichten für deutschen Gewerbeimmobilienmarkt nach Volatilität
22.04.2024

Die Nachfrage insbesondere nach Büros im deutschen Gewerbeimmobiliensektor war verhalten im Jahr 2023. Das Segment ist stärker als andere...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Iran-Konflikt: Israels mutmaßlicher Angriff und Teherans Machtspiele
22.04.2024

Ein möglicher israelischer Luftangriff gegen den Iran kennzeichnet die bisherige Spitze der Eskalation im Nahostkonflikt. Dennoch bleibt...

DWN
Politik
Politik Steinmeier reist mit Dönerspieß und Imbissbesitzer in die Türkei
22.04.2024

Zehn Jahre ist es her, dass ein Bundespräsident der Türkei einen Besuch abgestattet hat. Jetzt reist Frank-Walter Steinmeier an den...

DWN
Technologie
Technologie Auftakt der Hannover Messe: Industrie mahnt Reformen an
22.04.2024

In Hannover hat wieder die traditionelles Messe für Maschinenbau und Elektrotechnik begonnen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) eröffnete...