Unternehmen

Ängstliche Deutsche: Jede zweite Unternehmens-Gründung scheitert

Lesezeit: 2 min
22.04.2013 03:27
Die Hälfte aller Gründungsplanungen wird verworfen. Erfolgreiche Gründer sind meistens männlich und haben einen akademischen Abschluss. Gescheiterte Gründungen sind immer mit der Angst vor dem sozialen und finanziellen Abstieg begründet.
Ängstliche Deutsche: Jede zweite Unternehmens-Gründung scheitert

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Wer ein Unternehmen gründen will, der muss Kundenbeziehungen aufbauen und Aufträge einholen können. Diese beiden Schlüsselqualifikationen gehören zu den häufigsten Problemen, die sich den potenziellen Gründern in den Weg stellen. Das ergab eine Studie der KFW-Bankengruppe, die die „Hemmnisse im Gründungsprozess“ untersucht. Demnach werden etwa 50 Prozent aller Gründungsvorhaben während der Planung abgebrochen. Die Hemmschwelle scheint hoch. Eine Gründung verlangt nicht nur ein gutes Geschäftsmodell, sondern auch Mut zum Risiko.

Risikoaspekte seien ein wesentlicher Grund für den Abbruch eines Gründungsvorhabens. Die Angst vor der finanziellen Überschuldung und dem sozialen Abstieg ist bei neuen Projekten immer dabei. Ein Scheitern der Selbstständigkeit werde in Deutschland immer noch „stigmatisiert“. Außerdem gelte weiterhin „die Einschätzung, dass bessere Karrieremöglichkeiten in abhängiger Beschäftigung gegeben sind“, heißt es in der Studie.  Mit der Planung eines Unternehmens geht auch die Befürchtung einher, dass „keine geeigneten Teampartner oder keine geeigneten Mitarbeiter für die Gründung zur Verfügung“ stünden. Oft werden auch die eigenen kaufmännischen oder fachlichen Kenntnisse und Qualifikationen als ungenügend eingeschätzt.

Der dritthäufigste Grund ist eine gescheiterte Finanzierung des Vorhabens. Dabei spielen soziodemografische Faktoren eine besondere Rolle. Insbesondere Arbeitslose, Gründer mit einem niedrigen Bildungsabschluss oder mit Migrationshintergrund seien von dieser Hürde betroffen. Aber auch Jugendliche gehören zu dieser Risikogruppe sowie Gründer mit einem sogenannten „Notmotiv“. Durch dieses Gründungsmotiv wollen sich Privatpersonen meist vor drohender finanzieller Not schützen. Eine Scheingründung hilft ihnen dabei durch das Abgreifen von staatlichen Förderungen.

Insgesamt ist das Selbstvertrauen der Deutschen in die eigenen Gründungsfähigkeiten eher gering: Nur 30 Prozent der Befragten gaben an, sich vorstellen zu können, innerhalb der nächsten fünf Jahre den Weg in die Selbstständigkeit zu gehen. Nur etwa jeder Fünfte hat überhaupt Erfahrungen mit Gründungsprozessen (22%). Die Forscher der KFW befragten 50.000 zufällig ausgewählte Personen in Deutschland über mehrere Jahre hinweg.

Differenziert wurde zwischen Gründern, verhinderten Gründern und Gründungsplanern. Verhinderte Gründer sind Personen, die ihre Gründungspläne aus einem oder mehreren Gründen aufgegeben haben. Gründer haben ihre Pläne bereits realisiert. Gründunsplaner sind Personen, die sich nicht ernsthaft mit einer Selbstständigkeit auseinandersetzen oder die sich noch in der Planungsphase befinden. Einen Vergleich zu den Gründungshemmnissen in anderen Ländern bietet die Studie nicht.

Dass eine Firmengründung in Deutschland durchaus funktionieren kann, ist unbestritten. Der deutsche Mittelstand ist bei Ländern wie China von besonderem Interesse. Die Chinesen versuchen in großem Stil, Know-How und Technologien durch Aufkäufe ins Reich der Mitte zu transferieren (mehr hier). Auch aus steuerlicher Perspektive sind die Voraussetzungen für Gründer in Deutschland besser, als zum Beispiel in Frankreich (hier). Jede Volkswirtschaft braucht gesunde mittelständische Unternehmen. Durch eine Reform des Insolvenzrechts könnte die Hemmschwelle für Gründungspläne deutlich gesenkt werden (hier).

 

 


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik Sunak in Berlin: Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferdienste in Deutschland: Bei Flink, Wolt und anderen Lieferando-Konkurrenten geht es um alles oder nichts
24.04.2024

Getir, Lieferando, Wolt, UberEats - es fällt schwer, in deutschen Großstädten beim Angebot der Essenskuriere den Überblick zu...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Chef sieht Zinssenkungspfad unklar und plädiert für digitalen Euro
24.04.2024

Spannende Aussagen von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: Ihm zufolge wird die EZB nach einer ersten Zinssenkung nicht unbedingt weitere...

DWN
Panorama
Panorama Fahrraddiebe nehmen vermehrt teure E-Bikes und Rennräder ins Visier
24.04.2024

Teure E-Bikes und Rennräder sind seit Jahren immer häufiger auf den Straßen zu sehen - die Anzahl von Diebstählen und die...

DWN
Technologie
Technologie KI-Hype in Deutschland: Welle von neuen Startups formiert sich
24.04.2024

Obwohl die Finanzierung von Jungfirmen allgemein ins Stocken geraten ist, werden in Deutschland gerade unzählige KI-Startups gegründet....

DWN
Politik
Politik USA kündigen massive Waffenlieferungen in die Ukraine an - Selenskyj äußert Dank
24.04.2024

Der US-Kongress hat die milliardenschweren Ukraine-Hilfen gebilligt. Jetzt könnte es laut Pentagon bei der ersten Lieferung sehr schnell...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Preiskrieg in China: Volkswagen im harten Wettbewerb der Elektroauto-Branche
24.04.2024

Volkswagen, lange Zeit der unangefochtene Marktführer in China, sieht sich nun einem intensiven Wettbewerb um den Elektroautomarkt...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber im Aufschwung: Das Gold des kleinen Mannes holt auf
24.04.2024

Silber hinkt traditionell dem großen Bruder Gold etwas hinterher. In den letzten Wochen hat der Silberpreis massiv zugelegt. Was sind die...