Politik

Es stinkt in London: EU ordnet Umwelt-Zonen an

Lesezeit: 2 min
03.05.2013 01:37
Großbritannien drohen harte Strafen aus Brüssel. Denn die Luft-Verschmutzung in britischen Städten verstößt gegen EU-Recht. Zudem könnten dem Land Umweltzonen vorgeschrieben werden. Der Konflikt zeigt, dass das nationale Versagen der Briten den Interventionismus aus Brüssel geradezu provoziert.
Es stinkt in London: EU ordnet Umwelt-Zonen an

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Ein britisches Gericht hat die eigene Regierung aufgrund von EU-Recht verurteilt. Die Luft-Verschmutzung in den Städten des Landes sei zu hoch. Es drohen harte Strafzahlungen. Der Fall zeigt, welchen Einfluss Brüssel bereits in der nationalen Gesetzgebung der EU-Staaten ausübt.

Die britische Regierung sei seiner gesetzlichen Pflicht nicht nachgekommen, die Bürger vor den schädlichen Folgen der Luftverschmutzung zu schützen. Zu diesem Urteil kamen am Mittwoch fünf Richter des Obersten Britischen Gerichtshofs. Es ist das erste Mal dass ein britisches Gericht der eigenen Regierung Versagen beim Erfüllen der EU-Luft-Vorschriften bescheinigt.

Öko-Gruppen sind begeistert. „Diese historische Entscheidung (…) ebnet den Weg dafür, dass die EU-Kommission gerichtlich gegen Großbritannien vorgehen kann“, zitiert der Guardian James Thornton, den Chef der Öko-Lobby ClientEarth. Die EU müsse nun einen wirkungsvollen Plan erarbeiten, wie die Menschen vor den Krebs erregenden Diesel-Abasen geschützt werden können.

Auch Jenny Jones von den Grünen ist erfreut über die Unterstützung aus Brüssel: „Das ist eine großartige Nachricht für Kinder und gefährdete Menschen mit Atem- und Herzkreislauf-Problemen, die in verschmutzten Gegenden wohnen.“

Das Urteil heißt nun, dass Großbritannien deftige Strafen an Brüssel zahlen muss. Britische Städte könnten zudem verpflichtet werden, die Luftverschmutzung deutlich zu reduzieren. Sie müssten möglicherweise Autos aus den Innenstädten verbannen und die Belieferung durch Lastkraftwagen beschränken. Der Europäische Gerichtshof müsse die Sache nun im letzten Detail klären, urteilte das britische Gericht.

In dem Fall geht es um 16 britische Städte – darunter London, Manchester, Birmingham und Glasgow. Pläne der Regierung zeigen, dass in diesen Städten die zulässigen Grenzen für Stickstoff-Dioxid noch bis 2020 oder 2025 überschritten werden.

Mit der Entscheidung wird deutlich, dass die EU-Kommission bereits wirkungsvoll in der Lage ist, einzelnen Städten Detail-Vorschriften wie die einer Umwelt-Zone aufzuerlegen. Auch wenn dies im Fall der Umwelt für eine vermeintlich gute Sache ist: Umwelt-Zonen sind eigentlich klassische kommunale Angelegenheiten. Es ist Aufgabe und Verantwortung der lokalen Politik, für die Gesundheit der Bürger zu sorgen.

Wenn in diesem Bereich das Prinzip der Subsidiarität so offenkundig nicht mehr funktioniert, belegt dies ein ziemlich jämmerliches Scheitern der englischen Kommunalpolitiker.

Das Urteil des britischen Obersten Gerichtshofes ist ein weiterer Beleg, dass Brüssel in Großbritannien ziemlichen Regulierungsbedarf sieht. Die Brüsseler Finanztransaktions-Steuer, die von London strikt abgelehnt wird, könnte ebenfalls  massive Auswirkungen auf Großbritannien haben. Eine gerichtliche Entscheidung dazu steht noch aus (mehr hier). Und auch im Hinblick auf das Bankgeheimnis hat sich Brüssel gegen London durchgesetzt. Großbritannien muss künftig die EU mit Informationen über Inhaber von Bankkunden versorgen (mehr hier).

Es ist vor diesem Hintergrund wenig erstaunlich, dass sich einer neuesten Umfrage auch die Mehrheit der britischen Unternehmen gegen einen Verbleib in der EU ausspricht. Allerdings sollte sich die Unternehmen auch fragen, was sie ohne das Feindbild Brüssel gegen ihre eigenen Politiker unternehmen wollen. Sie haben Großbritannien in den vergangenen Jahren in die vollständige Abhängigkeit von der Finanzwirtschaft in der City of London geführt.

Hätte London andere Industrien mit derselben Hingabe gefördert wie das große globale Kasino, müsste sich das Land jetzt nicht von der EU vorführen lassen.

Dass zu viele Autos auf kleiner Fläche zu viel Gestank produzieren, dürfte auch den britischen Nasen nicht entgangen sein.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...

DWN
Technologie
Technologie Sehnsuchtsort Mond – Wettlauf um Macht und Rohstoffe
19.04.2024

Forscher, Technologiefirmen und ganze Staaten streben nach neuen galaktischen Ufern. Der Mond lockt mit wertvollen Rohstoffen und dient...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Ukraines Präsident, Wolodymyr Selenskyj, dankt Deutschland für die Unterstützung. Die Außenminister beider Länder, Baerbock und...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Exporte in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...

DWN
Technologie
Technologie Turbulenzen bei Tesla: Stellenabbau und düstere Prognosen für 2024
19.04.2024

Nach einem Stellenabbau bei Tesla prognostizieren Experten ein „Durchhänger-Jahr“ für Elektromobilität 2024, während Tesla auf...

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
18.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...

DWN
Politik
Politik G7-Gipfel auf Capri: Militärische Signale für Ukraine und Nahost
18.04.2024

Inmitten eskalierender Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten kommen die G7-Außenminister auf Capri zusammen, um gemeinsam Strategien...

DWN
Politik
Politik Russische Agenten in Bayern festgenommen: Sabotagepläne aufgedeckt
18.04.2024

Zwei Russland-Deutsche sollen für einen russischen Geheimdienst spioniert haben. Einer der beiden soll sich auch zur Durchführung von...