Deutschland

Gefälschte Medikamente: Jedes fünfte Mittel gefährdet die Gesundheit

Lesezeit: 1 min
04.05.2013 01:01
In immer größerem Stil drängen gefälschte Medikamente auf den deutschen Arzneimittel-Markt. Ärzte und Verbraucherschützer warnen vor den Risiken der vermeintlich billigen Alternativen.
Gefälschte Medikamente: Jedes fünfte Mittel gefährdet die Gesundheit

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Ärztevertreter schlagen Alarm: Etwa die Hälfte aller im Internet gehandelten Medikamente sind gefälscht. 20 Prozent der Fälschungen enthalten sogar Stoffe, die zu körperlichen Schäden führen können.

Das Internet ist für die Medikamenten-Wirtschaft ideal. Über die Grenzen hinweg können Produkte theoretisch weltweit Abnehmer finden. Die hohen Preise, die in Deutschland für Medikamente gezahlt werden, machen es den Unternehmen mit billigen Alternativen leicht. Doch etwa die Hälfte der im Internet gehandelten Medikamente sind gefälscht. Und rund ein Fünftel davon können sogar eine Gefahr für die Gesundheit sein, warnt die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM).

Neben Lifestyle-Produkten wie Potenzmitteln und Anabolika sind auch verschreibungspflichtige Mittel betroffen. Plagiate gibt es demnach auch für Antibiotika, Schmerzmittel und Medikamente zur AIDS- und Krebstherapie. Die Fälschungen seien nur schwer als solche erkennbar, so die DGIM. Die Händler ahmen Verpackung und Aussehen der Tabletten täuschend echt nach.

Verbrauchern rät die DGIM in jedem Fall von der Einnahme ab, wenn der Beipackzettel fehlt. Außerdem wird geraten, nichts auf dubiosen Internetseiten zu bestellen. Medikamente sollten nur in einer Apotheke vor Ort oder einer seriösen Internet-Apotheke gekauft werden. Ansonsten könnten sich die Patienten nur sehr begrenzt schützen. Eine effektive Arzneimittel-Kontrolle kann nur von den Behörden erfolgen.

Verbände von Arzneimittelherstellern, Großhändler und Apotheken in Deutschland hätten deshalb das „securPharm-System“ entwickelt, so die DGIM: Danach trägt jede Packung eine codierte Seriennummer. Derzeit laufen die Packungen in Tests, erste Ergebnisse stehen unmittelbar bevor. Auch die EU plane, bis zum Jahr 2017 zusätzliche Sicherungen einzuführen.

Als „Fälschung“ bezeichnet die Weltgesundheitsorganisation Medikamente, deren Identität oder Herkunft absichtlich falsch gekennzeichnet ist. Die Gewinnspannen bei den illegal gehandelten Arzneimitteln sind horrend: Der Wirkstoff Sildenafil etwa erzielt laut Zollfahndung Köln Spannen von weit mehr als dem 200-Fachen.

Zwar seien die nachgeahmten Medikamente oft wesentlich billiger, aber eben auch teilweise unwirksam oder hätten gefährliche Nebenwirkungen, so der Hauptgeschäftsführer des deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Martin Wansleben, zur Saarbrücker Zeitung. Viele Touristen würden sich inzwischen Medikamente einfach aus dem Urlaub mitbringen, „ohne zu hinterfragen, warum sie so billig sind“.

Die internationale Produktpiraterie im Allgemeinen habe immer dramatischere Folgen für die deutsche Wirtschaft, so Wansleben. Demnach beläuft sich der Schaden mittlerweile auf über 50 Milliarden Euro im Jahr. Textilien und Zigaretten seien nach wie vor die am meisten kopierten Güter. Neben Medikamenten wachse aber auch der Anteil der elektronischen Haushaltsgeräte. Zwei Drittel aller Fälschungen kämen aus China und Hongkong, und auch die Entwicklung in Indien stelle ein immer größeres Problem dar.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tarifkonflikt gelöst: Keine Lufthansa-Streiks zu Ostern
28.03.2024

Nachdem die Deutsche Bahn ihren Tarifkonflikt mit der Lokführergewerkschaft GDL in dieser Woche gelöst hat, scheinen auch bei der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft „Made in Germany“ ist wieder gefragt - deutsche Exporte steigen deutlich
28.03.2024

Der Außenhandel in Deutschland hat wider Erwarten zu Jahresbeginn deutlich Fahrt aufgenommen. Insgesamt verließen Waren im Wert von 135,6...

DWN
Finanzen
Finanzen Der Ukraine-Krieg macht's möglich: Euro-Bonds durch die Hintertür
27.03.2024

Die EU-Kommission versucht, mehr Macht an sich zu ziehen. Das Mittel der Wahl hierfür könnten gemeinsame Anleihen, sogenannte Euro-Bonds,...

DWN
Politik
Politik Bundeswehr unterstützt Strukturwandel in der Lausitz
27.03.2024

In Bernsdorf im Landkreis Bautzen wird ein neues Logistik-Zentrum der Bundeswehr entstehen. Das entschied Verteidigungsminister Boris...

DWN
Unternehmen
Unternehmen EU blockiert Übernahme von ITA Airways und schützt Lufthansa vor sich selbst
27.03.2024

Brüssel hat neue Hürden für die Übernahme der italienischen Fluggesellschaft ITA Airways aufgestellt. Die dänische EU-Kommissarin...

DWN
Finanzen
Finanzen Gold verkaufen: So geht's und so erhalten Sie den besten Preis
27.03.2024

Der Goldpreis-Rekord liegt bei über 2.200 US-Dollar, erst kürzlich erreichte das Edelmetall dieses historische Hoch. Viele Goldbesitzer...

DWN
Finanzen
Finanzen Staatsschulden steigen - Ende 2023 bei fast 2,5 Billionen Euro
27.03.2024

Die öffentlichen Staatsschulden sind im vergangenen Jahr um 3,3 Prozent gestiegen. Die Verschuldung des Bundes nahm überdurchschnittlich...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Douglas-Börsengang: Was nach dem IPO für Anleger zu beachten ist
27.03.2024

Douglas wurde zum Börsenstart bei der Rückkehr auf das Frankfurter Parkett mit einer Marktkapitalisierung von 2,8 Milliarden Euro...