Politik

EU-Parlament will bei Euro-Rettung mitreden

Lesezeit: 2 min
11.06.2013 09:55
Innerhalb des EU-Parlaments sollen die Ausschüsse für Wirtschaft und Währung Unterausschüsse erhalten, in denen nur die Abgeordneten der Euro-Staaten sitzen. Doch dadurch würde das organisatorische Chaos in der EU noch verstärkt.
EU-Parlament will bei Euro-Rettung mitreden

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Im EU-Parlament gibt es Bestrebungen, eigene Unterausschüsse für Abgeordnete aus den Euro-Staaten zu bilden. Doch dies würde nicht nur organisatorische Probleme mit sich bringen, sondern auch gegen den EU-Vertrag verstoßen.

Ein deutsch-französischer Bericht fordert, dass die EU-Abgeordneten aus den Ländern der Eurozone ein Mitsprache-Recht bei der Euro-Rettung erhalten. „Es sollten geeignete Strukturen für die Eurozone innerhalb des Europäischen Parlaments aufgebaut werden“, zitiert EUobserver aus dem Bericht. Doch die Idee einer Eurozonen-Struktur innerhalb des EU-Parlaments ist sowohl rechtlich als auch politisch hoch komplex. Sie kam erstmals vor zwei Jahren auf, als die EU-Führer begannen, über die Bailouts von Euro-Staaten und ein eigenes Budget für die Eurozone nachzudenken.

Damals wurde von politischen Führern im EU-Parlament vorgeschlagen, eigene Unterausschüsse für Eurozonen-Probleme zu schaffen. Doch ein derartiges Konzept ist aus rechtlichen Gründen schwierig, denn es ist im EU-Vertrag nicht vorgesehen, so der polnische EU-Abgeordnete Rafal Trzaskowski. „Weil wir [Abgeordneten] alle die gleichen Rechte haben. Wir repräsentieren die Bürger und nicht die Mitgliedstaaten.

Eine Idee bestehe darin, dass die Fraktionen des EU-Parlaments nur Abgeordnete aus den aktuellen und künftigen Euro-Staaten in die Unterausschüsse delegiere – nicht rechtlich verbindlich, sondern als Gentleman‘ Agreement, so Trzaskowski. Eine weitere Option könnte sein, dass die drei großen Parteien des EU-Parlaments entscheidende Ämter nur an Euro-Staaten vergeben.

Es ist auch unklar, was eigentlich Probleme sind, die nur die Eurozone betreffen. Es sei eine Union und ein Finanzmarkt, sagte Jacek Saryusz-Wolski, ein weiterer polnischer EU-Abgeordneter. „Die Probleme der Banken sind nicht nur Probleme der Eurozone.“ Der britische Abgeordnete Andrew Duff warnt davor, die wirtschaftlichen und geldpolitischen Ausschüsse aufzuteilen. „Man riskiert Zusammenhanglosigkeit und Widersprüchlichkeit. Und davon haben wir schon mehr als genug.“

Neben diesen organisatorischen Problemen, gibt es auch grundsätzliche Einwände gegen die Einrichtung von Unterausschüssen für die Eurozone. Nur Großbritannien und Dänemark haben das Recht, den Beitritt zum Euro zu verweigern. Für alle anderen EU-Staaten war diese Zusage Teil ihrer Beitrittsverhandlungen. Warum also sollten diese Länder von der Diskussion ausgeschlossen werden. Saryusz-Wolski sagte, er werde sich gegen diese „zwei Sorten EU-Abgeordnete“ stellen – innerhalb des Parlaments und wenn nötig vor dem Europäischen Gerichtshof.

Die Einrichtung von Unterausschüssen für die Eurozone ist schwierig genug. Doch eigene Gesetze und Abstimmungen der Eurozonen-Abgeordneten innerhalb des EU-Parlaments sind derzeit rechtlich überhaupt nicht möglich. Dazu wären Veränderungen des EU-Vertrags nötig. Doch das sei „das letzte“, was etwa der französische Präsident Francois Hollande will, sagt Anand Menon, Professor für Europäische Politik am Londoner King's College. „Denn er würde unter enormen Druck geraten, eine Referendum abzuhalten.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Der Chefredakteur kommentiert: Kleiner Blackout - kein neuer Strom mehr in Oranienburg! Echt jetzt?
19.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Städtereisen neu entdeckt: Easyjet läutet Renaissance der Rollkoffer ein
19.04.2024

Vor genau 20 Jahren eroberte Easyjet mit seinen günstigen Flügen das Festland der EU. Der Start in Berlin-Schönefeld begann...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...

DWN
Politik
Politik Forsa-Zahlen: Die Grünen unterliegen den Fliehkräften der Abwärtsspirale
19.04.2024

Und schon wieder eine Etage tiefer. Der Sog verstärkt sich und zieht die Partei Bündnis 90/Grüne immer weiter hinab in der Wählergunst....

DWN
Technologie
Technologie Sehnsuchtsort Mond – Wettlauf um Macht und Rohstoffe
19.04.2024

Forscher, Technologiefirmen und ganze Staaten streben nach neuen galaktischen Ufern. Der Mond lockt mit wertvollen Rohstoffen und dient...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Ausfuhren in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Nach neuen Angriffen: USA und NATO erhöhen Unterstützung für Ukraine, während Russland seinen Machtanspruch verstärkt.

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
19.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...