Unternehmen

Studie: Neue Freihandels-Zone mit den USA geht auf Kosten Deutschlands

Lesezeit: 2 min
18.06.2013 01:50
Ein umfangreiches Freihandelsabkommen mit den USA würde extrem negative Auswirkungen auf den deutschen Export haben. Das Außenhandels-Volumen mit Großbritannien und Ländern der Eurozone würde um durchschnittlich 30 Prozent zurückgehen.
Studie: Neue Freihandels-Zone mit den USA geht auf Kosten Deutschlands

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Die neue Freihandels-Zone zwischen der EU und den USA wird sowohl den G8-Treffen als auch bei Obamas Besuch in Berlin ein Thema sein. Angela Merkel hat sich bisher äußerst positiv zum Freihandelsabkommen geäußert. Sie geht von einem Wachstumsschub aus. Eine aktuelle Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt jedoch, dass sehr wohl eine große Gefahr für die deutsche Wirtschaft besteht. Vor allem die Exporteure wären von negativen Auswirkungen betroffen.

In ihrer wöchentlichen Videobotschaft sprach die Bundeskanzlerin am Wochenende über die positiven Folgen einer Freihandels-Zone:

„Ich bin eine große Befürworterin eines solchen Freihandelsabkommens. Unsere Erfahrungen sind, dass überall dort, wo wir solche Abkommen haben, Wachstum entsteht, Handel und Wandel beflügelt werden. (…) Deshalb können wir vielleicht auch sehr bald mit den Verhandlungen beginnen.“

Aus diesem Grund will Merkel bei den Verhandlungen „so wenig wie möglich ausklammern“. Die Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt allerdings, dass es die Folgen eines solchen Abkommen nicht so für den deutschen Export nicht so positiv ausfallen würden, wie Merkel es prognostiziert.

Die Studie zieht das jeweilige Handelsvolumen der einzelnen Staaten aus dem Jahr 2010 heran und berechnet, wie sich dieses Volumen bei eine umfassenden Liberalisierung verändern würde.

So hätten beispielsweise die Exporte zwischen den USA und Deutschland aus dem Jahr 2010 bei einer umfassenden Liberalisierung leicht zulegt. Für den Handel mit den EU-Ländern sieht dies jedoch ganz anders aus. Großbritannien weise „relativ niedrige natürliche Handelsbarrieren (Sprache, Kultur) mit den USA“ auf, so die Studie. Der Handel zwischen Großbritannien und den USA würde bei einem umfangreichen Freihandelsabkommen demnach stark ausgeweitet werden. Dies hätte natürlich negative Folgen für den Handel zwischen Deutschland und Großbritannien. Das Handelsvolumen des deutschen Exports nach Großbritannien wäre um mehr als 40 Prozent zurückgegangen.

Doch auch das Handelsvolumen mit Frankreich und  Italien hätte bei einer umfassenden Liberalisierung jeweils um mehr als 23 Prozent abgenommen. Bei Ländern wie Griechenland (-29,94%), Portugal (-29,90%) und Spanien (-33.71%) wären die Effekte ebenfalls „beträchtlich“, heißt es in der Studie. Beim Handel mit den BRICS-Staaten wäre das Handelsvolumen immerhin insgesamt um etwa zehn Prozent gefallen.

Zusätzlich zu der Problematik des sinkenden Exports ergeben sich jedoch auch grundsätzlich Folgen für die Lebensmittel-Industrie und den Verbraucherschutz. Landwirtschaftsministerin Aigner sagte vergangenen Freitag im DLF, dass der Export von Hormon-Fleisch aus den USA durchaus in Betracht gezogen wird. Eine Entwicklung, die von dem Grünen-Europaabgeordneten Martin Häusler stark kritisiert wird. Hieraus ergäben sich  für den Verbraucherschutz und die Landwirtschaft deutlich mehr Nachteile als Vorteile, so Häusler:

„Der gesamte Bereich Nahrung und Agrar sollte aus den Verhandlungen komplett ausgeklammert werden.  Zur Debatte stehen in dem Abkommen zwei völlig verschiedene landwirtschaftliche Modelle, die nicht mit einander gekoppelt werden können. (…)

Der europäische Verbraucher möchte keine mit Chlor behandelten Hähnchen, kein mit Hormoneinsatz produzierte Steaks und kein gentechnisch verändertes Brotgetreide. All das aber droht, wenn die USA sich durchsetzen und die EU keine ebenso entschiedene Haltung dagegen zu setzen versteht.  Eine Kennzeichnungspflicht alleine, wie sie Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner vorschlägt, reicht keinesfalls aus, um die gewünschte Transparenz herzustellen.“

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

 


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienkrise für Banken noch nicht überwunden
28.03.2024

Die deutschen (Pfandbrief-)Banken sind stark im Gewerbeimmobilien-Geschäft engagiert. Das macht sie anfällig für Preisrückgänge in dem...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tarifkonflikt gelöst: Keine Lufthansa-Streiks zu Ostern
28.03.2024

Nachdem die Deutsche Bahn ihren Tarifkonflikt mit der Lokführergewerkschaft GDL in dieser Woche gelöst hat, scheinen auch bei der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft „Made in Germany“ ist wieder gefragt - deutsche Exporte steigen deutlich
28.03.2024

Der Außenhandel in Deutschland hat wider Erwarten zu Jahresbeginn deutlich Fahrt aufgenommen. Insgesamt verließen Waren im Wert von 135,6...

DWN
Finanzen
Finanzen Der Ukraine-Krieg macht's möglich: Euro-Bonds durch die Hintertür
27.03.2024

Die EU-Kommission versucht, mehr Macht an sich zu ziehen. Das Mittel der Wahl hierfür könnten gemeinsame Anleihen, sogenannte Euro-Bonds,...

DWN
Politik
Politik Bundeswehr unterstützt Strukturwandel in der Lausitz
27.03.2024

In Bernsdorf im Landkreis Bautzen wird ein neues Logistik-Zentrum der Bundeswehr entstehen. Das entschied Verteidigungsminister Boris...

DWN
Unternehmen
Unternehmen EU blockiert Übernahme von ITA Airways und schützt Lufthansa vor sich selbst
27.03.2024

Brüssel hat neue Hürden für die Übernahme der italienischen Fluggesellschaft ITA Airways aufgestellt. Die dänische EU-Kommissarin...

DWN
Finanzen
Finanzen Gold verkaufen: So geht's und so erhalten Sie den besten Preis
27.03.2024

Der Goldpreis-Rekord liegt bei über 2.200 US-Dollar, erst kürzlich erreichte das Edelmetall dieses historische Hoch. Viele Goldbesitzer...

DWN
Finanzen
Finanzen Staatsschulden steigen - Ende 2023 bei fast 2,5 Billionen Euro
27.03.2024

Die öffentlichen Staatsschulden sind im vergangenen Jahr um 3,3 Prozent gestiegen. Die Verschuldung des Bundes nahm überdurchschnittlich...