Finanzen

Nervosität in China: Regierung verbietet Berichterstattung über Kreditklemme

Lesezeit: 1 min
03.07.2013 12:16
Die chinesischen Behörden sind offensichtlich sehr beunruhigt darüber, dass die Öffentlichkeit vom wahren Ausmaß der Kreditklemme erfahren könnte. Die Zensur über die Wirtschafts-Medien des Landes wurde verschärft. In Peking geht die Furcht vor einem drohenden Finanzmarkt-Crash um.
Nervosität in China: Regierung verbietet Berichterstattung über Kreditklemme

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Chinas kommunistische Einheits-Partei hat Lokalmedien per Anweisung verboten, über die Kreditklemme zu berichten. Grund ist die Angst vor einer weiteren Verunsicherung der Finanzmärkte. Die neuen Zensurmaßnahmen sind ein Zeichen für die steigende Nervosität bei der Staatsmacht.

Chinas Lokalmedien erhielten in den vergangenen Tagen eindeutige Anweisungen, wie sie sich über die Probleme auf dem chinesischen Finanzmarkt zu äußern haben – und wie nicht. Darüber berichtet die FT, die aus einer Direktive der Propagandaabteilung der Kommunistischen Partei zitiert. Darin heißt es, die Medien müssten davon absehen, „die so genannte Geldklemme aufzubauschen“. Stattdessen sollten sie verkünden, dass die Finanzmärkte ausreichend liquide seien. „Die Medien müssen ihre positiven Berichte ausbauen“, zitiert die Zeitung. Die Geldpolitik der Zentralbank sei nicht knapp, sondern beständig.

Die bereits Anfang letzter Woche verfasste Direktive wurde in den vergangenen Tagen an lokale Zeitungen und Rundfunksender gesendet. Viele chinesische Medien hatten in den vergangenen Wochen ausführlich über die Probleme am Finanzmarkt berichtet.

Das Vertrauen der Banken untereinander hat stark unter der geringen Liquidität am Geldmarkt gelitten. Zuletzt hieß es vorübergehend sogar, die mächtige Bank of China sei pleite (hier). Berichte wie diese ließen den Interbankenzinssatz immens ansteigen. Das schränkt auch die Kreditvergabe an Unternehmen und Privatpersonen ein. Die Anforderungen dafür werden ohnehin schon seit längerer Zeit verschärft.

All dies sind erste Anzeichen für ein baldiges Platzen der chinesischen Kreditblase. Der drohende Crash (mehr hier) hat auch Auswirkungen auf andere Märkte, etwa in Europa. An Chinas Börsen kam es bereits zu regelrechten Panikverkäufen. Anfang letzter Woche sanken die Indizes innerhalb von Tagen um mehr als zehn Prozent. Auch die Aktienmärkte in Japan und Europa reagierten auf die Entwicklungen spürbar negativ.

Zensur ist in China allgegenwärtig. Die Redaktionen erhalten regelmäßig Vorgaben, wie über politisch sensible Themen zu berichten sei. Im Falle der aktuellen Finanzmarktprobleme dauerte es zwar relativ lange, bis die chinesische Propaganda-Maschinerie ins Laufen kam. Die Führung in Peking ist aber offensichtlich fest entschlossen, jede weitere Berichterstattung über die Kreditklemme im Keim zu ersticken.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Finanzen
Finanzen Die Vor- und Nachteile von Krediten: Was Anleger wissen müssen
24.04.2024

Kredite können eine wertvolle finanzielle Unterstützung bieten, bringen jedoch auch Risiken mit sich. Was sind die Vor- und Nachteile und...

DWN
Politik
Politik Europaparlament billigt neue EU-Schuldenregeln nach langwierigen Debatten
23.04.2024

Monatelang wurde über Europas neue Regen für Haushaltsdefizite und Staatsschulden diskutiert. Die EU-Abgeordneten sprechen sich nun für...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauministerin: Innenstädte brauchen vielfältigere Angebote
23.04.2024

Klara Geywitz wirbt für mehr Vielfalt in den deutschen Innenstädten, um damit stabilere Immobilienmärkte zu unterstützen. Ein Mix von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Palantir: Wie Vorurteile die sinnvolle Anwendung von Polizei-Software behindern
23.04.2024

Palantir Technologies ist ein Software-Anbieter aus den USA, der entweder Gruseln und Unbehagen auslöst oder Begeisterung unter seinen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 20 Jahre EU-Osterweiterung: Wie osteuropäische Arbeitskräfte Deutschland unterstützen
23.04.2024

Zwei Jahrzehnte nach der EU-Osterweiterung haben osteuropäische Arbeitskräfte wesentlich dazu beigetragen, Engpässe im deutschen...

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: Spannung und Entspannung – Geopolitik sorgt für Bewegung bei Aktien und Rohstoffen
23.04.2024

Die hochexplosive Lage im Nahen Osten sorgte für reichlich Volatilität an den internationalen Finanz- und Rohstoffmärkten. Nun scheint...

DWN
Finanzen
Finanzen Staatsverschuldung auf Rekordhoch: Steuerzahlerbund schlägt Alarm!
23.04.2024

Der Bund Deutscher Steuerzahler warnt: Ohne Kehrtwende droht der fiskalische Abgrund, trotzdem schöpft die Bundesregierung das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt weiter - Verband alamiert
23.04.2024

Laut neuen Zahlen gibt es immer weniger Apotheken-Standorte. Der Apothekerverband spricht von „alarmierenden Zeichen“ und erklärt,...