Finanzen

Indien: Import-Steuer führt zu massivem Anstieg des Gold-Schmuggels

Lesezeit: 2 min
03.08.2013 02:59
Seit Ende 2011 hat Indien die Steuer auf Goldimporte viermal deutlich angehoben. Denn die starke Nachfrage nach dem Edelmetall schwächt die Rupie. Immer mehr Inder versuchen, die Goldsteuer zu umgehen. Der Schmuggel boomt.
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Die Importsteuer auf Gold sollte erreichen, dass die Inder weniger von dem Edelmetall kaufen. Doch dieses Ziel hat die Regierung verfehlt. Stattdessen hat die Steuer zu einer Blüte des Goldschmuggels geführt.

Um den massiven Einbruch der Rupie zu stoppen, hatte die indische Regierung im Juni erneut die Steuer auf Goldimporte erhöht. Noch Ende 2011 lag die Steuer bei einem Prozent, wurde dann aber auf zwei Prozent erhöht. Anfang 2012 kletterte sie auf vier und Anfang 2013 auf sechs Prozent. Seit Juni liegt sie nun bei acht Prozent, berichtet das WSJ.

Mit der Erhöhung der Importsteuer will die indische Regierung erreichen, dass die Inder endlich weniger Gold kaufen. Denn fast die gesamte indische Goldnachfrage wird über Importe bedient. Daher muss die Rupie zum Golderwerb zunächst in US-Dollar gewechselt werden, worunter der Kurs der indischen Währung leidet.

Doch trotz der hohen Goldsteuer ist die Goldnachfrage in Indien ungebrochen. Zwar gingen die Goldimporte 2012 um elf Prozent zurück, doch 2013 ist die Nachfrage wieder deutlich gestiegen, vor allem auch aufgrund der niedrigen Preise auf dem Weltmarkt.

Die indische Konsumenten-Nachfrage machte im zweiten Quartal dieses Jahres 28 Prozent des physischen Goldmarkts aus, berichtet der World Gold Council. Er rechnet mit 300 bis 400 Tonnen. Das wäre ein Anstieg um circa 200 Prozent. Nur in China ist die Nachfrage mit 33 Prozent des Weltmarkts noch größer gewesen (hier). Die Nachfrage aus Europa (6 %) und den USA (4 %) war im zweiten Quartal kaum von Bedeutung.

Viele Schmuckgeschäfte in Indien sind im zweiten Quartal regelrecht leergekauft worden. Ein Grund dafür ist auch, dass die Banken des Landes keine Goldmünzen mehr verkaufen dürfen, es sei denn sie werden sofort in bar bezahlt (mehr hier).

Dieses Verbot wurde von der indischen Zentralbank zwar inzwischen wieder zurückgenommen. Doch nun müssen die Banken und Goldhändler sicherstellen, dass 20 Prozent ihrer Goldimporte wieder exportiert werden. Diese neue Maßnahme werde dazu führen, dass die Verfügbarkeit von Gold weiter reduziert wird, sagte Santosh Srivastava, der Geschäftsführer einer Schmuckkette.

Die Goldsteuer und vor allem die Beschränkungen beim Goldkauf zeigen bereits Wirkung. So fiel die Goldnachfrage im Juni um 80 Prozent auf 30 Tonnen nach 162 Tonnen im Mai, so ein Beamter des Handelsministeriums.

Doch auch wenn das Angebot eingeschränkt wird, die Nachfrage bleibt bestehen. Gold ist die bevorzugte Wertanlage der Bauern, so Srivastava. Zudem sei das Edelmetall das traditionelle Geschenk für Bräute und werde während der Hindu-Feste von Millionen Indern gekauft.

Goldhändler und Steuerbeamte sagen, der Rückgang der offiziellen Importe biete eine Gelegenheit für Schmuggler. „Der Goldschmuggel scheint von Monat zu Monat zuzunehmen“, so ein hochrangiger Steuerbeamter. Das Gold komme vor allem aus Dubai, Bangkok und Singapur. Es werde über das Wasser geschmuggelt, aber auch über die Ländergrenzen mit Bangladesch und Nepal.

Die Zahl der Gold-Schmuggler, die von den Steuerfahndern festgenommen wurden, stieg im zweiten Quartal auf 32. Im Vorjahresquartal gab es nur vier Festnahmen. Der Wert des beschlagnahmten Goldes lag zehnmal so hoch wie noch im zweiten Quartal 2012. Die Zahl der festgestellten Fälle von Goldschmuggel habe im zweiten Quartal bei 205 gelegen, fast zehnmal so hoch wie im Vorjahresquartal mit 21 Fällen, so ein Steuerbeamter.

Doch die festgestellten 205 Fälle von Schmuggel im zweiten Quartal seien nur ein Bruchteil des tatsächlich stattfindenden Schmuggels. „Ich denke, wir sind nur in der Lage, etwa 5 bis 10 Prozent des Goldschmuggels in das Land aufzudecken“, so ein Steuerbeamter. Das indische Finanzministerium hat Häfen und Flughäfen zu besonderer Aufmerksamkeit ermahnt. Die Nachpatrouillen auf See seien verstärkt worden.

Die Behörden berichten darüber, wie Gold zur Tarnung in Büroklammern umgeschmolzen wurde oder bei der Einreise nach Indien in der Unterwäsche, in den Schuhen oder im Körperinneren versteckt wird. Auch in Fischerbooten kommt das Gold ins Land. Die Schmuggler müssen gewöhnlich Strafen in Höhe von 25 Prozent des Goldwerts zahlen. Wiederholungstätern drohen Gefängnisstrafen.

Die Goldhändler in Dubai erwarten eine weiter zunehmende Goldnachfrage. „Ich denke, der Trend [zum Goldschmuggel] wird noch zunehmen, denn die Preis sind niedrig“, sagte ein Nimesh Shah, ein in Dubai ansässiger Goldhändler. Wer Gold kaufen wolle, der kaufe es in Dubai, anstatt in Indien Steuern zu zahlen.


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