Politik

Landkreis Gießen kontrolliert, ob die Bürger Müll nach Vorschrift trennen

Lesezeit: 1 min
20.08.2013 05:57
Wer denkt, er könne die Bürokratie überlisten und faules Obst in den Papier-Müll werfen, wird in Deutschland eines besseren belehrt. Zumindest im Landkreis Gießen kann es schon einmal vorkommen, dass eines Tages ein Müll-Beamter vor der Tür steht und den Hausbesitzer auf ein Verhalten hinweist.
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Der Versuchung, die vorschriftsmäßige Mülltrennung zu ignorieren, sollte man zumindest im Landkreis Gießen tunlichst widerstehen. Dem Radiosender ffn gestand eine Mitarbeiterin der Abfalldezernentin, dass die Behörden nichts Besseres zu tun haben ihren Dienst sehr ernst nehmen und offenbar tatsächlich kontrollieren, was die Bürger in die Mülltonnen werfen. Dass Mülltonnen tatsächlich in Augenschein genommen werden müssen, komme zwar nicht oft vor – und wenn, so Barbara Roth, sprechen die „Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit den Bürgerinnen und Bürgern höflich und von Angesicht zu Angesicht. Dienstausweis oder Berechtigungsschreiben vom Landkreis Gießen sind dann immer dabei“.

Sollte dem Abfuhrunternehmen bei der Leerung auffallen, dass schlecht sortiert wurde, hängen die Männer einen Zettel mit einem Hinweis an die Tonne. Roth: „Es wird niemand angerufen, Kontakt nehmen wir in der Regel schriftlich auf.“

Hintergrund dieser bürgernahen Einschränkung sind Scherzbolde, die sich seit Wochen einen Spaß daraus machen, ihre Mitbürger anzurufen und sich als Mitarbeiter der Abfallwirtschaft auszugeben. Fällt ein Opfer auf den Scherz herein, wird ihm mitgeteilt, dass es bei der nächsten falschen Mülltrennung eine Verwarnung geben werde.

Von unseriösen Methoden distanziert sich der Landkreis allerdings mit aller Entschiedenheit. Abfalldezernentin Dr. Christiane Schmahl: „Bitte glauben Sie solchen Anrufern nicht und legen Sie einfach auf. Die Abfallwirtschaft ruft grundsätzlich nicht an, um mangelndes Trennen von Abfällen zu bemängeln. Und wir bedrohen natürlich auch niemanden.“

Trotzdem sollten sich die Bürger bei der Mülltrennung noch mehr anstrengen. Es ist nämlich nicht bekannt, ob hinter den geheimnisvollen Anrufern nicht etwa ein Mitarbeiter der NSA steckt, der als „agent provocateur“ den Job hat, einem unbescholtenen deutschen Bürger eine strafbare Handlung anzuhängen.

Angesichts der Klischees, die in den USA über Deutschland existieren (mehr hier) wäre es naheliegend, dass die Amerikaner die Mülltrennung für die heimliche Achillesferse Deutschlands halten könnten.

Diese Informationen dürften ihnen vom britischen MI5 zugespielt worden sein: Die Briten ärgern sich nämlich gerade maßlos, dass die EU nun auch in Großbritannien die fünffache Mülltrennung durchsetzt und damit das viktorianische Privileg beendet, dem zufolge die Briten einmal wöchentlich von ihrem Müll befreit wurden, ohne diesen vorher im Details studieren zu müssen.


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