Politik

Studie: Der Zerfall der Euro-Zone ist unausweichlich

Lesezeit: 2 min
24.08.2013 03:15
Ein Vergleich mit den USA zeigt: Die unterschiedlichen Wirtschaftsmodelle Europas werden durch eine Einheitswährung nicht harmonisiert. Die Geldpolitik der EZB hat die immense Verschuldung der Euro-Staaten befördert. Die Löhne können gar nicht genug sinken, um die Krisenländer wieder wettbewerbsfähig zu machen. Für Reformen ist es zu spät.
Studie: Der Zerfall der Euro-Zone ist unausweichlich

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Die Euro-Zone entspricht keinem einheitlichen Währungsraum. Die Konjunkturzyklen der einzelnen Wirtschaftsräume sind zu unterschiedlich. Damit eine gemeinsame Währung über einen so großen Raum funktionieren kann, müssten die Wirtschaftszyklen wie in den USA „synchron“ verlaufen,  urteilen die Ökonomen Kevin O’Rourke und Alan Tayler in ihrem Aufsatz im Journal of Economic Perspectives.

Während der Leitzins für Länder der europäischen Peripherie derzeit nicht tief genug sein könnte, brauchen die Länder Zentraleuropas viel höhere Zinsen. Die derzeitige Schuldensituation in Europa verlangt nach einer maßgeschneiderten Geldpolitik. Mit nur einer Währung ist das aber ausgeschlossen.

Schuld an der Misere ist die EZB. Die Länder Südeuropas konnten sich über Jahre billiges Geld von der EZB leihen. Wirtschaftsreformen wurden vernachlässigt. Staatdessen stiegen die Staatsschulden. Nach dem Ausbruch der Finanzkrise hat sich diese Situation durch die Ankündigung Mario Draghis nur noch verschlimmert, die EZB werde tun, „was nötig sei“, um den Euro zu erhalten.

Grafik 1 (oben) zeigt das Zinsniveau in der Euro-Zone von 1999 bis 2011. Die Leitzinsen für die Peripherieländer müssten den Ökonomen zufolge längst negativ sein (hellblau). Für Kernländer wie Deutschland berechnet Tayler einen aktuellen Leitzins von etwa fünf Prozent (dunkelblau). Die perforierte Linie zeigt den tatsächlichen Zins.

Grafik 2 zeigt die Zinsentwicklung in den vier Wirtschaftsregionen der USA: Northeast, South, Midwest und West. Die Linien liegen nahezu aufeinander. Die Zinspolitik fällt entsprechend homogen aus.

Löhne müssten drastisch sinken

Da die Krisenländer den Euro nicht abwerten können, versuchen sie, durch die Senkung der Löhne eine sogenannte „interne Abwertung“ zu erreichen. Trotz Strukturreformen und Austerität sei der Prozess der internen Abwertung aber erst minimal fortgeschritten. In den Boomjahren bis 2007 hat sich das Lohnniveau durch die niedrigen EZB-Zinsen überproportional aufgebläht. Nach der Krise habe noch keine Konsolidierung stattgefunden (siehe Grafik 3).

In Spanien sinken zwar die Lohnstückkosten, aber nicht durch eine Reduzierung der Nominallöhne, sondern dadurch, dass zuerst jede Menge Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz verloren haben, argumentieren die Ökonomen.

Um die Krisenländer wieder wettbewerbsfähig zu machen, müssten die Löhne binnen kürzester Zeit extrem fallen. Das treibt die Menschen aber in den Ruin und führt zu Unruhen.

Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass die EU nur durch eine radikale Banken-Union gerettet werden könnte sowie die Vergemeinschaftung der Staatsschulden durch gemeinsame Anleihen. Mit der Fiskalunion habe Brüssel das auch versucht.

Aber das Gebilde EU kann sich nicht retten.

O’Rourke und Tayler sehen nämlich, dass die Probleme in der europäischen Peripherie bereits so sehr fortgeschritten sind, dass Politiker keine Chance erhalten werden, um sie zu lösen. Sie halten die EU für zu behäbig, um die Reformen schnell umzusetzen. Die Euro-Zone sei „vorher längst kollabiert“.

Die Bürger Europas befinden sich erst „am Ende vom Anfang“ der Eurokrise.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...

DWN
Technologie
Technologie Sehnsuchtsort Mond – Wettlauf um Macht und Rohstoffe
19.04.2024

Forscher, Technologiefirmen und ganze Staaten streben nach neuen galaktischen Ufern. Der Mond lockt mit wertvollen Rohstoffen und dient...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Ukraines Präsident, Wolodymyr Selenskyj, dankt Deutschland für die Unterstützung. Die Außenminister beider Länder, Baerbock und...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Exporte in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...

DWN
Technologie
Technologie Turbulenzen bei Tesla: Stellenabbau und düstere Prognosen für 2024
19.04.2024

Nach einem Stellenabbau bei Tesla prognostizieren Experten ein „Durchhänger-Jahr“ für Elektromobilität 2024, während Tesla auf...

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
18.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...

DWN
Politik
Politik G7-Gipfel auf Capri: Militärische Signale für Ukraine und Nahost
18.04.2024

Inmitten eskalierender Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten kommen die G7-Außenminister auf Capri zusammen, um gemeinsam Strategien...

DWN
Politik
Politik Russische Agenten in Bayern festgenommen: Sabotagepläne aufgedeckt
18.04.2024

Zwei Russland-Deutsche sollen für einen russischen Geheimdienst spioniert haben. Einer der beiden soll sich auch zur Durchführung von...