Politik

Erdoğans Polizeistaat: Frau wegen Protest mit Schuh-Karton verhaftet

Lesezeit: 1 min
31.12.2013 14:22
In der Türkei wurde eine Frau verhaftet, weil sie Premier Erdoğan bei einer Kundgebung von ihrem Balkon mit einen Schuhkarton winkte. Die Geste war symbolisch gemeint: In solchen Kartons hatten die Behörden während der Korruptionsermittlungen bei einem Verdächtigen Schuhkartons mit Geldscheinen gefunden. Die Polizei versteht in der Türkei allerdings momentan keinen Spaß.
Erdoğans Polizeistaat: Frau wegen Protest mit Schuh-Karton verhaftet

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Türkei  

4,5 Millionen Dollar versteckt in diversen Schuhkartons – diese Summe fand die türkische Polizei am 18. Dezember bei der Durchsuchung des Hauses von Halkbank-Chef Suleyman Aslan vor. Eine Frau im westtürkischen Manisa spielte am Wochenende genau auf diesen Umstand an. Dafür bezahlen musste sie mit ihrer Festnahme.

Nurhan Gül soll einen Schuhkarton von ihrem Balkon aus gezeigt haben, als der türkische Premier Erdoğan am Sonntag während einer Kundgebung zu seinen Anhängern im Distrikt Akhisar sprach. Kurz nach dem Protest der Frau tauchten schließlich Polizei und Bodyguards des Premierministers auf und nahmen sie fest. Erst nach einem zwei Stunden andauernden Verhör auf der Polizeiwache wurde sie wieder freigelassen.

„Ich saß auf meinem Balkon und habe mit einem leeren Schuhkarton gewunken“, zitier die türkische Zeitung Hürriyet Gül. Gesagt hätte sie hingegen nichts. Nur ein oder zwei Minuten später seien auch schon Bodyguards und die Polizei bei ihr zuhause aufgetaucht. „Sie fragten, wer mit dem Karton gewunken habe. Nachdem ich angab, dass ich es war, wurde ich verhaftet.“ Am Freitag zuvor ging die Polizei ebenfalls harsch gegen regierungskritische Demonstranten vor.

Eigenen Angaben zufolge, wollte Gül mit ihrer Aktion vor allem gegen ihre niedrige Rente von 690 Lira, umgerechnet lediglich 236 Euro, protestieren. Altersarmut ist in der Türkei weit verbreitet. Viele müssen weiter arbeiten. Ihrer Ansicht nach sei der Grund für ihre niedrigen Bezüge die Untersuchungen innerhalb der Polizei und der Staatsanwaltschaft statt in den Reihen von Betrügern und Dieben.

Halkbank-Manager Aslan wurde am 21. Dezember wegen des Verdachts der Bestechung verhaftet. Dem aserbaidschanischen Unternehmer Reza Zarrab wird vorgeworfen, Bestechungsgelder in Höhe von 142 Millionen Lira, etwa 48.635.000 Euro, verteilt zu haben. Mithilfe der Halkbank soll Zarrab in den beiden letzten Jahren Gold im Wert von gut 5,8 Milliarden Euro über die Türkei in den Iran transferiert haben.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Verfassungsgericht stärken: Mehrheit der Parteien auf dem Weg zur Einigung?
28.03.2024

Das Verfassungsgericht soll gestärkt werden - gegen etwaige knappe Mehrheiten im Bundestag in aller Zukunft. Eine Einigung zeichnet sich...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschlands maue Wirtschaftslage verhärtet sich
28.03.2024

Das DIW-Konjunkturbarometer enttäuscht und signalisiert dauerhafte wirtschaftliche Stagnation. Unterdessen blieb der erhoffte...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Lauterbach will RKI-Protokolle weitgehend entschwärzen
28.03.2024

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat angekündigt, dass einige der geschwärzten Stellen in den Corona-Protokollen des RKI aus der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Brückeneinsturz in Baltimore trifft Importgeschäft der deutschen Autobauer
28.03.2024

Baltimore ist eine wichtige Drehscheibe für die deutschen Autobauer. Der Brückeneinsturz in einem der wichtigsten Häfen der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft „Made in Germany“ ist wieder gefragt - deutsche Exporte steigen deutlich
28.03.2024

Der Außenhandel in Deutschland hat wider Erwarten zu Jahresbeginn deutlich Fahrt aufgenommen. Insgesamt verließen Waren im Wert von 135,6...

DWN
Finanzen
Finanzen Der Ukraine-Krieg macht's möglich: Euro-Bonds durch die Hintertür
28.03.2024

Die EU-Kommission versucht, mehr Macht an sich zu ziehen. Das Mittel der Wahl hierfür könnten gemeinsame Anleihen, sogenannte Euro-Bonds,...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Osterfreude und EM-Fieber: Hoffnungsschimmer für Einzelhandel
28.03.2024

Das Ostergeschäft verspricht eine Wende für den deutschen Einzelhandel - nach einem düsteren Februar. Wird die Frühlingshoffnung die...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienkrise für Banken noch nicht überwunden
28.03.2024

Die deutschen (Pfandbrief-)Banken sind stark im Gewerbeimmobilien-Geschäft engagiert. Das macht sie anfällig für Preisrückgänge in dem...