Finanzen

Slowenien stuft Banken-Test als Militär-Geheimnis ein

Lesezeit: 1 min
31.12.2013 02:40
In Slowenien wurden private Beratungsunternehmen ohne öffentliche Ausschreibung für den Banken-Stresstest beauftragt. Die Regierung hat dazu einen miesen Trick angewendet: Sie deklarierte die Informationen über die Banken kurzerhand als militärisches Geheimnis.
Slowenien stuft Banken-Test als Militär-Geheimnis ein

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Vor knapp einem Monat überstanden Sloweniens Banken überraschen knapp den Stresstest. Slowenische Regierung, Kommission und Europäische Zentralbank kamen zu dem Schluss, dass Slowenien den Banksektor ohne internationale Hilfe rekapitalisieren kann (mehr hier).

Die Rolle der Finanzberatungsunternehmen, Oliver Wyman und Roland Berger, und die Abschlussprüfer, Deloitte und Ernst & Young, werfen allerdings Fragen über mangelnde Transparenz und Interessenskonflikte auf.

Laut einer Presseerklärung der slowenischen Zentralbank wurde die Bank aufgrund von Zeitmangel und anhaltender Kreditkrise gezwungen, die „vorgeschlagenen“ Beratungsunternehmen ohne öffentliche Ausschreibung mit der Prüfung zu beauftragen. Dazu bediente sich die Regierung einer legalen Prozedur, die normalerweise bei Waffenbeschaffungsverträgen angewandt wird.

Das Ergebnis des Stresstests darf zwar veröffentlicht werden. Alle anderen Informationen, wie die verwendete Methodik und die Honorare der Unternehmensberatungen, haben unterliegen dem Status militärischer Geheimdienste, berichtet EUObserver.

Die EU-Kommission und die Europäische Zentralbank segnete diese Vorgehensweise ab.

Die Beratungsfirmen spielten eine entscheidende Rolle bei der Bestimmung, wieviel die slowenischen Steuerzahler für die Rekapitalisierung der Banken leisten müssen. Slowenische Institutionen hatten zuvor den drei slowenischen Staatsbanken Bedürfnisse in Höhe von 1,5 Milliarden Euro attestiert.

Der Stresstest der Beratungsunternehmen verdoppelte diese Summe auf drei Milliarden Euro.

Um die Staatschulden zu drücken, hat die slowenische Regierung zugesagt, 15 Staatsunternehmen, wie Telekom, Energieunternehmen und den Flughafen Ljubljana zu verkaufen. Die staatlichen Banken sollen privatisiert werden.

Zur Durchführung des Tests waren 250 Berater rund vier Monate in Slowenien – für die Überprüfung von acht Banken. Im Oktober hatte die slowenische Zentralbank geschätzt, dass die Kosten für den Stresstest bei 21 Millionen Euro liegen werden, Überstunden noch nicht einberechnet.

Zum Vergleich: Spaniens Wirtschaft ist 40-mal größer als die von Slowenien, der Bankensektor ist 80 Mal so groß. Die Beratungsfirmen erhielten für den Stresstest in Spanien 31 Millionen Euro.

Unternehmensberatungen und Wirtschaftsprüfer haben an der Euro-Krise bisher mehr als 80 Millionen Euro verdient. Die Aufträge werden in den meisten Fällen ohne öffentliche Ausschreibung vergeben. Die Politik unternimmt nichts gegen Interessenskonflikte und Insiderhandel (hier).


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Der Chefredakteur kommentiert: Kleiner Blackout - kein neuer Strom mehr in Oranienburg! Echt jetzt?
19.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Städtereisen neu entdeckt: Easyjet läutet Renaissance der Rollkoffer ein
19.04.2024

Vor genau 20 Jahren eroberte Easyjet mit seinen günstigen Flügen das Festland der EU. Der Start in Berlin-Schönefeld begann...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...

DWN
Politik
Politik Forsa-Zahlen: Die Grünen unterliegen den Fliehkräften der Abwärtsspirale
19.04.2024

Und schon wieder eine Etage tiefer. Der Sog verstärkt sich und zieht die Partei Bündnis 90/Grüne immer weiter hinab in der Wählergunst....

DWN
Technologie
Technologie Sehnsuchtsort Mond – Wettlauf um Macht und Rohstoffe
19.04.2024

Forscher, Technologiefirmen und ganze Staaten streben nach neuen galaktischen Ufern. Der Mond lockt mit wertvollen Rohstoffen und dient...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Ausfuhren in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Nach neuen Angriffen: USA und NATO erhöhen Unterstützung für Ukraine, während Russland seinen Machtanspruch verstärkt.

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
19.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...