Finanzen

Betrug am Kunden: US-Behörden ermitteln gegen Deutsche Bank

Lesezeit: 2 min
08.01.2014 16:07
Die Behörden untersuchen, ob die Deutsche Bank ihre Kunden im Handel mit Hypothekenpapieren übervorteilt hat. Sie soll die Wertpapiere zu künstlich überhöhten oder niedrig gehaltenen Preisen verkauft oder gekauft haben.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Banken geraten nun zum ersten Mal auch wegen fragwürdiger Handelsgeschäfte nach dem Höhepunkt der Finanzkrise ins Visier der Ermittler. US-Behörden untersuchen einem Bericht des WSJ zufolge, ob internationale Geldhäuser wie die Deutsche Bank Kunden im Handel mit Hypothekenpapieren übervorteilt haben. Sie sollen die Wertpapiere von 2009 bis 2011 zu künstlich überhöhten oder niedrig gehaltenen Preisen verkauft oder gekauft haben. Damals war der Markt hierfür weitgehend eingefroren, weshalb es kaum transparente Bewertungen gab. Das Blatt berief sich auf Personen, die mit der Untersuchung vertraut seien. Die Behörden äußerten sich zunächst nicht. Im Umfeld einiger Institute wurden die Ermittlungen am Mittwoch bestätigt.

Ob die Prüfungen zu greifbaren Ergebnissen führen, ist völlig offen. Sie hätten vor weniger als einem Jahr begonnen und stünden ganz am Anfang, hieß es in dem Zeitungsbericht. Bisher hätten die US-Börsenaufsicht SEC und der Sonderermittler für das Banken-Hilfsprogramm der US-Regierung (Sigtarp) nur Anfragen an eine Reihe von Banken gestellt. Sigtarp sei mit von der Partie, weil die Institute die Derivate an Häuser verkauft hätten, die Geld vom Staat erhalten hatten. Die teilweise mehrfach in Wertpapiere gebündelten Hypothekenkredite hatten die Krise geschürt, weil sie rapide an Wert verloren, als die Immobilienblase in den USA platzte.

Unter die Lupe genommen werden laut dem Bericht Geschäfte der Deutschen Bank, von Barclays, Citi, Goldman Sachs, JPMorgan Chase, Morgan Stanley, Royal Bank of Scotland (RBS) und der UBS. Die genannten Banken wollten sich nicht äußern.

Mit den neuen Untersuchungen schwindet die Hoffnung der Banken, dass sie bald wieder aus dem Blickfeld der Ermittlungsbehörden geraten könnten. Die SEC ist gerade dabei, die Aufarbeitung der Finanzkrise abzuschließen. Die ersten Häuser - von JPMorgan bis zur Deutschen Bank - haben Milliarden-Bußen für das Fehlverhalten ihrer Mitarbeiter gezahlt, eine Reihe anderer dürfte in den nächsten Monaten folgen. Im Streit über den Verkauf fragwürdiger US-Hypothekenpapiere aus der Zeit von 2005 bis 2007 hatte die Deutsche Bank kurz vor Weihnachten 1,4 Milliarden Euro gezahlt. Insgesamt hat sie für Rechtsstreitigkeiten mehr als vier Milliarden Euro zurückgelegt.

Die 2012 ins Amt gekommene Doppelspitze der Deutschen Bank hat einen „Kulturwandel“ versprochen. Wenn Fehlverhalten von Mitarbeitern entdeckt wird, wollen Anshu Jain und Jürgen Fitschen rasch Konsequenzen ziehen. Investoren zweifeln schon länger, dass der Investmentbanker Jain die Aufarbeitung der Krise glaubwürdig bewerkstelligen kann. „Bei der Deutschen Bank haben wir einen Sonderfall. Derjenige, der früher das Investmentbanking verantwortet hat und somit auch für die Schadenfälle unmittelbar zuständig war, sitzt jetzt an der Spitze des Instituts. Das ist nicht unbedingt positiv zu bewerten“, sagte Fondsmanager Michael Hünseler vom Vermögensverwalter Assenagon. „Andere Banken haben einen klaren Schnitt unternommen.“

Auch die Finanzaufsicht BaFin äußerte unlängst Zweifel (mehr hier) am ausgerufenen Kulturwandel und kritisierte, dass die größte deutsche Bank nach den Skandalen kaum personelle Konsequenzen gezogen habe. Die Bonner Behörde untersucht unter anderem, ob und inwieweit Top-Manager von Manipulationen wichtiger Zinsen gewusst haben. Dieser Skandal betrifft mehr als ein Dutzend Banken weltweit.

Hintergrund der neuen Hypotheken-Ermittlungen ist dem Bericht zufolge ein Verfahren gegen einen ehemaligen Händler der Investmentbank Jefferies. Ihm werde vorgeworfen, Anleger beim Handel mit diesen Wertpapieren betrogen zu haben. Das habe die Ermittler bewogen, die Geschäfte in der Zeit nach dem Höhepunkt der Finanzkrise auch bei anderen Banken unter die Lupe zu nehmen. Der Prozess gegen den 39-Jährigen beginne im Februar. Sein Anwalt sagte der Zeitung, er habe niemanden auch nur um zehn Cent betrogen.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Verfassungsgericht stärken: Mehrheit der Parteien auf dem Weg zur Einigung?
28.03.2024

Das Verfassungsgericht soll gestärkt werden - gegen etwaige knappe Mehrheiten im Bundestag in aller Zukunft. Eine Einigung zeichnet sich...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschlands maue Wirtschaftslage verhärtet sich
28.03.2024

Das DIW-Konjunkturbarometer enttäuscht und signalisiert dauerhafte wirtschaftliche Stagnation. Unterdessen blieb der erhoffte...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Lauterbach will RKI-Protokolle weitgehend entschwärzen
28.03.2024

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat angekündigt, dass einige der geschwärzten Stellen in den Corona-Protokollen des RKI aus der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Brückeneinsturz in Baltimore trifft Importgeschäft der deutschen Autobauer
28.03.2024

Baltimore ist eine wichtige Drehscheibe für die deutschen Autobauer. Der Brückeneinsturz in einem der wichtigsten Häfen der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft „Made in Germany“ ist wieder gefragt - deutsche Exporte steigen deutlich
28.03.2024

Der Außenhandel in Deutschland hat wider Erwarten zu Jahresbeginn deutlich Fahrt aufgenommen. Insgesamt verließen Waren im Wert von 135,6...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Osterfreude und EM-Fieber: Hoffnungsschimmer für Einzelhandel
28.03.2024

Das Ostergeschäft verspricht eine Wende für den deutschen Einzelhandel - nach einem düsteren Februar. Wird die Frühlingshoffnung die...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienkrise für Banken noch nicht überwunden
28.03.2024

Die deutschen (Pfandbrief-)Banken sind stark im Gewerbeimmobilien-Geschäft engagiert. Das macht sie anfällig für Preisrückgänge in dem...

DWN
Finanzen
Finanzen Der Ukraine-Krieg macht's möglich: Euro-Bonds durch die Hintertür
28.03.2024

Die EU-Kommission versucht, mehr Macht an sich zu ziehen. Das Mittel der Wahl hierfür könnten gemeinsame Anleihen, sogenannte Euro-Bonds,...