Finanzen

Prüfer warnen: Bilanz-Check zwingt Banken zu Korrekturen

Lesezeit: 1 min
20.01.2014 14:10
Die Bilanzprüfung deutscher Banken könnte im Extremfall zu nachträglichen Korrekturen der Vorjahres-Bilanz führen. Die wahren Risiken der Geldhäuser zeigen sich jedoch erst beim kommenden Stresstest. Wirtschaftsprüfer fürchten die Einflussnahme der Politik auf die Maßnahmen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der anstehende Bilanzcheck der europäischen Aufsichtsbehörden könnte für die Banken nach Ansicht führender Wirtschaftsprüfer unangenehme Folgen haben. Sollten die Sonderprüfer massive Bewertungsfehler feststellen, müssten die Finanzinstitute „im Extremfall“ ihre Bilanz für das Jahr 2013 korrigieren, sagte Michael Göttgens, der den Bankenfachausschuss des Instituts der Wirtschaftsprüfer in Deutschland (IDW) leitet, am Montag in Frankfurt. Dass es in Deutschland zu solchen Fällen kommt, glaubt Göttgens jedoch nicht. „Massive Dinge würde ich eher nicht erwarten.“

Nach dem Bilanzcheck (AQR) wollen die Aufsichtsbehörden in einem Stresstest herausfinden, ob wichtige europäische Banken für eine Krise gewappnet sind. Im Anschluss will die Europäische Zentralbank (EZB) im November die Aufsicht über die größten Häuser der Euro-Zone übernehmen. Aus Sicht des IDW lässt sich nach dem Bilanzcheck noch kein umfassendes Bild einer Bank zeichnen. Beim Asset Quality Review (AQR) würden im Kern die Aktiva in der Bankbilanz geprüft, nicht aber die Passiva, sagte IDW-Vorstand Klaus-Peter Feld. „Wenn man ein vollständiges Bild haben will, muss man sich aber beide Seiten ansehen.“

Der IDW setzt deshalb darauf, dass die Aufsichtsbehörden Finanzierungs- und Zinsrisiken sowie andere Gefahren für Banken im Rahmen des Stresstests beleuchten. „Die Deutsche Bank hat Risiken, die nichts mit ihren Aktiva zu tun haben - zum Beispiel Rechtsstreitigkeiten“, sagte IDW-Experte Göttgens, der für den Wirtschaftsprüfer Deloitte arbeitet. Grundsätzlich hat er die Sorge, dass die Politik zu viel Einfluss auf den Gesundheitscheck für die Banken nehmen wird.

Die Hoffnung einiger Geldhäuser, dass Anleger nach der Überprüfung wieder verstärkt in europäische Banken investieren werden, teilt Göttgens deshalb nicht. „Ich bin skeptisch, ob ein Stresstest dazu führen kann, Vertrauen wieder herzustellen.“ Göttgens geht davon aus, dass die Behörden mit dem Thema Staatsrisiken - also der Ausfallwahrscheinlichkeiten von Staatsanleihen oder Kommunalkrediten - beim Gesundheitscheck „sehr vorsichtig umgehen werden. Das ist politisch ein unheimlich heißes Eisen“, sagte der IDW-Experte. „Da ist dem Kapitalmarkt ungenommen, das anders zu sehen.“


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von Treibstoffen, wie Benzin und Diesel....

DWN
Politik
Politik Sunaks Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Präsident: Zinssenkungspfad unklar, digitaler Euro erstrebenswert
24.04.2024

Spannende Aussagen von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: Ihm zufolge wird die EZB nach einer ersten Zinssenkung nicht unbedingt weitere...

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...

DWN
Panorama
Panorama Fahrraddiebe nehmen vermehrt teure E-Bikes und Rennräder ins Visier
24.04.2024

Teure E-Bikes und Rennräder sind seit Jahren immer häufiger auf den Straßen zu sehen - die Anzahl von Diebstählen und die...

DWN
Technologie
Technologie KI-Hype in Deutschland: Welle von neuen Startups formiert sich
24.04.2024

Obwohl die Finanzierung von Jungfirmen allgemein ins Stocken geraten ist, werden in Deutschland gerade unzählige KI-Startups gegründet....

DWN
Politik
Politik USA kündigen massive Waffenlieferungen in die Ukraine an - Selenskyj äußert Dank
24.04.2024

Der US-Kongress hat die milliardenschweren Ukraine-Hilfen gebilligt. Jetzt könnte es laut Pentagon bei der ersten Lieferung sehr schnell...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Preiskrieg in China: Volkswagen im harten Wettbewerb der Elektroauto-Branche
24.04.2024

Volkswagen, lange Zeit der unangefochtene Marktführer in China, sieht sich nun einem intensiven Wettbewerb um den Elektroautomarkt...