Gemischtes

USA: Schlafmittel mit tödlichen Nebenwirkungen

Lesezeit: 2 min
22.01.2014 00:16
Ambien ist das beliebteste Schlafmittel in den USA: Jährlich steigt der Konsum. Doch das Schlafmittel scheint verheerende Nebenwirkungen zu haben. Neben Schlafwandel und Gedächtnisverlust wird es auch mit Morden in Verbindung gebracht.

Mehr zum Thema:  
USA >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
USA  

Kein Schlafmittel ist in den USA so erfolgreich wie das des Herstellers Sanofi-Aventis: Ambien mit dem Wirkstoff Zolpidem. 1992 wurde es von der amerikanischen Arzneiaufsichtsbehörde FDA zugelassen. Ein Schlafmittel, das nur über einen kurzen Zeitraum eingenommen werden soll und innerhalb von 20 Minuten wirkt.

Allerdings ist Ambien nicht ganz ungefährlich, sowohl für denjenigen, der es einnimmt, als auch für diejenigen die dem Einnehmenden über den Weg laufen. Immer wieder wird das Medikament mit Morden und anderen Delikten in Zusammenhang gebracht.

Im März 2009 etwa stürmte der 45-jährige Robert S. in das Pinelake Pfleegzentrum in North Carolina und eröffnete das Feuer. Acht Menschen mussten sterben, zwei wurden verwundet. Ziel der Attacke war seine Frau, die dort arbeitete. Sie konnte sich in einem Badezimmer verstecken und überlebte unverletzt.

Die Anklage lautete acht Mal lebenslänglich, die Todesstrafe drohte. Doch seine Anwälte plädierten, er sei nicht zurechnungsfähig, da er zum Tatzeitpunkt unter dem Einfluss von Ambien stand. Und, obwohl es Hinweise auf einen Vorsatz gab, fiel die Strafe etwas milder aus: Er wurde als Mörder zweiten Grades in acht Fällen für schuldig befunden und erhielt 142 bis 179 Jahre Gefängnis, berichtet das Magazin the fix.

Ein ähnlicher Fall spielte sich in South Carolina ab. Dort wurde Thomas Chester P. in fünf Fällen des versuchten Mordes verurteilt. Er nannte die Einnahme von Ambien als Ursache für die von ihm verübte Schießerei und erhielt 30 Jahre Gefängnis.

Von Autounfällen, über Kindesbelästigung bis hin zu Mord bzw. versuchten Mord reichen die Delikte, die vor amerikanischen Gerichten mit der Einnahme von Ambien begründet werden. Eine Flugbegleiterin nahm im April 2009 Ambien, nachdem sie ein Glas Wein getrunken hatte, und ging ins Bett.

Als sie aufwachte, fand sie sich im Gefängnis wieder: Sie war barfuß und hatte noch ihren Schlafanzug an. Man berichtete ihr, dass sie drei Menschen umgefahren hatte. Bei einem handelte es sich um ein eineinhalb jähriges Mädchen, das einen schweren Hirnschaden davongetragen hatte. „Es war surreal. Ich habe das wohl getan, aber ich wollte das nie. Ich könnte keiner Fliege etwas zuleide tun“, so die Flugassistentin.

Seit der Zulassung von Ambien 1992 wurden immer mehr Warnhinweise auf dem Beipackzettel vermerkt. „Nach der Einnahme von Ambien stehen Sie vielleicht auf, obwohl Sie noch nicht ganz wach sind, und tun etwas, von dem Sie nicht wissen, dass Sie es tun“, heißt es da. „Am nächsten Morgen können Sie sich dann vielleicht nicht daran erinnern, dass Sie etwas getan haben (…). Es wird von Fällen berichtet, die von Telefonieren, Sex haben, Autofahren bis hin zum Kochen und Essen reichen.“

Dennoch sind Schlafmittel in den USA weiterhin stark verbreitet, oft jedoch werden sie in zu hohen Dosen eingenommen. Die Einlieferungen in Notaufnahmen aufgrund der Einnahme des Wirkstoffs Zolpidem stieg zwischen 2005 und 2010 um 220 Prozent, berichtet die Science Daily mit Verweis auf einen entsprechenden medizinischen Bericht. Während es 2005 noch 6.111 Fälle waren, wurden 2010 schon 19.487 Fälle gezählt. Erst im Januar 2013 kam eine entsprechende Reaktion der US-Arzneimittelaufsicht. Diese empfahl vergangenes Jahr, dass Frauen nur mehr die Hälfte der bisher verschriebenen Dosis von Ambien einnehmen sollte.  Für die Pharmaindustrie ist Ambien ein lukratives Geschäft, das es aufrecht zu erhalten gilt. Zu Spitzenzeiten verdiente Sanofi mit Ambien 2 Milliarden Dollar.


Mehr zum Thema:  
USA >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von Treibstoffen, wie Benzin und Diesel....

DWN
Politik
Politik Sunak in Berlin: Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Präsident: Zinssenkungspfad unklar, digitaler Euro erstrebenswert
24.04.2024

Spannende Aussagen von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: Ihm zufolge wird die EZB nach einer ersten Zinssenkung nicht unbedingt weitere...

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...

DWN
Panorama
Panorama Fahrraddiebe nehmen vermehrt teure E-Bikes und Rennräder ins Visier
24.04.2024

Teure E-Bikes und Rennräder sind seit Jahren immer häufiger auf den Straßen zu sehen - die Anzahl von Diebstählen und die...

DWN
Technologie
Technologie KI-Hype in Deutschland: Welle von neuen Startups formiert sich
24.04.2024

Obwohl die Finanzierung von Jungfirmen allgemein ins Stocken geraten ist, werden in Deutschland gerade unzählige KI-Startups gegründet....

DWN
Politik
Politik USA kündigen massive Waffenlieferungen in die Ukraine an - Selenskyj äußert Dank
24.04.2024

Der US-Kongress hat die milliardenschweren Ukraine-Hilfen gebilligt. Jetzt könnte es laut Pentagon bei der ersten Lieferung sehr schnell...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Preiskrieg in China: Volkswagen im harten Wettbewerb der Elektroauto-Branche
24.04.2024

Volkswagen, lange Zeit der unangefochtene Marktführer in China, sieht sich nun einem intensiven Wettbewerb um den Elektroautomarkt...