Deutschland

Wowereit deckte jahrelang Steuer-Betrug eines SPD-Funktionärs

Lesezeit: 2 min
03.02.2014 20:29
Die SPD hat einen weiteren Skandal in Sachen Steuerhinterziehung: Der Berliner Kulturstaatssekretär André Schmitz will am Dienstag wegen eines massiven, jedoch bereits verjährten Steuerbetrugs zurücktreten. Doch der eigentliche Skandal liegt beim Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit, der seit 2012 von dem Betrug wusste - und ihn zur Lappalie erklärte.
Wowereit deckte jahrelang Steuer-Betrug eines SPD-Funktionärs

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Politik  

In Berlin werden Steuermilliarden ohne Ende für ein Wahnsinns-Projekt namens Großflughafen beim Fenster hinausgeworfen. Gleichzeitig verkommen Schulen und Kindergärten. Verantwortlich für diese gewaltige Steuerverschwendung durch Misswirtschaft ist der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). Doch langsam versteht man, warum Wowereit so locker mit dem Steuergeld der Bürger umspringen kann: Führende Genosse haben sich über Jahre gedrückt und - wie schon der Stuttgarter SPD-Fraktionsvorsitzende (hier) - keine Steuern gezahlt.

Das ist schon skandalös genug - doch wirklich bemerkenswert ist die Haltung des Berliner Partybürgermeisters Klaus Wowereit: Wowereit hatte am Montag zunächst von seinem Sprecher bestätigen lassen, dass er von dem massiven Steuerbetrug seines Kulturstaatssekretärs André Schmitz 2012 informiert worden sei, dass er aber auf personelle Konsequenzen verzichtet habe.

Offenbar findet Wowereit es unproblematisch, wenn ein hochrangiger SPD-Funktionär seine Vermögen in die Schweiz verschiebt. Die Arbeiter müssen nun all jene Steuern erwirtschaften, um die die völlig abgehobenen Funktionäre der SPD einfach betrügen.

Der RBB berichtet:

Der Berliner Kulturstaatssekretär André Schmitz will am Dienstag wegen seines Steuerbetrugs zurücktreten. Das erfuhr der rbb am Montagabend. Der SPD-Politiker hatte eingeräumt, jahrelang Steuern hinterzogen zu haben.

Die Entscheidung sei am Montag nach einem Telefonat mit dem Berliner SPD-Chef Jan Stöß gefallen, hieß es nach Informationen der dpa. In einer Telefonkonferenz des Geschäftsführenden SPD-Landesvorstandes habe es viele kritische Stimmen zu der von Schmitz eingeräumten Steuerhinterziehung gegeben. Die SPD könne nicht schärfere Maßnahmen gegen Steuerbetrug fordern und dann selbst nicht konsequent handeln.

Stöß habe Schmitz telefonisch über dieses Stimmungsbild unterrichtet. Der Kultur-Staatssekretär habe dann selbst die Konsequenz gezogen und seinen Rücktritt für Dienstag angekündigt.

Der SPD-Politiker Schmitz hatte ein geheimes Konto in der Schweiz, wie sein Sprecher Günter Kolodziej am Montag bestätigte. Demnach hat Schmitz dort rund 425.000 Euro aus einem Erbe angelegt, die daraus stammenden Zinseinnahmen aber nicht versteuert. Finanzfahnder hätten im Jahr 2012 das Geld bei einer Bank-Razzia entdeckt. Für eine Selbstanzeige sei es zu spät gewesen, so Schmitz selber, er habe aber mit der Staatsanwaltschaft und der Finanzverwaltung kooperativ zusammengearbeitet.

Der Vorfall zeigt eine bemerkenswerte Einstellung der Berliner SPD-Granden zum Staat: In Sonntagsreden werden die Steuersünder gebrandmarkt und mehr Solidarität von den Reichen gefordert. Doch die führenden Sozialisten selbst haben ein gestörtes Verhältnis zu dem Staat, dessen Wichtigkeit sie nicht müde werden zu betonen. Wichtig ist der Staat für Wowereit und Schmitz und die dazu gehörende Berliner Party-Blase nur in einer Hinsicht: Sie brauchen den Staat, damit er ihrem Fortkommen dient.

Dass dafür ausgerechnet jene Kreise, die sich wie Schmitz den Künsten widmen, derartige massive moralische Defizite aufweisen, zeigt: Diese Parteifunktionäre haben nichts verstanden - weder den Staat noch die Kunst.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Staatsverschuldung auf Rekordhoch: Steuerzahlerbund schlägt Alarm!
23.04.2024

Der Bund Deutscher Steuerzahler warnt: Ohne Kehrtwende droht der fiskalische Abgrund, trotzdem schöpft die Bundesregierung das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt weiter - Verband alamiert
23.04.2024

Laut neuen Zahlen gibt es immer weniger Apotheken-Standorte. Der Apothekerverband spricht von „alarmierenden Zeichen“ und erklärt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber im Aufschwung: Das Gold des kleinen Mannes holt auf
23.04.2024

Silber hinkt traditionell dem großen Bruder Gold etwas hinterher. In den letzten Wochen hat der Silberpreis massiv zugelegt. Was sind die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Handel warnt vor „Geisterstädten“ - tausende Geschäftsschließungen
23.04.2024

Seit Jahren sinkt die Zahl der Geschäfte in Deutschlands Innenstädten - auch weitere Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof müssen bald...

DWN
Technologie
Technologie Ocean Cleanup fischt 10.000 Tonnen Plastikmüll aus Ozeanen und Flüssen
23.04.2024

Ein Projekt fischt Tausende Tonnen Plastik aus dem Meer und aus Flüssen. Eine winzige Menge, weltweit betrachtet. Doch es gibt global...

DWN
Technologie
Technologie Astronaut Alexander Gerst rechnet mit permanenter Station auf dem Mond
23.04.2024

Eine feste Basis auf dem Mond - das klingt für viele noch nach Science Fiction, soll aber schon bald Realität werden. Für Astronaut...

DWN
Politik
Politik Zeitungsverlage mahnen von Politik zugesagte Hilfe an
22.04.2024

Der Medienwandel kostet Zeitungshäuser viel Kraft und Geld. Von der Politik fühlen sie sich dabei im Stich gelassen. Sie erinnern die...

DWN
Immobilien
Immobilien Gewerbeimmobilienmarkt in Deutschland: Stabilere Aussichten nach Phase der Volatilität
22.04.2024

Die Nachfrage im deutschen Gewerbeimmobiliensektor war im Jahr 2023 verhalten - insbesondere nach Büros. Das Segment ist stärker als...