Politik

EU-Bürger müssen in Deutschland Steuern zahlen, dürfen aber nicht wählen

Lesezeit: 2 min
24.03.2014 15:53
Der Bremer Staatsgerichtshof hat einen der Konstruktionsfehler der EU bestätigt: EU-Ausländer, die in Deutschland leben, dürfen nicht an Landtagswahlen teilnehmen. Sie dürfen jedoch weiter in unbegrenztem Ausmaß Steuern zahlen. Diese Diskrepanz zeigt, wie absurd die EU aufgebaut ist.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Meist sind jene Bürger die glühendsten Europäer, die ihr Heimatland verlassen, um in einem anderen EU-Staat zu arbeiten. Sie sind die nützlichsten Europäer auch im Sinne der EU, weil sie sich als jene Arbeitnehmer zur Verfügung stellen, deren Flexibilität die EU zu fordern nicht müde wird.

Auch die EU-Staaten freuen sich über jeden Neuankömmling. Zur Begrüßung erhält er die Erlaubnis, die Steuern in dem Land, in dem er arbeitet, in vollem Umfang entrichten darf. Eine Steuervergünstigung für Zuwanderer, etwa für die Eingewöhnungszeit oder Sprachkurse, gibt es nicht, wenn der EU-Bürger in einem Fulltime-Job (Arzt, Manager, Forscher etc.) einsteigt. Vergünstigungen gibt es nur für Einwanderer, die keine Arbeit haben: Ihnen muss der Staat dieselbe Sozialhilfe gewähren wie deutschen Staatsbürgern.

Der steuerpflichtigen Einwanderer, der der Verschwendungssucht der Regierung in seinem Gastland zusehen muss, kann jedoch mit seiner Stimme nicht mitentscheiden, wer in Deutschland die Macht im Staat haben soll. Diese Diskrepanz ist einer der zentralen Geburtsfehler der EU. Steuerpflicht und Wahlrecht sind zwei Seiten ein- und derselben Medaille. Es ist grotesk, dass dieses demokratische Grundprinzip in der EU nicht gilt.

Das rot-grün regierte Bremen ist nun mit seinem Vorhaben gescheitert, als erstes Bundesland ein Landtagswahlrecht für EU-Ausländer einzuführen. Der Bremer Staatsgerichtshof entschied in einem am Montag verkündeten Urteil, dass die geplante Ausweitung des Wahlrechts nicht verfassungsgemäß sei. Nach dem Grundgesetz sei das Wahlrecht prinzipiell an die deutsche Staatsangehörigkeit geknüpft. Die einzelnen Bundesländer dürften wegen des bundesstaatlichen "Homogenitätsgebots" davon nicht abweichen. Seit einer Grundgesetzänderung von 1992 könnten zwar Ausländer aus anderen EU-Staaten deutsche Kommunalparlamente mitwählen. Eine weitergehende Ausweitung des Ausländerwahlrechts stehe den Bundesländern aber nicht zu.

Die rot-grüne Koalition in Bremen hatte die Wahlrechtsreform bereits 2013 mit Unterstützung der Linksfraktion in erster Lesung beschlossen. Demnach sollten zugewanderte EU-Ausländer den Bremer Landtag mitwählen dürfen. Ferner war vorgesehen, dass sich Nicht-EU-Bürger an den Wahlen zu den Stadtteilbeiräten beteiligen könnten. Wegen verfassungsrechtlicher Zweifel legte das Parlament den Gesetzentwurf aber vor der endgültigen Verabschiedung dem Staatsgerichtshof zur Prüfung vor. Der stoppte jetzt die Gesetzgebung mit sechs zu einer Stimme.

Die unterlegene Richterin Ute Sacksofsky erklärte in einem Sondervotum, dass der Gerichtshof das "Homogenitätsgebot" zu streng ausgelegt habe. Die Bundesländer hätten durchaus eigene Spielräume.

Dem Gericht kann man keinen Vorwurf machen, es hat ja nur die Anwendung der Gesetze zu überprüfen.

Doch die europäischen Politiker sollten sich, statt über Milliarden für die Ukraine-Rettung zu schwadronieren, mit ihrer ureigenen Fehlkonstruktion beschäftigen. Auch wenn Technokraten, Kommissare und Schuldenregierungen es nicht gerne hören: Die Zugehörigkeit eines Menschen zu einer Gemeinschaft ist nicht nur eine Frage des Geldes. Der Bürger ist mehr als reiner Untertan. Er ist der Souverän, auch in der EU. Aber das hört man in Brüssel nun überhaupt nicht gerne.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik Forsa-Zahlen: Die Grünen unterliegen den Fliehkräften der Abwärtsspirale
19.04.2024

Und schon wieder eine Etage tiefer. Der Sog verstärkt sich und zieht die Partei Bündnis 90/Grüne immer weiter hinab in der Wählergunst....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...

DWN
Technologie
Technologie Sehnsuchtsort Mond – Wettlauf um Macht und Rohstoffe
19.04.2024

Forscher, Technologiefirmen und ganze Staaten streben nach neuen galaktischen Ufern. Der Mond lockt mit wertvollen Rohstoffen und dient...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Ukraines Präsident, Wolodymyr Selenskyj, dankt Deutschland für die Unterstützung. Die Außenminister beider Länder, Baerbock und...

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
19.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Ausfuhren in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...

DWN
Technologie
Technologie Turbulenzen bei Tesla: Stellenabbau und düstere Prognosen für 2024
19.04.2024

Nach einem Stellenabbau bei Tesla prognostizieren Experten ein „Durchhänger-Jahr“ für Elektromobilität 2024, während Tesla auf...

DWN
Politik
Politik Russische Agenten in Bayern festgenommen: Sabotagepläne aufgedeckt
18.04.2024

Zwei Russland-Deutsche sollen für einen russischen Geheimdienst spioniert haben. Einer der beiden soll sich auch zur Durchführung von...