Nachdem zehntausende Menschen in Taiwan am Sonntag gegen den Ausbau der Atomkraft protestiert hatten, kam es in der Nacht zum Montag zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei.
Die Polizei setzte Wasserwerfer ein, um die Demonstranten auseinander zu treiben. Die Demonstranten hatten zuvor eine Hauptstraße in Taipeh besetzt und weigerten sich die Straße zu verlassen. Offizielle Meldungen über Verletzte gab es zunächst nicht, Augenzeugen berichteten aber von mehreren Demonstranten, die medizinisch behandelt werden mussten. Der Protest richtet sich gegen die Pläne der Regierung, in Taiwan ein viertes Atomkraftwerk zu errichten.
Forderungen der Opposition, über den Bau des Atommeilers ein Referendum abzuhalten, waren von der Regierung zunächst zurückgewiesen worden. Nach offiziellen Angaben deckt Taiwan rund 18 Prozent seines Strombedarfs aus Atomenergie.
Die Taiwanesen sind nach der Kernschmelze von Fukushima besonders sensibilisiert. Taiwan ist, ähnlich wie Japan, stark erdbebengefährdet. Schon um Jahrestag der Katastrophe von Fukushima war es in Tawain zu Massenprotesten gegen die Atom-Industrie gekommen.
Die NZZ schreibt, warum in Taiwan aktuell besondere Sorge herrscht:
„,Wenn die Brennstäbe einmal eingeführt sind, gibt es kein Zurück mehr‘, sagt David Ho, ein Atomphysiker, der als Berater für eine atomkritische Stiftung arbeitet. Vorher könnte man Teile der Anlage zum Beispiel für ein Gaskraftwerk umnutzen, sagt Ho. Ab der Einführung der Brennstäbe sei die Anlage dann aber radioaktiv kontaminiert. Ho war früher am Atomwaffenprogramm Taiwans beteiligt, kennt viele Akteure der Industrie persönlich und steht ihr äusserst kritisch gegenüber.“