Unternehmen

Urteil: Bundesgerichshof kippt Gebühren auf Kredite

Lesezeit: 2 min
13.05.2014 17:38
Die Bundesgerichtshof hat die Bankgebühren auf Konsumentenkredite in einem abschließenden Urteil für unzulässig erklärt. Tausende Bankkunden haben nun Ansprüche auf Rückforderungen der Gebühren. Den Banken drohen Milliardenzahlungen.
Urteil: Bundesgerichshof kippt Gebühren auf Kredite

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Den Banken in Deutschland drohen milliardenschwere Rückforderungen von Kunden. Der Bundesgerichtshof (BGH) entschied in einem Grundsatzurteil am Dienstag, dass die von vielen Instituten verlangten Bearbeitungsgebühren für Verbraucherkredite unzulässig sind. Ein solches pauschales Entgelt zusätzlich zu den Zinsen benachteilige die Kunden unangemessen. Die Karlsruher Richter erklärten die Klauseln in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) der Postbank und der Essener National-Bank deshalb für ungültig. Das Urteil dürfte Signalwirkung für viele ähnliche Fälle haben. Tausende Kunden können nun solche Gebühren für Ratenkredite etwa zur Finanzierung von Autos oder Fernsehern zurückfordern.

Bis zu 7000 Klagen sind nach Angaben von Anwälten anhängig. Verbraucherschützer sehen darin nur die Spitze eines Eisbergs. Denn viele Banken hätten ihre Kunden mit Verweis auf die noch ausstehende Entscheidung aus Karlsruhe vertröstet, sagte der Bankenreferent des Verbraucherzentrale Bundesverbandes, Frank-Christian Pauli, der Nachrichtenagentur Reuters. Nur in 5,5 Prozent der Fälle hätten Banken ihren Kunden bislang die Gebühren zurückerstattet. Nach einer Stichprobe des Verbandes gehe es im Schnitt um 383 Euro, die die Bankkunden zu viel gezahlt hätten. „Gemessen an der geschätzten Zahl der vergebenen Ratenkredite könnte das in die Milliarden gehen“, sagte Pauli.

Der Anspruch auf Rückforderung der Gebühren verjährt zwar nach drei Jahren. Wann diese Frist aber genau zu laufen beginnt, ist umstritten. Der Vorsitzende Richter Ulrich Wiechers sagte, darüber werde der Bundesgerichtshof demnächst „in einem zweiten Durchgang entscheiden“. Der BGH erklärte, die Banken müssten ihre Kosten für die Kreditbearbeitung und -auszahlung allein durch den Zins decken.

Doch viele Geldhäuser, darunter auch Spezialinstitute, berechnen bei der Vergabe eines Verbraucherkredits zusätzlich eine einmalige Bearbeitungsgebühr zwischen ein bis drei Prozent der Kreditsumme. Sie begründen das mit dem Aufwand für die Beratung des Kunden und die Prüfung der Bonität. Das aber liege im eigenen Interesse der Bank, betonte Wiechers. Zur Prüfung der Kreditwürdigkeit sei sie sogar gesetzlich verpflichtet. „Den Banken ist es völlig unbenommen, die Bearbeitungskosten in den Zins einzupreisen“, sagte Wiechers.

Mit der Bearbeitungsgebühr hatten zahlreiche Banken den Zins niedrig gehalten. Die in der Deutschen Kreditwirtschaft (DK) zusammengeschlossenen Bankenverbände verwiesen aber darauf, dass die Gebühren im effektiven Jahreszins enthalten seien, den die Geldhäuser offen ausweisen müssen. Damit seien den Kunden die Gesamtkosten des Kredits schon vorab „offen vor Augen geführt worden“. Der Bankenfachverband, der viele Konsumfinanzierer vertritt, erwartet nur geringe Folgen für die Institute. „In der Praxis nehmen die Kreditbanken schon jetzt keine Bearbeitungsgebühren mehr“, sagte Verbands-Geschäftsführer Peter Wacket. Grund sei der starke Wettbewerb. Die Postbank etwa hat die Gebühr vor gut einem Jahr abgeschafft, wie ein Sprecher sagte.

Kläger-Anwalt Norbert Gross sagte in der Verhandlung, die Kreditinstitute hätten mit der Gebühr eine „Goldquelle“ und ein „uferloses Instrumentarium“ entwickelt, um Kunden Geld abzuknöpfen. „Das Urteil war überfällig“, sagt Verbraucherschützer Pauli. Die Banken hätten ein Grundsatzurteil durch Verfahrenstricks lange vermieden. Eigentlich wollte der BGH schon im September 2012 über die Zulässigkeit der Gebühr entscheiden. Doch damals hatte die Sparkasse Chemnitz ihre Revision wenige Tage vor der Verhandlung zurückgenommen.

In den beiden vom BGH entschiedenen Fällen bekommen die Kläger nun ihre Bearbeitungsgebühren zurück. Die Postbank hatte für einen Netto-Kredit über 40.000 Euro ein Bearbeitungsentgelt von 1200 Euro verlangt, drei Prozent der Kreditsumme. Bei der National-Bank waren es 100 Euro für einen Kredit über 10.000 Euro. Die Revisionen der beiden Banken wies der BGH zurück (Az.: XI ZR 170/13 und XI ZR 405/12). Wiechers sagte, beim BGH sei inzwischen „eine Welle, ja ein Tsunami an zugelassenen Revisionen aufgeschlagen“.

 


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie 3D Spark: Ein Hamburger Start-up revolutioniert die Bahnbranche
25.04.2024

Die Schienenfahrzeugindustrie befindet sich in einem grundlegenden Wandel, in dessen Verlauf manuelle Fertigungsprozesse zunehmend...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Automesse China 2024: Deutsche Autohersteller im Preiskrieg mit BYD, Xiaomi und Co.
25.04.2024

Bei der Automesse in China steht der eskalierende Preiskrieg bei Elektroautos im Vordergrund. Mit hohen Rabatten kämpfen die Hersteller...

DWN
Politik
Politik Bericht: Habeck-Mitarbeiter sollen Kritik am Atom-Aus missachtet haben
25.04.2024

Wichtige Mitarbeiter von Bundesministern Habeck und Lemke sollen laut einem Bericht interne Zweifel am fristgerechten Atomausstieg...

DWN
Finanzen
Finanzen Feiertagszuschlag: Was Unternehmer an den Mai-Feiertagen beachten sollten
25.04.2024

Feiertagszuschläge sind ein bedeutendes Thema für Unternehmen und Arbeitnehmer gleichermaßen. Wir werfen einen genauen Blick auf die...

DWN
Finanzen
Finanzen Teurer Anlegerfehler: Wie der Blick in den Rückspiegel fehlgeht
25.04.2024

Anleger orientieren sich an den Renditen der vergangenen drei bis zehn Jahre, um Aktien oder Fonds auszuwählen. Doch laut Finanzexperten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kommunikation im Wandel – Was es für Unternehmen in Zukunft bedeutet
25.04.2024

In einer Ära schneller Veränderungen wird die Analyse von Trends in der Unternehmenskommunikation immer entscheidender. Die Akademische...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferdienste in Deutschland: Bei Flink, Wolt und anderen Lieferando-Konkurrenten geht es um alles oder nichts
25.04.2024

Getir, Lieferando, Wolt, UberEats - es fällt schwer, in deutschen Großstädten beim Angebot der Essenskuriere den Überblick zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Familienunternehmer in Sorge: Land verliert an Wettbewerbsfähigkeit
25.04.2024

In einer Umfrage kritisieren zahlreiche Familienunternehmer die Politik aufgrund von übermäßiger Bürokratie und Regulierung. Besonders...