Technologie

„The Machine“: HP leitet eine Revolution der Computer ein

Lesezeit: 3 min
26.06.2014 00:07
Der Computerriese HP will in den nächsten Jahren seine neue Wunderwaffe in Serie produzieren. Einen Spitznamen hat der Rechner der kommenden Generation auch schon: „The Machine“. Der Computer leitet eine Revolution ein. Dank einem ausgeklügelten Design schlägt der Computer die aktuelle Konkurrenz um Längen bei der Rechenleistung und beim Energieverbrauch.
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Mit dieser Ankündigung hat sich HP viel vorgenommen. Es kann der nächste Schritt in HP der Evolution für Computer sein. Dazu laufen die Labore bei Hewlett Packard derzeit auf Hochtouren. Die Architektur des Rechners geht völlig neue Wege und genau darin liegt der Schlüssel zum Erfolg. Es ist aber auch die Kompaktheit, mit der The Machine sich präsentiert. Damit stellt HP in jedem Bereich neue Bestmarken auf. Sei es Leistung, Stromverbrauch, Größe oder Zugriffszeit – an diesen vielversprechenden Computer der Zukunft kommt so schnell niemand heran.

Glücklicherweise ist die Zukunft laut dem Hersteller gar nicht so weit entfernt. Auch wenn 2010 bereits einmal angekündigt wurde, dass 2013 die Auslieferung stattfinden soll. Inzwischen werden wohl realistische Marken genannt. Demnach hat die Entwicklungsabteilung für den Zeitraum 2017 bis 2020 grünes Licht gegeben. In drei bis sechs Jahren soll The Machine demzufolge in den Handel gehen. Bis dahin hat die Konkurrenz Zeit, etwas ansatzweise so leistungsstarkes zu schaffen.

Die Messlatte ist jedoch sehr hoch. Insbesondere bei der Server-Technologie sind die Werte schier unglaublich. Aktuell kann mit gewöhnlichen Festplatten pro Rack eine Speicherkapazität von 2 Petabyte erreicht werden. (1 Petabyte entspricht 1.000 Terabyte bzw. 1.000.000 Gigabyte). Hier kommt der platzsparende Vorteil von The Machine besonders zum Tragen. Denn mit der neuartigen Technik sind demnach 160 Petabyte, also das 80-fache möglich. Festplattenherstellen wollen zeitgleich die Kapazität in den nächsten fünf Jahren auf das Vierfache steigern.

Während offensichtlich keine riesigen Rechenzentren mehr gebraucht werden, um gigantische Mengen an Daten zu speichern, ist auch die Zugriffszeit extrem gesunken. Laut Martin Fink, CTO von HP, benötigt The Machine gerade einmal 250 Nanosekunden für einen Zugriff – und das, wenn es etwas länger dauert, denn dieser Wert gilt als maximale Zugriffszeit.

Ein weiterer Kernpunkt der Entwicklung ist die Sparsamkeit. Damit ist in erster Linie der Energieverbrauch gemeint. Ein exakter Preis für den neuen Rechner ist nämlich noch nicht veröffentlicht worden. HP nimmt als Benchmark dabei einen extrem leistungsstarken Computer von Fujitsu. Dieser schafft 28,8 Giga-Updates pro Sekunde (GUPS) und verschlingt dazu 12.600 Kilowatt Strom. Die Bestnoten von The Machine lassen Fujitsu alt aussehen: 160 GUPS verlangen lediglich sensationelle 160 kW. Im Vergleich bedeutet das die 5,5-fache Leistung bei fast 99 % weniger Stromverbrauch. Spätestens jetzt sollte auch jedem Laien klar sein, wie revolutionär das System ist.

Es mussten natürlich neue Wege in der Entwicklung gegangen werden, um diese Werte zu erreichen. 160 GB in 250 Nanosekunden zu übertragen - davon sind die herkömmlichen PCs zu Hause noch Lichtjahre entfernt. Deshalb lohnt sich auch ein Blick quasi unter die Motorhaube, um zu erkennen, was The Machine so einzigartig macht. Die Technik an sich existiert bereits im HP-Labor seit sechs Jahren. 2008 haben die Wissenschaftler zum ersten Mal mit sogenannten Memristoren experimentiert.

Knackpunkt dieser Forschung sind passive Bauelemente mit schwankenden Widerständen. Dabei speichert sich jedes Element, welche Anzahl an Ladungen in welche Richtung bewegt wurde. Auch ohne Strom bleibt diese Information im Kern erhalten. Insofern kann The Machine nicht nur als Rechner, sondern auch als Datenspeicher verwendet werden. Für eine Anwendung als Server wird diese Funktion logischerweise offene Türen einrennen. Und genau dafür wurde die Erfindung gebaut: große Mengen Daten in kürzester Zeit bewegen.

Für den Heimgebrauch ist das in erster Linie leider nichts. Dennoch, für Smartphones und private Computer bieten sich auch interessante Möglichkeiten. Wenn die Memristoren in minimierter Form für Handys verwendet würden, stünden plötzlich rund 100 Terabyte an Speicher zu Verfügung. Da passen dann durchaus einige Musikalben mehr auf das Smartphones. So könnten Anwender sogar einen kompletten Videomitschnitt von ihrem Urlaub speichern. Dimit Open Source e Möglichkeiten sind dann auf jeden Fall erst einmal nicht mehr limitiert.

Höchstens die Übertragungsrate per Internet wird dann die neuen tragbaren Supercomputer begrenzen. Was nützen 100 Terabyte, wenn die Smartphone-Besitzer trotzdem nur Datenraten von mehreren Megabyte pro Sekunde bei ihrem Anbieter erreichen? Der Austausch von größeren Datenmengen von Handy zu Handy wird also noch eine ähnliche Erfindung benötigen. Trotzdem ist ein gewaltiger Schritt in Richtung neue Computergeneration getan.

Zudem gibt es ganz neue Anforderungen an die Software, wenn derart riesige Datenmengen im Bruchteil einer Sekunde bewegt werden sollen. Deshalb entsteht ein eigenes Betriebssystem mit dem Titel „Machine OS“. Derzeit wird es als Open-Source-Project bearbeitet, so dass jeder Nutzer darauf Zugriff hat und an der Gestaltung mitwirken kann.

Wann auch immer The Machine letztlich auf den Markt kommt, sie wird für entsprechend Furore sorgen. Vorausgesetzt natürlich, dass HP die versprochene Leistung auch liefern kann. Nachdem aber seit Jahren schon mit dieser Technik intern experimentiert wird und Hewlett Packard sogar offiziell die Werte ankündigt, sollte dieses Projekt auch realistisch sein. Es geht scheinbar nicht mehr darum, ob The Machine kommt. Es geht nur noch um den genauen Zeitpunkt der Markteinführung. Und selbst wenn sich diese noch bis in die nächste Dekade verzögern sollte – es wird wohl auch dann noch eine Revolution im Computermarkt sein.

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