Unternehmen

Sanktionen: Russische Zentralbank droht mit Folgen für das Finanz-System

Lesezeit: 3 min
02.08.2014 02:38
Mit der Aufnahme der russischen Sberbank auf die Sanktions-Liste könnten die EU- und US-Politiker einen verhängnisvollen Fehler gemacht haben: Die Bank wird von der russischen Zentralbank beherrscht. Diese kennt die internationalen Verflechtungen im Finanz-System genau. In einer geharnischten Stellungnahme drohen die russischen Banker unverhohlen mit einem Crash des Finanzsystems: Ein Drittel der Anteile an der Sberbank halten nämlich Investoren aus Europa und den USA.
Sanktionen: Russische Zentralbank droht mit Folgen für das Finanz-System

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die russische Sberbank sieht in ihrem Ausschluss aus den Kapitalmärkten eine Gefahr für das weltweite Bankensystem.

Diese Warnung ist besonders bedeutsam, weil die russische Zentralbank an der Sberbank mit einer beherrschenden Mehrheit beteiligt ist. Über die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) weiß die russische Zentralbank über die Verflechtungen der globalen Finanz-Wirtschaft bestens Bescheid. Zwar ist es unklar, inwieweit die Bank wirklich staatlich ist, doch laut dem Central Bank Directory gehört sie zu 100 Prozent dem russischen Staat. Man kann daher ausgehen, dass alle Aussagen im Einvernehmen mit der Zentralbank in Moskau abgestimmt sind. Mehr noch: In einem so engen Geflecht der Macht, wie es in Moskau herrscht, verwenden die wichtigsten Player oft ihre untergeordneten Einrichtungen, um Stellungnahmen zu lancieren.

Die Stellungnahme der Sberbank verweist darauf, dass sie die wichtigsten Bank Russlands ist: 110 Millionen Russen erhielten ihre Gehälter oder Stipendien durch die Bank, heißt es da. Und weiter: "Praktisch jeder russische Bürger über 14 Jahren ist Kunde der Bank."

Die von den Finanz-Sanktionen betroffenen russischen Banken sind teilweise stark vernetzt, die Sanktionen führen bereits zu Ausfällen bei europäischen Banken. Die Maßnahme untergrabe die Grundfesten der globalen Finanzsystems, so die Bank.

Die Sberbank, Russlands größter Kreditgeber, sieht in ihren Ausschluss aus dem europäischen Kapitalmarkt eine Gefahr für das globale Bankensystem.

Die EU hat Sanktionen gegen fünf staatlich kontrollierte russische Großbanken verhängt. Künftig dürfen die Sberbank, VTB, Gazprombank, Vnesheconombank und Rosselkholzbank sich am Kapitalmarkt weder Fremd- noch Eigenkapital beschaffen, das eine Laufzeit von mehr als 90 Tagen hat.

Die zweitgrößte russische Bank, VTB äußerte ähnliche Kritik an den Maßnahmen der EU. „Solche Taten widersprechen Europas demokratischen Werten und zeigen, dass sie gegen ihre eigenen Interessen verstoßen, um das Geheiß ihrer Vorgesetzten jenseits des Atlantiks zu erfüllen“ erklärte die Bank.

Analysten zufolge schade der Ausschluß der drei größten russischen Banken zwar langfristig der russischen Wirtschaft. Eine sofortige Krise in Russland werde dadurch aber nicht ausgelöst. Russland versucht seit längerem eine Abkoppelung aus den Dollar-Finanzmärkten und schmiedet dazu neue Allianzen mit China und anderen BRICS-Staaten (mehr hier).

Allerdings sind die russischen Banken stark mit internationalen Finanzinstitutionen vernetzt. So hat jüngst auch die französische Société Générale gemeldet, dass der Netto-Gewinn aus dem Russland-Geschäft um ein Drittel gesunken sei. Das Geldhaus ist nach der österreichischen Raiffeisen und ihrer Rosbank-Tochtergesellschaft die am zweitstärksten mit Russland vernetzte Bank.

Die Sberbank verweist unverhohlen darauf, dass die internationale Banken-Industrie wegen der Sanktionen Schaden nehmen werde: "Die Bank hat einen tadellosen internationalen Ruf. Über ein Drittel ihrer Anteile wird von Investoren aus Europa und den USA gehalten."

Die Schlussfolgerung der Bank über die Konsequenzen ist unmissverständlich: "Die Tatsache, dass die Bank von den Sanktionen erfasst ist, zerstört die Grundfesten des globalen Finanzsystems." Die Maßnahme trage nichts zur Entspannung der Europäischen Krise bei, die durch die Situation in der Ukraine auslöst wurde.

Die Zentralbank sagte ergänzend, man werde alles unternehmen, um die Sberbank zu stützen. Man wolle unbegrenzt Devisen und Rubel zur Sicherung der Liquidität zur Verfügung stellen. Die Zentralbank kündigte weiter an, sie werde als Zwischeninstanz eingreifen, um die Transaktionen mit westlichen Banken sicherzustellen.

Die  Mitteilungen von Sberbank und russischer Zentralbank sind keine leeren Drohungen: Im globalen Schulden-Kasino kann jeder jeden zu Fall bringen - auch auf die Gefahr, dass auch ein lokaler Crash das gesamte Finanzsystem in Richtung Abgrund treibt.

In seinem Buch erklärt DWN-Herausgeber Michael Maier, wie die Zentralbanken gemeinsam mit der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich längst die Führung der globalen Wirtschaft übernommen haben. Die extreme Vernetzung der Finanz-Institutionen hat dazu geführt, dass jeder unbedachte Schritt Folgen für das ganze System haben kann. Die Russland-Krise könnte zu einem Schwarzen Schwan werden, der das System in sich zusammenbrechen lässt.

 

Michael Maier

Die Plünderung der Welt

Wie die Finanz-Eliten unsere Enteignung planen 288 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag 19,99 € (D), 20,60 € (A)

Auch als E-Book erhältlich

ISBN 978-3-89879-853-2

FinanzBuch Verlag, München 2014

Das Buch ist überall im Buchhandel erhältlich. Beim Verlag kann es hier bestellt werden.

Das Buch ist bei Amazon erhältlich - hier.

 


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Technologie
Technologie Der Chefredakteur kommentiert: Kleiner Blackout - kein neuer Strom mehr in Oranienburg! Echt jetzt?
19.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Städtereisen neu entdeckt: Easyjet läutet Renaissance der Rollkoffer ein
19.04.2024

Vor genau 20 Jahren eroberte Easyjet mit seinen günstigen Flügen das Festland der EU. Der Start in Berlin-Schönefeld begann...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...

DWN
Politik
Politik Forsa-Zahlen: Die Grünen unterliegen den Fliehkräften der Abwärtsspirale
19.04.2024

Und schon wieder eine Etage tiefer. Der Sog verstärkt sich und zieht die Partei Bündnis 90/Grüne immer weiter hinab in der Wählergunst....

DWN
Technologie
Technologie Sehnsuchtsort Mond – Wettlauf um Macht und Rohstoffe
19.04.2024

Forscher, Technologiefirmen und ganze Staaten streben nach neuen galaktischen Ufern. Der Mond lockt mit wertvollen Rohstoffen und dient...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Ausfuhren in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Nach neuen Angriffen: USA und NATO erhöhen Unterstützung für Ukraine, während Russland seinen Machtanspruch verstärkt.

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
19.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...