Alles begann vor zwei Jahren, als der damals 17 Jahre alte Boyan Slat in Griechenland tauchte. Er war frustriert, weil er mehr Plastiktüten als Fische sah und stellte sich die Frage, die sich viele Menschen stellen: „Warum können wir das nicht aufräumen?“
Doch wo für viele das Thema damit abgeschlossen ist, hat Boyan mit seinem Projekt Ocean Cleanup weitergedacht und getüftelt. Ein halbes Jahr später, kannte er sich genau mit dem Problem aus und warum so viel Plastikmüll in den Weltmeeren schwimmt. Mit diesem Wissen und seiner Lösung durfte er im Oktober 2012 sogar bei den schlauen Köpfen von TED vorsprechen.
Dort nannte er die erschreckenden Fakten der Verschmutzung: Jedes Jahr werden 300 Millionen Tonnen Plastik produziert – Tendenz steigend. Ein Teil davon gerät in Abwasser oder Flüsse und landet schließlich im Ozean. Mit der Zeit werden die großen Plastikteile durch Sonne und Wellen in kleinere Stücke aufgebrochen. Das ändert aber nichts daran, dass es immer noch Plastikmüll ist.
Plastikteile werden aber nicht nur an den Strand gespült, sondern sammeln sich vielmehr eigenständig an fünf bestimmten Strömungen. Zwei davon sind im Atlantik, zwei im Pazifik und eine im Indischen Ozean. An diesen Punkten sammeln sich besonders starke Konzentrationen der Giftstoffe PCB und DDT aus dem Plastik an.
Diese gelangen wiederum in die Nahrungskette, die dadurch vergiftet wird. Dabei ist der Mensch als letztes Glied der Kette das Endlager dieser Gifte. Die Folgen sind Krebs, Missbildungen und verringerte Fortpflanzungsfähigkeit.
Das Ziel ist somit, speziell an diesen entstandenen Plastikinseln möglichst viel Müll aus den Ozeanen zu extrahieren. Mit Hilfe von Professoren konnte die Menge abgeschätzt werden: Bis zum Jahr 2020 könnten 7,25 Millionen Tonnen Plastik aus dem Wasser entfernt werden. Wie wichtig diese Reinigungsmaßnahme ist, zeigt die Aussage vom Charles Moore, dem Entdecker der riesigen Plastikinseln im nördlichen Pazifik. Seiner Schätzung nach würde es 79.000 Jahre dauern, um den giftigen Müll zu beseitigen.
Doch Boyan Slat ist anderer Meinung. Er zeigt sich optimistisch, dass sich die Konzentration im nördlichen Pazifik von alleine säubern kann - und sogar innerhalb von nur fünf Jahren.
Dabei kommt seine Idee ins Spiel. Hierbei will er nicht mit großen Schiffen und Netzen das Plastik einsammeln. Er will fest installierte Einrichtungen an den kritischen Stellen errichten und die Strömung für sich arbeiten lassen. Das spart Energie, Treibstoff und Arbeitskraft. Diese Plattformen haben ihre eigene Energieversorgung per Sonne und Wellen. Das Design ähnelt einem Mantarochen. Dadurch sollen die Plattformen auch bei stärkstem Seegang stabil bleiben und funktionieren.
Der Plan ist es 24 dieser Plattformen im Zickzack-Muster zu installieren. Das Volumen an Plastik, das dabei pro Tag aus dem Ozean entfernt werden kann, entspricht dem von über 55 Schiffscontainern.
Damit kann Ocean Cleanup sogar als Geschäftsidee gesehen werden. Denn das gesammelte Plastik könnte am Ende laut Boyan für insgesamt $ 500 Millionen verkauft werden. Und das sei deutlich mehr, als Konstruktion und Forschung koste.
Auf der Ocean Cleanup Homepage wird ausführlich erklärt, wie das System funktioniert. Der Schlüssel zum Erfolg ist dabei die Kombination aus schwimmender Barriere und Seegang. Anstatt eines Netzes in dem sich Lebewesen verfangen können, sammelt das Hindernis alles ein, das leichter als Wasser ist. Somit können sämtliche Plastikteile aufgefangen, während Tiere und Kleinlebewesen mit der Strömung weitergetragen werden.
Inzwischen arbeiten rund 100 Wissenschaftler, Ökologen, Forscher, Ingenieure und viele andere Fachleute an diesem Projekt. Ziel ist es in drei bis vier Jahren das Projekt Ocean Cleanup flächendeckend installiert zu haben. Für die Optimierung und die Konstruktion sucht das Team um Boyan Slat noch Geldgeber per Crowdfunding.
Dabei wird jede Spende direkt umgerechnet in Kilogramm Plastik, die entfernt werden. So entsprechen € 4,56 einem Kilo beseitigtem Plastik. Für € 7.400 werden nicht nur rund 1.600 kg Plastik aufgeräumt, sondern der Spender darf sogar mit dem Team auf eine Expedition zu einer der fünf Müllinseln. Die Spendenaktion geht noch bis Ende der Woche und es haben sich bereits über 32.000 Menschen daran beteiligt.