Die Bundesregierung will gemeinsam mit Industrie und Gewerkschaften über Wege zur Stärkung des Pharma-Standortes Deutschland beraten. Der Pharmamarkt wächst kontinuierlich und soll noch dieses Jahr die Umsatzgrenze von einer Billion Dollar überschreiten.
Die steigende Lebenserwartung beruhe zu einem erheblichen Teil auf der Entwicklung neuer Medikamente, sagte Gesundheitsminister Hermann Gröhe am Montag in Berlin zum Start eines neuen „Pharma-Dialogs". Damit sich die Patienten auch in Zukunft auf hochwertige Medikamente verlassen könnten, seien gute Bedingungen für Forschung und Entwicklung notwendig, betonten Gröhe und Forschungsministerin Johanna Wanka. Auch der Austausch über drängende Probleme wie etwa der Umgang mit Lieferengpässen oder der Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen sollen Gröhe zufolge auf der Tagesordnung stehen.
Die Pharmaverbände verwiesen in einer Erklärung insbesondere auf den harten internationalen Wettbewerb. Notwendig sei ein gemeinsamer strategischer Ansatz von Wirtschafts-, Gesundheits- und Forschungspolitik. Geplant sind mehrere Dialogrunden bis Anfang 2016. Der Gesprächsrunde kommt auch deswegen ein besonderer Stellenwert zu, weil das Verhältnis zwischen Regierung und Pharmaindustrie in den vergangenen Jahren wegen verschiedener Sparauflagen als angespannt galt.
Im jährlichen pharmazeutischen Factbook werden einige positive Trends im Biopharmabereich festgestellt –einschließlich des bisher höchsten Umsatzes bei Pharmazeutika, prognostiziert Thomson Reuters. Der Umsatz von Arzneimitteln erreichte 2013 mit 980 Milliarden US-Dollar das bisher höchste Niveau und man erwartet, dass er in diesem Jahr eine Billion überschreitet. Im Vergleich zu den Vorjahren verlangsamte sich die Wachstumsrate 2013 jedoch. Dies ist auf das Auslaufen des Patentschutzes einiger Blockbuster-Arzneimittel in Märkten zurückzuführen, in denen billigere generische Vergleichsprodukte dominieren.
Des Weiteren gibt es eine Zunahme bei neuen Wirkstoffmolekülen (NMEs) sowie bei Arzneimitteln, die klinische Studien in der Endphase erfolgreich abschließen. Dies steht in Widerspruch zur Auffassung der Branche, dass die Produktivität von F&E zurückgeht. Im Jahr 2013 erreichte die Zahl der eingeführten NMEs das dritthöchste Niveau des letzten Jahrzehnts. Behörden und Zahler verlangen sicherere, effizientere und differenziertere Medikamente, um die steigenden Kosten der Gesundheitsversorgung einzudämmen. Die Branche stellt sich weiterhin diesen Herausforderungen durch Diversifizierung in Bereiche mit bisher nicht erfüllten Bedürfnissen und seltene Indikationen. Fast die Hälfte aller Arzneimittel waren für die Krebsbehandlung, pulmonal-arterielle Hypertonie und HIV indiziert. Alle der 2013 in den entwickelten Ländern eingeführten NME Krebsmedikamente erhielten Orphan Drug Status.
Die Krebsbehandlung profitiere von Fortschritten in der Präzisionsmedizin, so der Bericht. Am meisten von allen Therapiebereichen wird in die Entwicklung von Krebsmedikamenten investiert, wobei der Großteil der jüngsten Zulassungen von der FDA den Orphan Drug Status erhielt.
Das Pipelinevolumen und die Erfolgsquote in den frühen klinischen Entwicklungsstadien sind zurückgegangen, aber es ist ein Trend zu stabilen Erfolgsraten in allen späteren Stadien zu erkennen. Dies deutet auf die Fähigkeit der Branche hin, „Fehlentwicklungen schnell und kostengünstig" einzustellen, wodurch die Erfolgsquote bei fortgeschritteneren Arzneimittelkandidaten steigt.
„Pharma-F&E ist in einer Branche mit hohen Erwartungen ein schwieriger und teurer Prozess", sagte Jon Brett-Harris, Managing Director von Thomson Reuters Life Sciences. „Angesichts der jüngsten Diskussion über die Hürden im Pharmabereich ist es ermutigend, positive Entwicklungen und eine erfreuliche Zukunftslandschaft zu sehen."