Während Ende Juni noch über 106 US-Dollar für ein Fass der Sorte WTI bezahlt wurden, sind es aktuell gerade 94 US-Dollar.
Viele Spekulanten, die angesichts der Krisen in der Ukraine und im Nahen Osten auf steigende Kurse gesetzt haben, sind auf dem falschen Fuß erwischt worden. Sie mussten ihre Longpositionen liquidieren und setzten dadurch den Kurs weiter unter Druck, meldet Zerohedge.
Deutschland freut es scheinbar. Bereits im Juli sind die Importpreise für Rohöl um 3,6 Prozent gegenüber dem Vormonat gefallen. Dies zusammen mit noch stärker gefallen Preisen für den Erdgasimport führte dazu, dass die Importpreise für Deutschland insgesamt um 1,7 Prozent zurückgegangen sind. Das teilte das Statistische Bundesamt mit.
Auch für die USA ist ein sinkender Ölpreis nach wie vor günstig. Die Berichte über den Fracking-Boom lassen häufig vergessen, dass die USA beim Öl anders als beim Gas noch immer massiv von Importen abhängig sind. So wurden in den ersten sechs Monaten dieses Jahres Rohöl und Erdölprodukte (etwa Heizöl) im Wert von 178 Milliarden Dollar importiert. Exportiert wurden dagegen gleichzeitig nur Rohöl und Erdölprodukte im Wert von 72 Milliarden.
Das Defizit im Ölsektor in Höhe von rund 105 Milliarden Dollar trug wesentlich zum Defizit der gesamten US-Außenhandelsbilanz von 260 Milliarden Dollar bei. Immerhin schrumpfte das Handelsdefizit des amerikanischen Ölsektor im Vergleich zu den ersten sechs Monaten 2013. Damals belief es noch auf 126 Milliarden Dollar. Der niedrige Ölpreis wird dieses Defizit nun weiter sinken lassen.
Doch der Preisabfall ist nur scheinbar ein Grund zur Freude: Der sinkende Ölpreis signalisiert eine tiefe Krise der Weltwirtschaft. Denn die globale Nachfrage nach Öl ist anhaltend schwach. Daher hat Saudi-Arabien seine Öl-Exporte bereits deutlich reduziert. Die Internationale Energieagentur glaubt nicht mehr an eine wirtschaftliche Erholung und erwartet auch für 2015 eine geringere Öl-Nachfrage.
Die globale Öl-Nachfrage ist nach Angaben der Internationale Energieagentur (IEA) im zweiten Quartal nur um 500.000 Barrel Rohöl pro Tag gestiegen. Dieser Anstieg bei der Öl-Nachfrage ist so gering wie seit zweieinhalb Jahren nicht mehr, berichtet die Financial Times. In dem Monatsbericht der IEA heißt es:
„Während das unaufhaltsame Wachstum beim unkonventionellen Vorrat in Nordamerika viel Aufmerksamkeit erhalten hat, ist vielleicht der Gegenwind bei der Nachfrage allgemein weniger bemerkt worden. Die jüngste Abkühlung beim Nachfrage-Wachstum ist in Tat außergewöhnlich.“