Trotz der aktuellen politischen Spannungen in Hongkong sind die Investitionen in dort gelistete börsengehandelte Fonds (ETFs) zuletzt wieder angestiegen. Die Investoren erwarten offenbar kaum negative Auswirkungen auf die Wirtschaft Hongkongs und Chinas.
Seit die Proteste in Hongkong am 28. September eskalierten, haben Händler mehr als 200 Millionen Dollar in die sechs größten ETFs investiert, welche sich auf Unternehmen in Hongkong und China konzentrieren, berichtet Bloomberg.
Die Kapitalzuflüsse in börsengehandelte Fonds machen zwar nur einen geringen Teil des Handels an der Hongkonger Börse aus. Doch sie zeigen, dass die Investoren optimistisch sind, dass die Aktienpreise wieder steigen werden.
„Die Investoren bleiben dem Aktienmarkt treu“, sagt Geoffrey Dennis, Strategie-Chef für die Entwicklungsländer bei UBS in Boston. „Niemand erwartet wirklich, dass die Proteste langfristig negative Auswirkungen auf die chinesische Wirtschaft haben.“
Der chinesische Shanghai Composite Index gewann im dritten Quartal rund 15 Prozent – so viel wie kein anderer der 30 größten Aktienindices. Und seit den Spannungen in Hongkong ist der Index weiter angestiegen.
Nur rund 13 Prozent der Unternehmen am Hang Seng Index erzielen die Mehrheit ihrer Umsätze in Hongkong, wo Proteste eine der wichtigsten Verkaufszeiten des Jahres rund um den Nationalfeiertag unterbrochen haben. Mehr als die Hälfte der Firmen im Hongkonger Aktienindex konzentrieren sich auf China.
Nachdem die Regierung von Hongkong Gespräche mit den Demonstranten absagten, verlor der Hang Seng Index am Freitag 1,9 Prozent. Doch insgesamt stieg der Hongkonger Aktienindex diese Woche um 0,1 Prozent auf 23.089 Punkte.
In der Vorwoche war der Hang Seng Index noch um 2,6 Prozent gefallen – der stärkste Rückgang seit März. Doch gleichzeitig waren die Wetten auf einen weiteren Preisrückgang, sogenannte Leerverkäufe, um 16 Prozent zurückgegangen.
Der Hang Seng Index liegt derzeit knapp 9 Prozent unter seinem Jahreshochs im September. Ursache für den Rückgang ist neben den Protesten in Hongkong vor allem die Erwartung, dass die Federal Reserve die Zinssätze früher anheben könnte als erwartet, berichtet Bloomberg.
Auch der deutsche Aktienindex ist seit Mitte September um rund 10 Prozent eingebrochen, ohne dass es hierzulande größere Proteste wie in Hongkong gegeben hätte.
Der Hongkonger Aktienindex impliziert derzeit ein Verhältnis von Unternehmenspreisen zu erwarteten Gewinnen von 10,6. Im Vergleich dazu liegt das Preis/Gewinn-Verhältnis des US-Aktienindex Standard & Poor’s 500 bei rund 16. Die Hongkonger Aktien sind also relativ niedrig bewertet.
Die Proteste in Hongkong waren durch Chinas Entscheidung ausgelöst worden, dass die Kandidaten für die Wahlen 2017 von einer Kommission überprüft werden. Kritiker sagen, dass auf diese Weise garantiert werden soll, dass die Kandidaten loyal zu Peking sind.
Hongkongs aktueller Regierungschef Leung Chun-ying hat die Studenten wiederholt aufgefordert, die Straßen zu verlassen, nachdem die Proteste zur Schließung von Schulen, Büros und Banken im zentralen Geschäftsbezirk der früheren britischen Kolonie geführt hatten. Die Demonstranten haben den Forderungen der Regierung teilweise nachgegeben.