Politik

USA: Frau muss ins Gefängnis, weil sie ihren Rasen nicht gemäht hat

Lesezeit: 4 min
02.11.2014 23:50
Weil eine berufstätige Mutter in Tennessee keine Zeit für Gartenarbeit hatte, wurde sie zu fünf Tagen Haft verurteilt. Der ungepflegte Garten war ein Verstoß gegen die Gemeindevorschriften. In den gesamten USA gehen die Behörden auch bei minimalen Delikten mit zunehmender Härte gegen die Bürger vor.

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Im US-Bundesstaat Tennessee musste eine Frau die Nacht im Gefängnis verbringen, weil sie ihren Rasen nicht gemäht hatte. Ein Gericht hatte sie zu der Haftstrafe verurteilt, nachdem sie ihren Garten nicht entsprechend den Regeln von Lenoir City gepflegt hatte. In den USA häufen sich die Urteile, die Bürger wegen geringfügiger Vergehen ins Gefängnis schicken.

Im letzten Sommer erhielt Karen Holloway aus Lenoir City eine Vorladung wegen der ungepflegten Rasenfläche und Büsche in ihrem Garten. Holloway gibt zu, dass der Garten in der Tat mehr Aufmerksamkeit gebraucht hätte. Doch sie habe nicht die Zeit für Gartenarbeit gehabt, sagt sie.

„Die Büsche und Bäume waren überwuchert, aber das ist doch kein Verbrechen“, zitiert sie Yahoo News. Karen Holloway arbeitet in Vollzeit und hat zwei Kinder. Ihr Ehemann, ein ehemaliger Soldat, arbeitet ebenfalls in Vollzeit und geht gleichzeitig auch zur Uni. Die Familie hat nur ein Auto.

Mitte Oktober verhängte Richter Terry Vann eine Haftstrafe von fünf Tagen gegen Holloway wegen Nichtbeachtung der städtischen Ordnung im Hinblick auf die Gartenpflege, speziell wegen eines Mangels an Gartenpflege.

Holloway hält das Urteil für übertrieben. „Das ist nicht gerecht. Warum sollte man mich ins Gefängnis stecken zusammen mit Kinderschändern und Leuten, die wirkliche Verbrechen begangen haben, weil ich meinen Garten nicht gepflegt habe.“

Zusätzlich zu der Härte des Urteils kritisiert Holloway, dass sie während des Prozesses unter Druck gesetzt worden ist. Sie sei nicht über ihre Rechte aufgeklärt worden, ihr sei nicht gesagt worden, dass sie sich durch einen Anwalt vertreten lassen darf.

In der vergangenen Woche wurde die Haftstrafe auf sechs Stunden abgesenkt. Der Richter gab zu, dass Holloway keine Kriminelle ist und dass dies kein Strafprozess ist. Aber sie wurde dennoch in der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch ins Gefängnis geschickt.

Im November muss Holloway erneut vor Gericht erscheinen, das die Fortschritte bei der Gartenpflege überprüfen wird. Bis dahin wollen ihre Familie und Freunde ihr dabei helfen, das Grundstück in Ordnung zu bringen.

Der Richter sagt, er könnte dann eine weitere Haftstrafe verhängen, wenn die Stadt mit der Gartenpflege noch immer nicht zufrieden ist.

Es ist nicht das erste Mal, dass ein US-Bürger wegen des Zustands seines Grundstücks zu einer Haftstrafe verurteilt wird. So schickte etwa ein Gericht in South Carolina Linda Ruggles für sechs Tage ins Gefängnis, nachdem sie eine Strafe von 500 Dollar wegen loser Dachziegel nicht bezahlen konnte.

Im Juli verhaftete die Polizei der Stadt Thomaston im US-Bundesstaat Connecticut den 49-jährigen Carmine Cervellino, weil er eine Wassermelone mit einem Messer durchstochen hatte, berichtete Register Citizen. James Campbell, der Polizeichef von Thomaston, verteidigte die Festnahme damit, dass es Vorwürfe gegen Cervellino gab.

Eine Frau fühlte sich durch den Anblick der von Cervellino mit einem Messer durchstochenen Wassermelone „eingeschüchtert“, sagte sie der Polizei. Daher machte sie Fotos von der Melone und ging zur Polizei. Dabei gab sie aber zu, dass Cervellino sie zu keinem Zeitpunkt physisch bedroht hat.

Polizeichef Campbell sagte: „Es ist unsere Pflicht, in solchen … Angelegenheiten einzuschreiten. Wir fanden, dass es hinreichenden Verdacht gab.“ Die Staatsanwaltschaft und ein Richter stimmten der Ansicht der Polizei zu und unterzeichneten einen Haftbefehl gegen Cervellino.

Im April wurde im Bundesstaat New Jeryey der Siebtklässler Ethan Chaplin vom Schulbesuch ausgeschlossen und musste sich intensiven Untersuchungen unterziehen, weil er im Unterricht mit seinem Bleistift gespielt hatte, berichtet die Huffington Post. Ein Mitschüler hatte dem Lehrer gesagt, Chaplin mache „Pistolen-Bewegungen“.

Der Schulaufsichtsbeamte Charles Maranzano erklärt den Ausschluss vom Unterricht damit, dass Chaplin möglicherweise eine Bedrohung für sich oder andere darstellt.

„Wenn ein Schüler sich nicht benimmt oder ein Verhalten zeigt, das nicht konform ist oder unsere Erwartungen nicht erfüllt, dann sind wir etwas beunruhigt.“

In Peoria im Bundesstaat Illinois suchte die Polizei im April nach dem Urheber eines gefälschten Twitter-Accounts von Bürgermeister Jim Ardis. Dabei handelte es sich um eine strafbare Handlung, weil nicht ersichtlich war, dass es sich um eine scherzhaft Fälschung handelte.

Doch im Rahmen der Untersuchung durchsuchte die Polizei ein Haus und beschlagnahmte Handys und Computer. Sie nahm fünf Personen fest und brachte sie zum Verhör zur Polizeistation. Einer der Festgenommenen wurde wegen des Besitzes von Marihuana umgehend ins Gefängnis gesteckt. Eine Verbindung zum Twitter-Account fand sich jedoch nicht.

„Sie nahmen mich fest, als wäre ich ein Krimineller“, zitiert der Peoria Journal Star eine der Festgenommenen. Sie sagt, sie musste drei Stunden lang allein in einem Verhörzimmer warten, bis die Beamten sie befragten. Doch auch im Anschluss an die Verhöre hatte die Polizei noch immer keinen Verdächtigen.

In Charleston im Bundesstaat Virginia verhängte die Bundespolizei gegen den Bauarbeiter Christopher Lewis eine Strafe von 525 Dollar, weil er in der Cafeteria eines Krankenhauses vergessen hatte dafür zu bezahlen, dass er seinen Getränkebecher ein zweites Mal füllte. Dafür hätte er eigentlich 89 Cent zahlen müssen, was er nach eigenen Angaben nicht wusste.

Später im April wurde die Strafe durch eine Verwarnung ersetzt, berichtet wistv.com. Ein Sprecher des Krankenhauses sprach von einem „Diebstahl von Regierungseigentum“. Lewis hat seinen Job auf dem Krankenhausgelände verloren.

Am 6. April nahm die Polizei von New York City den Puppenspieler Kalan Sherrard fest, berichteten die Daily News. Sherrard führte gerade ein Puppenspiel auf, als die Polizisten ihm Handschellen anlegten. Sie beschuldigten ihn, eine gefährliche Situation zu schaffen.

Video-Aufnahmen der Festnahme zeigen jedoch, dass keine Gefahr bestand. Bei der Festnahme zerstörten die Polizisten eine Puppe und andere Gegenstände des 26-jährigen Künstlers aus Seattle, der seine Festnahme als unrechtmäßig betrachtet.

Ein Beispiel für die Militarisierung der Polizei in den USA ist die Razzia bei einer Familie in Des Moines im Bundesstaat Iowa. Im Februar verschafften sich rund zehn Beamte mit Helmen, Gesichtsmasken, schusssicheren Westen und Waffen im Anschlag mit einer Ramme Zugang zum Haus, ohne vorher anzuklopfen, berichtete die Washington Post.

Der Überfall durch die Polizei konnte von mehreren Überwachungskameras festgehalten werden (Video unten), obwohl zwei Beamten dabei gefilmt wurden, wie sie zwei Kameras außer Kraft setzten. Die Söhne der Familie sind Techniker und in der Vergangenheit bereits bestohlen worden, sodass sie die Kameras installierten. Durch diesen Zufall ist die Razzia überhaupt in die Nachrichten gekommen.

Solche Sondereinsatzkommandos werden in den USA nicht mehr nur gegen Mordverdächtige oder andere Schwerverbrecher eingesetzt. In diesem Fall suchte die Polizei nach Leuten, die des Kreditkartenbetrugs verdächtig sind. Doch weder konnten die Polizisten in dem gestürmten Haus die Verdächtigen finden noch die gestohlene Ware.

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