Deutschland

Schweizer Banken verschärfen Bedingungen für Immobilien-Kredite

Lesezeit: 2 min
06.11.2014 01:41
Verschärfte Anforderungen können zu einer Kündigung der Immobilien-Darlehen für Schweizer Hausbesitzer führen. Und neuen Interessenten wird der Zugang zu einer Immobilienfinanzierung erschwert. In Deutschland ist von einer solchen Entwicklung noch nichts zu spüren.
Schweizer Banken verschärfen Bedingungen für Immobilien-Kredite

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Schweizer Bankiersvereinigung verschärft ihre Richtlinien für die Vergabe von Immobiliendarlehen. Und das ist nicht das erste Mal. Bereits im Sommer 2012 traten strengere Richtlinien in Kraft. Gut zwei Jahre später wird nun erneut an der Regulierungsschraube gedreht. In der Schweiz ist das Gesprächsthema und Schweizer Medien wie die Neue Züricher Zeitung oder die Handelszeitung berichteten bereits.

So sind inzwischen Fälle bekannt, in denen Schuldner innerhalb einer kurzen Frist 160.000 Franken an Hypothekenschulden zurückzahlen sollten. Die Immobilie wurde neu und gleichzeitig niedriger bewertet. Der Schuldner galt danach für die Bank als überschuldet.

In solchen und ähnlichen Fällen haben Schweizer Banken künftig keinen Spielraum mehr, denn laut neuen Regulierungen gilt das Niederstwertprinzip. Gibt es unterschiedliche Zahlen zum Wert einer Immobilie, sollen demnach Banken fortan nur die niedrigste berücksichtigen. Angesichts eines sich ohnehin abschwächenden Wohnungsmarktes in der Schweiz birgt das Sprengstoff.

Aber auch eine andere neue Regulierung hat es in sich. Künftig sollen Schuldner zwei Drittel des Beleihungswertes ihrer Wohnung oder ihres Hauses spätestens nach 15 Jahren zurückgezahlt haben. Bisher galt hierfür eine maximale Frist von 20 Jahren. Die kürzere Frist bedeutet, dass die Ratenzahlungen höher ausfallen müssen. Solche höheren Raten sind aber für viele Immobilieninteressenten nicht mehr tragfähig. Sie müssen ihren Traum von der eigenen Wohnung oder dem eigenen Haus aufgeben.

Die Richtlinien der Schweizer Bankiersvereinigung bilden eine öffentliche Selbstverpflichtung der Schweizer Banken. Die Schweizer Banken hoffen nicht zuletzt, durch die Richtlinien schärfere gesetzliche Regulierungen abzuwenden.

Die Entwicklungen in der Schweiz sind jedoch nicht auf Deutschland übertragbar und umgekehrt. Die Märkte für Immobiliendarlehen sind national voneinander abgegrenzt. „Verschiedene Länder lassen sich kaum vergleichen“, so Heidi Müller von Interhyp. Als Kreditvermittler hat Interhyp einen Überblick über aktuelle Marktentwicklungen in Deutschland.

So sei in Deutschland die Grundeinstellung nach wie vor „erzkonservativ“, meint Müller. Davon zeuge allein schon der hohe Anteil an Festzinsbindungen. Vor diesem Hintergrund gebe es Verschärfungen der Kreditbedingungen höchstens in Einzelfragen. Dazu zählt, dass Darlehen mit einer Anfangstilgung von nur 1 Prozent weniger vergeben würden. Solche Darlehen müssten heute aufgrund des historisch tiefen Zinsniveaus über 55 Jahre abbezahlt werden. Zu den Einzelfragen zählt auch, dass einige Banken mehr Unterlagen über die zu finanzierende Immobilie sehen wollen, also mehr Fotos und bemaßte Grundrisse.

Auch Thomas Lang von der Verbraucherzentrale NRW kann aus seiner Arbeit heraus nicht von erhöhten Anforderungen der Banken bei der Immobilienfinanzierung berichten. Ganz im Gegenteil sind die Verbraucherzentralen vermehrt mit Bankkunden konfrontiert, die einen Immobilienkauf trotz einer „geringen bis nicht vorhandenen Eigenkapitalbasis“ anstreben. Das ist wohl nicht nur aus Sicht der Verbraucherzentralen eine bedenkliche Entwicklung.

Selbst die erhöhten Eigenkapitalforderungen an die Banken durch Basel III ändern also in Deutschland nichts an ihrer hohen Bereitschaft, sich in der Baufinanzierung zu engagieren. Denn für viele Banken zählt die Immobilienfinanzierung zu ihrem attraktiven Kerngeschäft, das sie auf keinen Fall durch neue Auflagen an ihre Kunden verlieren wollen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik Forsa-Zahlen: Die Grünen unterliegen den Fliehkräften der Abwärtsspirale
19.04.2024

Und schon wieder eine Etage tiefer. Der Sog verstärkt sich und zieht die Partei Bündnis 90/Grüne immer weiter hinab in der Wählergunst....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...

DWN
Technologie
Technologie Sehnsuchtsort Mond – Wettlauf um Macht und Rohstoffe
19.04.2024

Forscher, Technologiefirmen und ganze Staaten streben nach neuen galaktischen Ufern. Der Mond lockt mit wertvollen Rohstoffen und dient...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Ukraines Präsident, Wolodymyr Selenskyj, dankt Deutschland für die Unterstützung. Die Außenminister beider Länder, Baerbock und...

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
19.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Ausfuhren in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...

DWN
Technologie
Technologie Turbulenzen bei Tesla: Stellenabbau und düstere Prognosen für 2024
19.04.2024

Nach einem Stellenabbau bei Tesla prognostizieren Experten ein „Durchhänger-Jahr“ für Elektromobilität 2024, während Tesla auf...

DWN
Politik
Politik Russische Agenten in Bayern festgenommen: Sabotagepläne aufgedeckt
18.04.2024

Zwei Russland-Deutsche sollen für einen russischen Geheimdienst spioniert haben. Einer der beiden soll sich auch zur Durchführung von...