Die russische Zentralbank hat den Leitzins überraschend gesenkt. Der Schlüsselzins für die Versorgung der Banken mit Geld wurde um zwei volle Prozentpunkte auf 15 Prozent gekappt, wie die Zentralbank am Freitag mitteilte. Sie hatte erst Mitte Dezember die Geldpolitik gestrafft und den Zins von 10,5 auf 17 Prozent angehoben.
Der Rubel stürzte nach der überraschenden Zinssenkung deutlich ab: Der Dollar kletterte in der Spitze um 4,2 Prozent auf ein Sechs-Wochen-Hoch von 71,78 Rubel. Der russische Leitindex gab 3,2 Prozent nach.
Die westlichen Sanktionen wegen der Ukraine-Krise und der Ölpreisverfall haben eine Rekord-Kapitalflucht aus Russland ausgelöst und die Währung auf Talfahrt geschickt. Mit der Zinssenkung versucht die Regierung nun gegen die Rezession im Land anzugehen und damit beispielsweise Kredite günstiger zu machen: Sie erwartet, dass die Wirtschaft bis zur Jahresmitte um 3,2 Prozent schrumpfen wird.
Die EU hat indes keine neuen Sanktionen gegen Russland verhängt. Die EU hat in der Frage der Russland-Sanktionen einen Kompromiss gefunden, der nicht der Linie der Hardliner folgt: Griechenland, Österreich, Italien, die Slowakei und vermutlich auch Deutschland haben im Hinblick auf die gravierenden Folgen für die eigene Wirtschaft eine Ausweitung der Sanktionen verhindert. Auch die Verlängerung der bestehenden Sanktionen um sechs Monate ist weniger, als etwa Polen und die baltischen Staaten gefordert hatten.