In Budapest sind am Montagabend etwa 2.000 Ungarn gegen den Besuch des russischen Präsidenten Wladimir Putins auf die Straße gegangen. Zu der Kundgebung hatte die Bürgerrechts-Initiative „Humán Platform“ aufgerufen.
Die Demonstranten hielten Transparente mit der Aufschrift „Putin Nein! Europa Ja!“ in ihren Händen, berichtet die BBC. Putin ist am Dienstag in Budapest eingetroffen. Deshalb riegelte die Polizei als Sicherheitsvorkehrung einen Großteil der Innenstadt Budapests ab und schloss sie für den Verkehr.
Interessanter Weise trugen die Demonstranten vor allem EU-Flaggen. Ungarische Nationalfahnen, die bei solchen Demos in der Regel mitgebracht werden, fehlten fast vollständig.
Ungarns Premier Viktor Orbán hatte zuvor angekündigt, dass er mit Putin über die Verlängerung eines Vertrags für neue russische Gaslieferungen verhandeln wolle. Ungarn bezieht etwa 80 Prozent seines Erdgases aus Russland. Sollte die Annäherung zwischen Budapest und Moskau anhalten, wird in etwa zehn Jahren 56 Prozent des ungarischen Stroms auf russisches Know-How und Technologie zurückgehen, berichtet der Guardian.
Denn der russische Nuklear-Riese ROSATOM wird in Ungarn das Atomkraftwerk Paks um zwei weitere Atom-Reaktoren ausbauen. Der Bau soll 2018 beginnen. Der erste Reaktor soll anschließend 2023 in Betrieb gehen. Der Atom-Deal zwischen Budapest und Moskau hat einen Wert von schätzungsweise 12,5 Milliarden Euro.
Auch Anfang Januar hatten Tausende Ungarn gegen die Orbán-Regierung protestiert. Wer wirklich hinter den Demonstrationen gegen Orbán steckte, ist unklar. Ungarn ist allerdings wegen seiner Annäherungsversuche an Russland seit einiger Zeit im Visier der Amerikaner. Die US-Regierung hatte Ende Oktober 2014 erst Sanktionen gegen einige Vertraute von Orbán verhängt.