Politik

Die Nato braucht Griechenland in der Euro-Zone

Lesezeit: 2 min
22.02.2015 01:04
Der Kompromiss zwischen Griechenland und der Euro-Zone wurde auch unter militärischen Gesichtspunkten geschlossen. Unmittelbar vor der Einigung hatten die USA beide Seiten gedrängt, den Streit beizulegen. Wegen der Fokussierung auf Russland als Bedrohung für Europa wäre ein Euro-Austritt Griechenlands unvorstellbar. Griechenland muss eine der teuersten Armeen finanzieren, um der Nato die Südflanke in Europa zu sichern.
Die Nato braucht Griechenland in der Euro-Zone

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Nach der Einigung zwischen der Eurogruppe und Griechenland am Freitagabend lässt sich feststellen, dass die Drohkulisse, Griechenland könne aus der gemeinsamen Währungsunion ausscheiden, nur vorgeschoben war.

Kurz vor der endgültigen Einigung hatten sich die Amerikaner noch einmal zu Wort gemeldet: Die USA drängten Griechenland und die EU zu einer Einigung im Schuldenstreit mit der Euro-Gruppe und dem Internationalen Währungsfonds (IWF). Die Botschaft der Regierung in Athen in einem Telefongespräch zwischen US-Finanzminister Jack Lew und dem griechischen Kollegen Yanis Varoufakis war eindeutig: Lew habe Griechenland aufgefordert, einen konstruktiven Weg in seiner Partnerschaft mit Europa und dem IWF einzuschlagen. Die USA wollten auch weiterhin auf alle Gesprächspartner Druck ausüben, konkrete Fortschritte zu erzielen, da die derzeitige Ungewissheit "nicht gut für Europa" sei.

Nach dem erfolgten „Kompromiss“ am Freitag können die USA nun sicher sein, keine Schwierigkeiten an der Südost-Flanke der NATO zu bekommen. Und die USA werden auch künftig darauf pochen, dass Griechenland fester Bestandteil im Euroraum bleibt, koste es die europäischen Steuerzahler was es wolle.

Dies ist auch Ministerpräsident Tsipras bewusst. Auf Zypern erklärte er Anfang Februar, ein Austritt Griechenlands oder Zyperns aus der Eurozone wäre ein schwerer Schlag für Europa und würde die Stabilität im östlichen Mittelmeer gefährden. „Die Eurozone ohne Zypern und Griechenland würde eine Amputation des Südostens Europas bedeuten“, so Tsipras. Und es war sicherlich nicht nur finanzpolitisch gemeint.

Griechenlands Außenminister Nikos Kotzias von der rechten Partei der Unabhängigen Griechen (ANEL) pflegt intensive Kontakte zu Russland. Auf Griechenland befinden sich über 500 Militärbasen und 17 Ausbildungszentren. Müsste sich das Land also Geldgeber außerhalb der EU suchen und ausgerechnet an Russland wenden, würde ein ganz neues Blatt zwischen der Nato und Russland gespielt.

Trotz massiver Einsparungen im Sozial- und Gesundheitsbereich, trotz Rentenkürzungen für die Ärmsten im Land – der Militärhaushalt von 10 Milliarden Euro wurde im August 2012, als die Krise in Griechenland erneut hochkochte, lediglich um 516 Millionen Euro gekürzt.

Griechenland hat teuerste Armee in ganz Europa. Nur zwei europäische Länder haben dem damaligen NATO-Generalsekretär Rasmussen zufolge mehr als zwei Prozent ihres BIPs für Militärausgaben verwendet. Eines ist davon Griechenland.

Griechenland ist für die NATO unverzichtbar. Dazu passt, dass der Vize-Kommandeur der Nato-Truppen in Europa, Sir Adrian Bradshaw, neuerdings vor einem russischen Angriff auf Nato-Territorium warnt. Damit ist zwar nicht Griechenland, sondern die früheren UdSSR-Staaten Estland, Lettland und Litauen gemeint. Das Szenario dient dem Scharfmacher-General dazu, eine deutliche Stärkung der Nato-Präsenz in Ost-Europa zu verlangen.

Indessen wird in Deutschland unter Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen eine neue Militär-Doktrin erstellt. Die sogenannte „Sicherheitsstrategie“ soll das Verhältnis zu Russland neu definieren. „Die neue Politik des Kreml hat schon lange vor der Ukraine-Krise begonnen und wird uns noch sehr, sehr lange beschäftigen“, so von der Leyen. Einen Beweis dafür bleibt sie schuldig. Doch dass in einer solchen Doktrin ausgerechnet die europäische Südflanke entblößt werden könnte, ist schwer vorstellbar.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik Europaparlament billigt neue EU-Schuldenregeln nach langwierigen Debatten
23.04.2024

Monatelang wurde über Europas neue Regen für Haushaltsdefizite und Staatsschulden diskutiert. Die EU-Abgeordneten sprechen sich nun für...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauministerin: Innenstädte brauchen vielfältigere Angebote
23.04.2024

Klara Geywitz wirbt für mehr Vielfalt in den deutschen Innenstädten, um damit stabilere Immobilienmärkte zu unterstützen. Ein Mix von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Palantir: Wie Vorurteile die sinnvolle Anwendung von Polizei-Software behindern
23.04.2024

Palantir Technologies ist ein Software-Anbieter aus den USA, der entweder Gruseln und Unbehagen auslöst oder Begeisterung unter seinen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 20 Jahre EU-Osterweiterung: Wie osteuropäische Arbeitskräfte Deutschland unterstützen
23.04.2024

Zwei Jahrzehnte nach der EU-Osterweiterung haben osteuropäische Arbeitskräfte wesentlich dazu beigetragen, Engpässe im deutschen...

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: Spannung und Entspannung – Geopolitik sorgt für Bewegung bei Aktien und Rohstoffen
23.04.2024

Die hochexplosive Lage im Nahen Osten sorgte für reichlich Volatilität an den internationalen Finanz- und Rohstoffmärkten. Nun scheint...

DWN
Finanzen
Finanzen Staatsverschuldung auf Rekordhoch: Steuerzahlerbund schlägt Alarm!
23.04.2024

Der Bund Deutscher Steuerzahler warnt: Ohne Kehrtwende droht der fiskalische Abgrund, trotzdem schöpft die Bundesregierung das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt weiter - Verband alamiert
23.04.2024

Laut neuen Zahlen gibt es immer weniger Apotheken-Standorte. Der Apothekerverband spricht von „alarmierenden Zeichen“ und erklärt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber im Aufschwung: Das Gold des kleinen Mannes holt auf
23.04.2024

Silber hinkt traditionell dem großen Bruder Gold etwas hinterher. In den letzten Wochen hat der Silberpreis massiv zugelegt. Was sind die...