Die Einführung der EZB-Geldschwemme im März sorgte auch für Verwerfungen am Anleihen-Markt. Es gebe Anzeichen dafür, dass „kürzlich die Handelsvolumen am Eurozonen-Bonds-Markt signifikant gefallen sind“, so Laurence Mutkin zu der FT. Die enormen Tiefen des Verlustes könnten zu ernsthaften Herausforderungen für Anleger und Märkte führen, so der globale Leiter für Zinsstrategie bei der BNP Paribas weiter.
Das EZB-Programm zum Anleihenkauf sorgt durch die künstliche Nachfrage für sinkende Preise. Dadurch werden vor allem Junk-Bonds aufgewertet. Mittlerweile hat ein Viertel der Eurozonen-Anleihen Negativ-Renditen. Die als Benchmark wichtige zehnjährige deutsche Anleihe könnte ebenfalls zeitnah in den negativen Zinsertrag abrutschen.
Die EZB-Geldschwemme wurde zu einem Zeitpunkt gestartet, als die Renditen schon sehr niedrig waren. In so einem Umfeld ist es für die Händler schwieriger Profite zu machen und Anleihen-Halter sind abgeneigt, ihre Bonds zu verkaufen, weil sie nicht wissen, wohin sie sonst ihr Geld investieren sollen.
Vor kurzem haben deshalb sowohl JPMorgan-Chef Jamie Dimon als auch die Fed vor einem Flash-Crash am Bonds-Markt gewarnt – also einem Absturz innerhalb von Minuten. Das würde vor allem die Banken treffen, die traditionell einen hohen Anteil an Staatsanleihen halten.
„Banken sind keine bereiten Teilnehmer und es gibt auch keine Anbieter, die bereit sind zu verkaufen“, so Steven Major, Leiter der Abteilung für festverzinsliche Papiere bei der HSBC. Er fürchtet, dass die Anleihen-Halter „streiken“ könnten und ihre Bond nicht mehr verkaufen.
Die Ratingagentur Moodys prognostiziert, dass der EZB „gegen Jahresende“ geeignete Anleihen von einigen Staaten ausgehen werden. Und das, bevor das EZB-Programm ausläuft.
Diese Befürchtungen schlagen sich nun auf den Anleihen-Markt wieder: „Der Konsens vor der Präsentation war, dass das EZB-Programm äußerst problematisch sei und zu erheblichen Fehlbewertungen führt“, so Zoeb Sachee, Leiter des europäischen Staatsanleihenhandels bei der Citigroup. Beachtlich sei der Rückgang der Markt-Aktivität seit dem Programm-Start, obwohl es nicht einfach sei, die genauen Gründe auszumachen. „Es könnte sein, dass die Anleger nur darauf warten, um die Auswirkungen des QE auszumachen, bevor sie wichtige Entscheidungen treffen oder die Renditen sind so niedrig, dass es einfach weniger Handel gibt“, so Sachee.