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BMW-Chef ist pessimistisch wegen Russland und China

Lesezeit: 2 min
08.05.2015 11:25
Der scheidende BMW-Chef sieht große Risiken in den einstigen Hoffnungsmärkten Russland und China. Die EU-Sanktionen stellen die europäischen Autobauer vor eine schwierige Situation: Der russische Markt ist um 37 Prozent eingebrochen. In diesem Umfeld sind sinnvolle Planungen kaum noch möglich.
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BMW-Chef Norbert Reithofer hat zu seinem Abschied von der Vorstandsspitze vor wirtschaftlichen Turbulenzen gewarnt. Er sieht viele Risiken in der Weltwirtschaft. «Unser wirtschaftliches Umfeld ist wenig stabil», sagte Reithofer auf der Hauptversammlung am Mittwoch in München. «Solide Planung von heute kann schon morgen Makulatur sein.»

Zwar gebe es angesichts der guten Konjunktur in vielen Ländern viele Chancen - auf der anderen Seite aber auch viel Ungewissheit. So gehe in Brasilien und Russland der Automarkt weiter zurück. Auch in China schwäche sich die Dynamik ab, sagte Reithofer.

Die europäischen Autobauer bekommen vor allem die Folgen der Russland-Sanktionen immer deutlicher zu spüren: Der Markt, ist im ersten Quartal 2015 um mehr als ein Drittel eingebrochen. Das ist ein Minus von 37 Prozent.

Das spürt auch die Luxusmarke BMW, die bisher in Russland besonders erfolgreich gewesen ist: Während im ersten Quartal 2015 der Umsatz in der Autosparte insgesamt um 14,1 Prozent anstieg, ging der Absatz in Russland um 14 Prozent zurück.

Vasily Melnikov, BMW-Sprecher in Moskau, sagte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten: „Der Markt ist am Boden ist und die nächsten Monate werden schwierig für alle Autobauer am russischen Markt, weil weitere Rückgänge erwartet werden. Dennoch bleibt Russland ein strategisch sehr wichtiger Markt.“ Russland galt vor der Krise als der Hoffnungsmarkt innerhalb Europas, inzwischen nennt BMW-Vorstand Norbert Reithofer Russland „eine echte Herausforderung für unseren Konzern“.

„Die wirtschaftliche Situation ist schwierig, vor allem wegen des Rubels“, bestätigt Melnikov. Im Januar habe es noch einige Investment-Käufe gegeben, da viele Russen ihre Rubel in Luxus-Autos angelegt haben, bevor der Kurs weiter sinkt. „Seit März sind wir jedoch zurück in der Wirklichkeit.“

Den Problemen begegnet BMW demnach mit Preisanpassungen: „Wir erhöhen die Preise für Teile nicht und versuchen, unsere Verkäufer zu unterstützen und ein starkes Partner-Netzwerk vor Ort auch mit sinkenden Verkaufszahlen zu halten. Wir stecken unsere Kraft da rein, sie über die schwierigen Monate zu bringen, so dass sie trotzdem weiter Kunden mit gutem Service versorgen können.“

Das könnte noch eine Weile so weitergehen. Angesichts der anhaltenden Talfahrt auf dem russischen Automarkt hat BMW die Entscheidung über ein neues Werk vor Ort vertagt. „Wir haben eine Produktion in Russland geprüft“, sagte Vorstandschef Reithofer. „Auch dieses Projekt haben wir jetzt etwas nach hinten geschoben.“ BMW hatte bereits davon gesprochen, dass das Ziel, 50.000 Fahrzeuge in Russland zu verkaufen, „in weiter Ferne“ liege. 2014 setzten die Münchner dort etwas mehr als 37.000 Autos ihrer Marken BMW und Mini ab, ein Rückgang von 17 Prozent binnen eines Jahres.

Melnikov erklärt: „Unsere Produktion folgt den Märkten. Ein Rückgang führt zu der Verschiebung einer solchen Entscheidung“. Eine Prognose, bis wann diese Entscheidung vertagt wurde, will er jedoch nicht wagen, denn „es handelt sich hier nicht um eine Wirtschaftskrise, sondern um eine politische Entscheidung, sobald es um Politik geht sind Voraussagen schwierig, man kann nicht berechnen was sich wann wie ändert. BMW erhoffe sich hierzu „politische Entscheidungen, damit so bald wie möglich wieder Stabilität in den russischen Markt einkehrt, dass die russischen Kunden zurückkommen können und die BMW kaufen die sie wollen. Denn sicher ist, dass der russische Markt wieder wachsen wird.“

BMW steigerte im ersten Vierteljahr Absatz, Umsatz und den Gewinn vor Steuern überraschend stark und steuert damit 2015 auf das sechste Rekordjahr in Folge zu. Nicht zuletzt dank des schwachen Euro stieg allein der Gewinn um 5,1 Prozent auf fast 2,3 Milliarden Euro.


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