Politik

Nahrung und Benzin für Rückreise: Malaysia schickt Boots-Flüchtlinge zurück

Lesezeit: 2 min
14.05.2015 12:20
Die Flüchtlingskrise in Südostasien hat dramatische Ausmaße angenommen: Tausende Menschen treiben auf hoher See. Ihre Zielländer gehen knallhart vor: Wenn es ein Boot an das Ufer schafft, wird es aufgetankt, die Insassen mit Lebensmitteln und Wasser versorgt - und zurückgeschickt.
Nahrung und Benzin für Rückreise: Malaysia schickt Boots-Flüchtlinge zurück

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

In Südostasien spitzt sich eine Flüchtlingskrise dramatisch zu. Auf hoher See sollen dort 8.000 Menschen in teils nicht seetüchtigen Booten und ohne ausreichend Wasser und Lebensmittel treiben, wie die Organisation für Migration (IOM) am Dienstag berichtete. Es dürfte sich überwiegend um Angehörige der muslimischen Minderheit der Rohingya aus Myanmar handeln. Viele seien wochenlang unterwegs, sagte der Chef des IOM-Büros in Thailand, Jeff Labovitz. Wegen akuten Vitaminmangels sähen einige Gerettete «wie Skelette» aus. Er rief die Behörden Thailands, Malaysias und Indonesiens auf, die Menschen an Land zu lassen.

Eine Rettungsaktion ist aber nicht in Sicht. «Unsere Regierung hat die Situation im Auge und sucht nach einer umfassenden Lösung, hoffentlich zusammen mit unseren Nachbarn», sagte ein Sprecher der malaysischen Regierung. «Wir helfen Leuten, die Hilfe brauchen, im Rahmen unserer Gesetze.» In Malaysia und Indonesien waren seit Sonntag mehr als 1500 Flüchtlinge an Land gekommen, teils so geschwächt und ausgezehrt, dass sie ärztliche Hilfe brauchten. Sie werden aber als illegale Migranten angesehen und sofort in Internierungslager gebracht.

Die indonesische Marine schickte am Montag ein Boot mit hunderten Flüchtlingen sogar zurück auf hohe See, wie ein Marinesprecher bestätigte. Er rechtfertigte das damit, dass die Leute an Bord gar nicht nach Indonesien wollten. Soldaten hätten ihnen zu essen und zu trinken gegeben sowie mit Benzin versorgt. «Sie sahen nicht aus, als ob sie in Gefahr waren», meinte der Sprecher, Manahan Simorangkir.

Rohingya fliehen seit mehr als zwei Jahren. Allerdings haben sich die Zahlen nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) Anfang 2015 verdoppelt: auf 25 000 in den ersten drei Monaten. «Wir müssen die Ursachen bekämpfen, die Menschen dazu bringt, ihr Leben auf Booten von Menschenschmugglern zu riskieren», sagte UNHCR-Sprecherin Vivian Tan. «Menschenschmuggler sind rücksichtslos», sagte der IOM-Sprecher in Indonesien, Marc Getchell. «Sie betrachten die Menschen nur als Geldmaschinen.»

Am Pranger stehen vor allem thailändische Schlepper, die mit Beamten und Polizisten unter einer Decke stecken. Sie schmuggelten viele Flüchtlinge nach Malaysia. Zehn Beamte wurden in jüngster Zeit festgenommen. Seit Ende April an der Grenze nach Malaysia mehr als 30 verscharrte Leichen von Rohingya entdeckt wurden, begannen die Behörden mit Razzien. Seitdem lassen die Schlepper die Menschen in Thailand nicht mehr an Land.

Neben Rohingya sind nach IOM-Angaben auch Menschen aus Myanmars armem Nachbarland Bangladesch unter den Flüchtlingen. Dort ist die Polizei im Großeinsatz gegen Menschenschmuggler. In den vergangenen Tagen seien mindestens fünf Menschenhändler getötet worden, berichteten die Behörden. 2014 hätten Sicherheitskräfte mehr als 1000 Flüchtlinge aus den Händen der Schmuggler befreit, sagte ein Polizeisprecher. Auch in diesem Jahr seien zahlreiche Flüchtlinge gerettet und Dutzende Menschenhändler festgenommen worden.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Der Chefredakteur kommentiert: Kleiner Blackout - kein neuer Strom mehr in Oranienburg! Echt jetzt?
19.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Forsa-Zahlen: Die Grünen unterliegen den Fliehkräften der Abwärtsspirale
19.04.2024

Und schon wieder eine Etage tiefer. Der Sog verstärkt sich und zieht die Partei Bündnis 90/Grüne immer weiter hinab in der Wählergunst....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...

DWN
Technologie
Technologie Sehnsuchtsort Mond – Wettlauf um Macht und Rohstoffe
19.04.2024

Forscher, Technologiefirmen und ganze Staaten streben nach neuen galaktischen Ufern. Der Mond lockt mit wertvollen Rohstoffen und dient...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Ukraines Präsident, Wolodymyr Selenskyj, dankt Deutschland für die Unterstützung. Die Außenminister beider Länder, Baerbock und...

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
19.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Ausfuhren in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...

DWN
Technologie
Technologie Turbulenzen bei Tesla: Stellenabbau und düstere Prognosen für 2024
19.04.2024

Nach einem Stellenabbau bei Tesla prognostizieren Experten ein „Durchhänger-Jahr“ für Elektromobilität 2024, während Tesla auf...