Politik

Technokratisch, pastoral, hohl: Angela Merkels Rede zur Zukunft Europas

Lesezeit: 2 min
01.07.2015 15:12
Angela Merkel hat im Bundestag zu Euro-Krise gesprochen. Die Rede war eine Mischung aus pastoralen Arabesken und technokratischem Ziegenkäse. Mit der Realität hat das alles wenig zu tun.
Technokratisch, pastoral, hohl: Angela Merkels Rede zur Zukunft Europas

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Angela Merkels Rede - eine Kurzkritik in Schlagworten (in fett Merkels Behauptungen zugespitzt, können im Video verifiziert werden)

EU = Europa: Semantischer Unsinn, rechtlich und kulturell falsch

Ein guter Europäer ist...: Welche Art pastoraler Instanz ist Merkel? Wird jetzt staatlich bestimmt, wer gut ist und wer böse?

Wir sind keine Transfergemeinschaft: Schlicht falsch, sind wir natürlich längst, funktioniert aber nicht. Das transferierte Geld kommt nämlich nicht bei den Bürger an, sondern bleibt, wie die EZB-Billionen, im Parallel-Kosmos der supranationalen Betriebe. Weil die Regierungen zu feig sind, das ihren Wählern zu sagen. Weil zu viele Steuergelder im globalen Finanzsystem oder in lokalen Korruptions-Agenturen versickert. Weil die Transfer-Union für alle Parteien ein fantastisches Geschäftsmodell ist. Die EU ist längst die Pensionskasse für die Parteien. Die Beiträge zahlen die Steuerzahler.

Wir sind eine Solidaritätsgemeinschaft: Semantische Spitzfindigkeit - wie soll den Solidarität anders funktionieren als mit Transfers?

Wir sind eine Rechtsgemeinschaft: Wohl eher eine Gemeinschaft, die dem fortgesetzten Rechtsbruch nicht abgeneigt ist (no bailout, Staatsfinanzierung durch die EZB)

Griechenland ist in Turbulenzen geraten: Das Problem ist nicht ein Naturereignis, sondern ein Konjunktur-Rückschlag. Man braucht nicht zu beten. Man könnte geldpolitisch agieren. Außer man ist Bürokrat (alles ist zu kompliziert) oder Ideologe (wir sind die Guten).

Die Lage ist eine Qual für die Menschen in Griechenland: Dann sollte man nicht Sprüche klopfen, sondern ihnen helfen.

Ein Referendum ist das gute Recht jedes Volkes: Na bravo - wie wäre es dann mal mit einem Referendum in Deutschland? Themen gibt es genug.

Die Antwort der 18 anderen Euro-Staaten ist demokratisch legitim: Die Troika formuliert für die 18 Staaten die Antwort - und die hat keiner gewählt.

Wir stehen im Wettbewerb mit China, Indien etc: USA werden nicht genannt - vielleicht erfahren wir bald mehr über die Industrie-Spionage durch die NSA?

Wertegemeinschaft: Also entweder Rechts- oder Wertegemeinschaft. Die EU möchte gerne der nukleare Arm der Heilsarmee sein. Das geht nicht beides.

Können Griechenland in aller Ruhe lösen: Ja, wenn man auf das Wohl der Finanzmärkte abzielt. Nein, wenn man an die Griechen und ihre Wirtschaft denkt.

Solidarität + Eigenverantwortung statt Transfer: Wozu braucht man dann die EU? Solidarität geht auch bi- oder multilateral.

Wir haben die Banken-Union: Ganz schön weltfremd. Ohne Einlagensicherung ist keinem Krisen-Staat geholfen, wie die kleinen Sparer in Griechenland bald sehen werden.

Dann ist Europa verloren: Europa wird es auch noch geben, wenn über den Ruinen des EU-Hauptquartiers oder des BND-Hauptquartiers oder des EZB-Turms längst die Eichen wuchern.

Schuld ist Tsipras, er hat die Verhandlungen abgebrochen: Schuld ist eine völlig verkehrte Austeritätspolitik. Noch mehr schuld ist die Sturheit, einfach immer weiter zu machen, obwohl jeder sieht, dass es in Griechenland immer weiter abwärts geht.

Unsere gemeinsamen Werte: Denken Sie doch mal an den Skandal, dass man mit Militär gegen Flüchtlinge vorgeht. Dass sich die Staaten der Wertegemeinschaft weigern, die Flüchtlinge aufzunehmen. Dass man Milliarden in die Ukraine pumpt, den paar tausend Flüchtlingen aber zeigen will, dass das Boot voll und die Taschen leer sind. Sind dass die gemeinsamen Werte?

Unsere gemeinsamen Werte: Heißt also, dass uns die Griechen zwar seeehr leid tun, aber wir ihnen nicht helfen können, weil sie eben leider die falsche Regierung gewählt haben?

Unsere gemeinsamen Werte: Man kann es nicht mehr hören...


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Preiskrieg in China: Volkswagen im harten Wettbewerb der Elektroauto-Branche
24.04.2024

Volkswagen, lange Zeit der unangefochtene Marktführer in China, sieht sich nun einem intensiven Wettbewerb um den Elektroautomarkt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Frauen in Tech-Berufen: Deutliches Ungleichgewicht trotz wachsender Nachfrage
24.04.2024

Der Frauenanteil in Berufen in den Bereichen Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik ist laut einer Studie niedrig....

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen EU-Lieferkettengesetz: Die neuen Regelungen und ihre Folgen
24.04.2024

Nach langem Ringen gibt es einen offensichtlich mehrheitsfähigen Kompromiss für ein abgeschwächtes europäisches Lieferkettengesetz. Das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla-Turbo: Elon Musk beschleunigt Pläne für günstige Modelle - doch ein Produkt wird viel wichtiger
24.04.2024

Tesla macht Tempo: Elon Musk verspricht, die günstigeren Modelle schneller als erwartet zu realisieren. Damit reagiert der Tesla-Chef auf...

DWN
Finanzen
Finanzen Die Vor- und Nachteile von Krediten: Was Anleger wissen müssen
24.04.2024

Kredite können eine wertvolle finanzielle Unterstützung bieten, bringen jedoch auch Risiken mit sich. Was sind die Vor- und Nachteile und...

DWN
Politik
Politik Europaparlament billigt neue EU-Schuldenregeln nach langwierigen Debatten
23.04.2024

Monatelang wurde über Europas neue Regen für Haushaltsdefizite und Staatsschulden diskutiert. Die EU-Abgeordneten sprechen sich nun für...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauministerin: Innenstädte brauchen vielfältigere Angebote
23.04.2024

Klara Geywitz wirbt für mehr Vielfalt in den deutschen Innenstädten, um damit stabilere Immobilienmärkte zu unterstützen. Ein Mix von...