Deutschland

BND-Dokument belegt US-Cyberangriff auf Rüstungskonzern EADS

Lesezeit: 2 min
15.07.2015 15:45
Ein Dokument des BND belegt, dass ein Cyberangriff auf den Rüstungskonzern EADS aus dem Jahr 2011 von amerikanischem Boden aus erfolgte. Der BND sei von einem „ausländischen Geheimdienst“ auf den Datenabgriff aufmerksam gemacht worden. Der Urheber der Attacke ist unbekannt, vieles deutet jedoch auf den US-Geheimdienst NSA hin.
BND-Dokument belegt US-Cyberangriff auf Rüstungskonzern EADS

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Aus einem als „vertraulich“ eingestuften Papier des Bundesnachrichtendienstes (BND) an das Bundesamt für Verfassungsschutz geht hervor, dass der deutsch-französische Rüstungskonzern EADS (heute Airbus Group) Opfer eines US-Cyberangriffs wurde. Wie die „Bild am Sonntag“ (BamS) unter BErufung auf das Dokument berichtet, haben Hacker am 2. November 2011 ein Spionage-Programm auf den Computern des Unternehmens installiert. Der Verfassungsschutz informierte daraufhin den Konzern mit Sitz in München über den Vorfall.

In dem Schreiben heißt es, dass der BND „von einem ausländischen Nachrichtendienst […] Informationen über einen vermutlichen Datenabgriff bei der Firma EADS Deutschland“ erhalten habe. Welcher Auslandsgeheimdienst den BND vor dem Angriff warnte, geht aus dem Dokument nicht hervor. Die Attacke konnte zu einem Server in Los Angeles zurückverfolgt werden. Innerhalb von drei Stunden wurden 5116 Verbindungen zwischen EADS-Rechnern und „den US-Angreifern“ festgestellt.

Zwar fehle ein eindeutiger Beweis für eine Beteiligung der National Security Agency (NSA), doch der Rüstungskonzern sei „seit Jahren das Ziel von US-Geheimdiensten“, so die BamS. Demnach habe die NSA bereits im Jahr 2005 versucht, an Informationen über EADS zu gelangen. Hintergrund der damaligen Abhöraktion sei ein Auftrag des Rüstungsherstellers für den Bau einer Grenzsicherungsanlage in Saudi-Arabien gewesen, berichtet die Zeitung unter Berufung auf deutsche und amerikanische Sicherheitskreise. Der BND habe die Attacke damals jedoch rechtzeitig bemerkt und gestoppt.

Im Fokus der US-Spionage stehen jedoch noch weitere deutsche Konzerne. So berichtete der Tagesspiegel unter Berufung auf die BamS, dass auch Siemens ins Visier der Amerikaner geraten sei. Demnach wollte die NSA den Industriekonzern ausspähen und bat dafür den BND um Mithilfe. Siemens hätte angeblich Kommunikationstechnologie an den russischen Geheimdienst SSSN geliefert, was ein Sprecher des Unternehmens jedoch dementierte.

Der BND soll der NSA jahrelang bei der Spionage gegen europäische Unternehmen, Bürger und Politiker geholfen haben. Die BND-Abhörstation in Bad Aibling wurde dabei unter anderen zum Ausspähen hochrangiger Beamter des französischen Außenministeriums, des Präsidentenpalastes und der EU-Kommission in Brüssel missbraucht. Ausländische Dienste gehen deshalb zunehmend auf Distanz zum BND. Und auch für Bundeskanzlerin Merkel wird die Spionageaffäre zunehmend zum Problem. Denn der BND untersteht der direkten Kontrolle des Bundeskanzleramts, was die Frage aufwirft, seit wann Merkel von den Spionagetätigkeiten der Amerikaner wusste.

So hatte der deutsche Nachrichtendienst das Kanzleramt bereits 2008 in einem Geheimdossier über die Spionageabsichten der NSA in Kenntnis gesetzt. In dem Vermerk hieß es, die NSA habe versucht, Wissen über die Rüstungskonzerne EADS und Eurocopter abzuschöpfen. Dies widerspreche deutschen Interessen, daher habe der BND die Anfragen abgelehnt. Dennoch verteidigte Merkel die Zusammenarbeit mit der NSA. Zwar sollte befreundete Länder sich nicht gegenseitig ausspionieren, doch die Partnerschaft mit der NSA sei für die Sicherheit der Bürger unverzichtbar. Zu den Vorwürfen der Wirtschaftsspionage sagte die Kanzlerin nur: „Das, was zu verbessern ist, muss verbessert werden.“


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von fossilen Treibstoffen wie Benzin und...

DWN
Politik
Politik Sunaks Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Präsident: Zinssenkungspfad unklar, digitaler Euro erstrebenswert
24.04.2024

Spannende Aussagen von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: Ihm zufolge wird die EZB nach einer ersten Zinssenkung nicht unbedingt weitere...

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...

DWN
Politik
Politik Chinesische Spionage: Verfassungsschutz mahnt Unternehmen zu mehr Vorsicht
24.04.2024

Der Verfassungsschutz warnt vor Wirtschaftsspionage und Einflussnahme aus China. Vor allem für deutsche Unternehmen wäre eine naive...

DWN
Panorama
Panorama Fahrraddiebe nehmen vermehrt teure E-Bikes und Rennräder ins Visier
24.04.2024

Teure E-Bikes und Rennräder sind seit Jahren immer häufiger auf den Straßen zu sehen - die Anzahl von Diebstählen und die...

DWN
Technologie
Technologie KI-Hype in Deutschland: Welle von neuen Startups formiert sich
24.04.2024

Obwohl die Finanzierung von Jungfirmen allgemein ins Stocken geraten ist, werden in Deutschland gerade unzählige KI-Startups gegründet....

DWN
Politik
Politik USA kündigen massive Waffenlieferungen in die Ukraine an - Selenskyj äußert Dank
24.04.2024

Der US-Kongress hat die milliardenschweren Ukraine-Hilfen gebilligt. Jetzt könnte es laut Pentagon bei der ersten Lieferung sehr schnell...