Das britische Traditionsblatt "Financial Times" wird rund 130 Jahre nach seiner Gründung japanisch. Die Mediengruppe Nihon Keizei Shimbun Inc. (Nikkei) kauft die renommierte Wirtschaftszeitung für 844 Millionen Pfund und sticht damit den ebenfalls interessierten Axel-Springer -Konzern aus, wie das Verlagshaus Pearson am Donnerstag mitteilte. Die FT selbst berichtet, dass Pearson ein Jahr lang mit Springer verhandelt habe. Nikkei sei erst vor fünf Wochen auf den Plan getreten. Springer habe erst 15 Minuten vor der Bekanntgabe der Deals erfahren, dass der Zuschlag in die Japaner gegangen sei.
"Wir waren fast 60 Jahre stolze Eigentümer der FT", sagte Pearson-Chef John Fallon. Aber im Medienbereich sei ein Wendepunkt erreicht mit dem starken Wachstum im mobilen Geschäft und mit den sozialen Medien. Vor diesem Hintergrund könnte der journalistische und wirtschaftliche Erfolg am besten im Schoß eines globalen und digitalen Unternehmens gesichert werden. Nikkei-Chef Tsuneo Kita nannte die "Financial Times" eine der angesehensten Nachrichtenorganisationen weltweit.
Die Transaktion dürfte im vierten Quartal über die Bühne gehen, muss aber noch von den Kartellbehörden abgesegnet werden. Pearson hält nach eigenen Angaben weiter seinen Anteil von 50 Prozent an dem Wochenmagazin "The Economist" und bleibt im Besitz des FT-Gebäudes in London.
Die Japaner sprachen von der größten Übernahme eines japanischen Medienunternehmens. Das Verlagshaus Nikkei hat weltweit die höchste Auflage unter den Wirtschafts-Tageszeitungen. Allein die Auflage der Morgenausgaben liegt bei über drei Millionen. Da viele Leser aber im Rentenalter sind, baut der Konzern sein Online-Geschäft aus, um künftiges Wachstum zu sichern.
Im für die Medien so wichtigen und zukunftsträchtigen Digitalgeschäft gilt die "Financial Times" als Vorreiter. Sie verkauft bereits seit 2012 mehr Digitalabos als Printausgaben. Die gesamte Auflage stieg nach Pearson-Angaben in den vergangenen fünf Jahren um über 30 Prozent auf 737.000. Davon steuert das Digitalgeschäft inzwischen sogar 70 Prozent bei. Deutsche Verlagshäuser können von solchen Zahlen nur träumen. Die Zeitungen basteln allerdings zunehmend an Lösungen, wie sie mit journalistischen Inhalten im Internet Geld verdienen können