Jeffrey Sachs ist ein international renommierter Ökonom und Direktor des Earth Institute an der Columbia University. Zur Entwicklung Polens nach der postkommunistischen Ära schreibt er: „In Polen lasteten nach dem Zusammenbruch der Sowjet-Ära 1989 hohe Schulden auf dem Land. Sie erstickten alle Hoffnungen auf wirtschaftliche Erholung vorerst im Keim und drohten, die entstehende postkommunistische Demokratie in die Knie zu zwingen. Ich war damals als Wirtschaftsberater in Polen und habe darauf gedrungen, dass die G-7-Staaten Polen einen Schuldenerlass gewähren. Die USA haben rasch und sachlich gehandelt, und die anderen G-7-Staaten sind dem Beispiel schnell gefolgt, Deutschland als letztes, aber Polen bekam seine Entschuldung, und die Erholung seiner Wirtschaft und der neuen Demokratie prosperierten.“
In der Tat war Polen Anfang der 1990er Jahre „in einer ähnlichen Situation … wie heute Griechenland. Polen wurde damals geholfen. Das Land musste einen Teil der Altschulden aus der kommunistischen Zeit nicht mehr zurückzahlen, ging aber auch nicht Pleite. Psychologisch war der Schuldenschnitt ungeheuer wichtig“, wie die Tageszeitung TAZ bereits im Oktober 2011 konstatierte.
Auch die Wochenzeitung „Die Zeit“ schrieb damals: Was bislang noch keinem Entwicklungsland gelungen ist, hat Polen erreicht: den Erlass eines großen Teils seiner Auslandsschulden. Die im Pariser Klub versammelten staatlichen Gläubiger verzichten auf die Hälfte ihrer Forderungen von insgesamt fast fünfzig Milliarden Mark. Das geht sogar über die Zugeständnisse hinaus, die den ärmsten Ländern der Welt gemacht wurden – ihnen soll nur ein Drittel der staatlichen Verbindlichkeiten erlassen werden. In vielen Fällen ist dieses – auf dem Weltwirtschaftsgipfel in Toronto 1988 gegebene – Versprechen allerdings bis heute noch nicht eingelöst worden.“
In einem deutsch-polnischen Abkommen wurde 1992 festgehalten, dass der Bund auf Forderungen in Höhe von 9,1 Milliarden D-Mark verzichtete, wie das damalige Bundesfinanzministerium mitteilte. Damit wurde die Hälfte der Schulden in zwei Schritten erlassen. Polen befindet sich seither auf einem Wachstumspfad. Seit der statistischen Erhebungen ab 2004 in diesem Jahr um 5,1 Prozent, 2007 gar auf 7,2 Prozent. Zuletzt war die Wirtschaft um 3,3 Prozent in 2014 gewachsen, in 2015 wird eine Steigerung um 3,48 Prozent erwartet.
Dennoch denken die Polen nicht daran, den Złoty gegen den Euro einzutauschen. Denn die Eurokrise zeigt, wie verhängnisvoll es für ein Land sein kann, wenn es mit der eigenen Währung einen Teil seiner Souveränität aufgibt und in Krisenzeiten weder die eigene Notenpresse anwerfen noch die eigene Währung abwerten kann, wie die TAZ schon 2011 feststellte und woran sich bis heute nichts geändert hat.
Für Griechenland gab es einen ersten Schuldenschnitt im Jahr 2012, als private Investoren rund 108 Milliarden abschreiben mussten. Ein „zweiter“ Schuldenschnitt erfolgte indirekt durch die Streckung der Rückzahlungen aus dem EFSF und EFSM. Die durchschnittlichen Kredit-Laufzeiten betragen zwischen 16 und 31 Jahre. Beginn der Rückzahlung ist ab 2020. Die Zinsen belaufen sich auf 0,6 bis 1,3 Prozent pro Jahr. Es ist jedoch zu erwarten, dass die Laufzeiten der bisherigen und der kommenden Kredite aus dem ESM abermals zeitlich gestreckt werden und sich auch die Zinszahlungen nochmals verringern.
Dagegen sind die IWF-Kredite die teuersten. Sie sind abzuzahlen ab 2015 bis 2025 mit einem Durchschnittszins von 3,6 Prozent. Die Kredite der EZB sind auf 5,1 Prozent bemessen, jedoch wurde von der EZB garantiert, dass Griechenland die Zinsgewinne aus den angekauften Staatsanleihen zurückerstattet bekäme.