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15.08.2015 00:28
Die Nachfrage nach Tausend-Franken-Scheinen ist seit Einführung der Negativzinsen in der Schweiz sprunghaft angestiegen. Aus Misstrauen gegenüber den Banken horten die Reichen ihr Geld lieber bar zu Hause statt auf dem Konto. Tresorhersteller leisten Überstunden.
Schweizer bunkern Bargeld zu Hause

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Seit die Schweizerische Nationalbank am 15. Januar Negativzinsen eingeführt hat und nun auch auf Vermögen Zinsen erhebt, suchen die Schweizer nach Alternativen Aufbewahrungsmöglichkeiten für ihr Geld. Dabei vertrauen sie immer weniger auf die Banken, sondern horten lieber Bargeld in den eigenen vier Wänden.

So stieg allein der Wert der ausgegebenen Tausend-Franken-Scheine – der wertvollste Geldschein der Welt – im Mai um 41,6 Milliarden Franken und ist damit dreizehn Prozent höher als noch 2013 und sogar doppelt so hoch als noch vor zehn Jahren. Das Schweizer Magazin cash.de zitiert dazu die Sprecherin der Schweizerischen Nationalbank (SNB) Silvia Oppliger: „Unsicherheiten und auch das tiefe Zinsumfeld der letzten Jahre haben das Halten von Bargeld attraktiver gemacht“. Insbesondere nach der Beschließung der Negativzinsen Ende 2014 gab es einen sprunghaften Anstieg bei der Nachfrage. Laut SNB deute der hohe Anteil der großen Noten darauf hin, dass die Banknoten nicht nur als Zahlungs-, sondern in erheblichem Umfang auch als Wertaufbewahrungsmittel verwendet würden.

Diese Theorie wird durch einen weiteren Trend belegt: Denn zusammen mit der Bargeld-Nachfrage steig auch der Umsatz der Tresor-Hersteller in der Schweiz seit Jahresbeginn kräftig, berichtet cash.de. Der Anbieter Dianit beispielsweise könne der gestiegenen Nachfrage derzeit nur mit Überstunden und Neu-Einstellungen nachkommen, was ihm seit Jahresbeginn 25 Prozent Umsatz-Wachstum beschert habe.

Die Schweizer horten die Tausender-Scheine also bevorzugt in den eigenen vier Wänden, wohingegen Bank-Schließfächer keine höhere Nachfrage verzeichnen. Bei UBS etwa sei die Nachfrage nach den Mietfächern sogar leicht rückläufig.

Mit ihrem Misstrauen den Banken gegenüber liegen die Schweizer weltweit im Trend: Einer Studie von CapGemini und RBC Wealth Management zufolge halten die zwölf Millionen Reichsten der Welt 28 Prozent ihres Vermögens in bar, nur 26 Prozent in Aktien und 20 Prozent in Immobilien. Vor allem seit dem Ausbruch der Finanzkrise horten sie ihr Geld, statt in volatile Märkte zu investieren: Vor 2008 lag die Barquote nur etwa halb so hoch wie heute.

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