Politik

Ukraine: Russland macht beim Schuldenschnitt nicht mit

Lesezeit: 1 min
27.08.2015 12:42
Die Ukraine hat sich mit ihren Gläubigern auf einen Schuldenschnitt geeinigt. Die größten Gläubiger verzichten auf 20 Prozent der insgesamt 18 Milliarden Dollar an Forderungen. Doch während der IWF bereits ein neues Kreditpaket für das insolvente Land ankündigt, weigert sich Russland, der Ukraine ihre Milliarden-Schulden zu erlassen.
Ukraine: Russland macht beim Schuldenschnitt nicht mit

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Ukraine hat nach eigenen Angaben mit einigen der wichtigsten Gläubigern eine Einigung über Schuldenerleichterungen erzielt. Die Kreditgeber seien mit einem Forderungsverzicht von 20 Prozent einverstanden, sagte die ukrainische Finanzministerin Natalia Jaresko am Donnerstag in Kiew. Dies entspricht einem Schuldenerlass von insgesamt etwa 3,6 Milliarden Dollar (3,2 Milliarden Euro).

Russland erklärte indes, es werde sich an der Umschuldung nicht beteiligen. Das Land hält Ukraine-Bonds über drei Milliarden US-Dollar, die Ende des Jahres fällig werden. Der größte Gläubiger, die Investmentgesellschaft Franklin Templeton, hält ukrainische Schuldpapiere im Wert von 7,6 Milliarden Dollar und pokerte mit dem IWF und der Ukraine bis zur allerletzten Minute um einen Bail-out aus ihren verzockten Investments zu erreichen. Weil Russland als zweitgrößter Gläubiger sein Veto einlegen kann, ließ Moskau die US-Investoren in der Ukraine vorerst auflaufen. Jetzt wollen die übrigen Gläubiger den Forderungsverzicht jedoch offenbar auch ohne Russland durchführen.

Vor geraumer Zeit trafen sich Privat-Gläubiger wie die Franklin Templeton, Pimco (eine Allianz-Tochter) sowie Blackrock zu Gesprächen mit Vertretern der ukrainischen Regierung, um über einen Schuldenschnitt für die Ukraine zu verhandeln. Es geht um ein knallhartes Pokerspiel, wie man die Staatsschulden der Ukraine so umschulden kann, dass möglichst viele Verluste bei den Steuerzahlern hängen bleiben. Die Privat-Gläubiger haben sich zusammengetan und Berater engagiert, wie man mit Kiew optimal verhandeln könne. Dabei sind Privatinvestoren – vornehmlich aus den USA – insgesamt zu rund einem Drittel an der Verschuldung der Ukraine beteiligt.

Die Ukraine steht seit Monaten am Rande einer Staatspleite. Das Land hat im vergangenen Jahr Milliarden-Kredite vom IWF und von der EU erhalten. Doch diese versickern oftmals in dunklen Kanälen oder werden nicht zweckgemäß eingesetzt.

Ministerpräsident Arseni Jazenjuk hatte am Morgen über Facebook mitgeteilt, dass es "gute finanzielle Nachrichten" gebe und berief deshalb eine Sondersitzung des Kabinetts ein. Präsident Petro Poroschenko beriet sich in Brüssel zugleich mit EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker. Die so genannte Umstrukturierung der Schulden in Höhe von 18 Milliarden Dollar solle bis Ende Oktober abgeschlossen sein. Nach Angaben Jareskos stimmt die Vereinbarung mit den Vorgaben des Internationalen Währungsfonds (IWF) überein.

Der IWF hat der Ukraine bereits weitere Kredite über 40 Milliarden Dollar zu gewähren. Der IWF wird damit weiter internationale Steuergelder in die Ukraine pumpen - auch wenn das Land pleitegeht. Damit hält er die Ukraine für kreditwürdiger als etwa Griechenland. Diese Aussage ist auch eine Ohrfeige für die Euro-Retter, denn der IWF blockiert weitere Kredite für Griechenland genau mit der Begründung, dass das Land auf einen Bankrott zusteuere.

 


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von fossilen Treibstoffen wie Benzin und...

DWN
Politik
Politik Sunaks Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Präsident: Zinssenkungspfad unklar, digitaler Euro erstrebenswert
24.04.2024

Spannende Aussagen von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: Ihm zufolge wird die EZB nach einer ersten Zinssenkung nicht unbedingt weitere...

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...

DWN
Politik
Politik Chinesische Spionage: Verfassungsschutz mahnt Unternehmen zu mehr Vorsicht
24.04.2024

Der Verfassungsschutz warnt vor Wirtschaftsspionage und Einflussnahme aus China. Vor allem für deutsche Unternehmen wäre eine naive...

DWN
Panorama
Panorama Fahrraddiebe nehmen vermehrt teure E-Bikes und Rennräder ins Visier
24.04.2024

Teure E-Bikes und Rennräder sind seit Jahren immer häufiger auf den Straßen zu sehen - die Anzahl von Diebstählen und die...

DWN
Technologie
Technologie KI-Hype in Deutschland: Welle von neuen Startups formiert sich
24.04.2024

Obwohl die Finanzierung von Jungfirmen allgemein ins Stocken geraten ist, werden in Deutschland gerade unzählige KI-Startups gegründet....

DWN
Politik
Politik USA kündigen massive Waffenlieferungen in die Ukraine an - Selenskyj äußert Dank
24.04.2024

Der US-Kongress hat die milliardenschweren Ukraine-Hilfen gebilligt. Jetzt könnte es laut Pentagon bei der ersten Lieferung sehr schnell...