Technologie

Bio- statt Sondermüll: Forscher entwickeln kompostierbare Elektronik

Lesezeit: 2 min
10.09.2015 12:52
Ausgediente Elektrogeräte könnten künftig auf den Biomüll landen. Forscher entwickeln derzeit Batterien, Lampen und Chips zum Aufdrucken aus Materialien, die vollständig biologisch abbaubar sind. Aufgrund der wachsenden Zahl an Einweggeräten wächst bisher auch die Menge an bisher oft giftigem Elektroschrott.
Bio- statt Sondermüll: Forscher entwickeln kompostierbare Elektronik
Organische Leuchtdioden (OLEDs) lassen sich einfach und günstig herstellen. Dank kompostierbarer Materialien werden sie auch nachhaltig. (Bild: KIT)

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie wollen kompostierbare Trägerfolien entwickeln. Dazu verwenden sie Materialien, die in der Natur vorkommen. Speisestärke, Zellulose und Chitin eignen sich zum Beispiel als Material für Trägerfolien. Auf die kompostierbaren Folien müssen dann elektronische Bauteile gedruckt werden, und zwar mit kompostierbarer Tinte.

Neue Druckverfahren mit elektrisch leitfähiger Tinte machen elektronische Geräte so flach, dass Leiter und Prozessoren einfach auf ein Trägermaterial aufgedruckt werden können. Die Bedeutung dieser Verfahren steigt mit immer neuen Anwendungsmöglichkeiten: Auch Batterien, Bildschirme oder Solarzellen sind inzwischen druckbar.

Gängige gedruckte Elektronik, etwa für organische Leuchtdioden (OLEDs), ist jedoch nicht biologisch abbaubar. Als ‚organisch‘ werden alle Kunststoffe auf Kohlenstoffbasis bezeichnet. Über die Umweltverträglichkeit sagt der Begriff allein allerdings nichts aus. So ist beispielsweise die Trägerfolie von organischen Leuchtdioden aus dem gleichen Plastik wie herkömmliche Getränkeflaschen.

Im Druckverfahren ist die Herstellung elektronischer Geräte wesentlich billiger. Das führt zur vermehrten Herstellung von Einwegprodukten, die dann Teil der knapp 2 Millionen Tonnen Elektroschrott sind, die in Deutschland jährlich anfallen. Das macht die Erfindung von gedruckter Elektronik, die biologisch abbaubarer ist, so wichtig.

Bei der Herstellung von gedruckter Elektronik werden Materialien wie Kunststoffe, Keramiken oder Metalle auf Folien oder Bauteile aufgedruckt. Für die Herstellung von biologisch abbaubarer Elektronik sind die Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie auf der Suche nach abbaubaren Materialien. Diese seien zwar nicht so langlebig wie die anorganischen Alternativen, überstünden die Lebensdauer von Einweg-Elektronik jedoch schadlos, sagt Gerado Hernandez-Sosa vom vom Karlsruher Institut für Technologie.

Die Tinte, die bei der Herstellung gedruckter Elektronik verwendet wird, besteht in Abhängigkeit von der Funktion des gewünschten Bauteils aus leitenden, halbleitenden oder nichtleitende, also isolierenden, Materialien. Nach dem Auftragen trocknet das flüssige Lösemittel und die zurückbleibende Schicht bildet das entsprechende Bauteil. Die Forscher sind nun dabei, biologisch abbaubare Tinte zu entwickeln, die auf den kompostierbaren Folien funktioniert und mit den bereits vorhandenen Geräten gedruckt werden kann. Hersteller können so auf die umweltfreundlicheren Materialien umsteigen, ohne sich neue Geräte anschaffen zu müssen.

Für die Entwicklung der kompostierbaren Tinten müssen die Forscher Material identifizieren, das umweltverträglich ist und die gewünschten elektrischen Eigenschaften aufweist. Außerdem stehen die Forscher vor der Herausforderung, ein geeignetes Lösemittel zu entwickeln. Dieses muss bei druckfähigen Temperaturen in flüssiger Form vorliegen und darf weder in die Trägerfolie einziehen noch auf ihr abperlen. Auch seine Konsistenz ist wichtig. Ist es zu dick, verstopfen die Poren des Druckers, ist es zu dünn, verläuft es auf der Folie und verteilt sich ungleichmäßig auf ihr. All das zu bedenken ist wichtig, weil die Eigenschaft des getrockneten Materialfilms entscheidend für die Funktion der elektrischen Bauteile ist. Seine Dicke, die  weniger als einem tausendstel Millimeter beträgt, darf nur um maximal 5 Prozent schwanken

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauministerin: Innenstädte brauchen vielfältigere Angebote
23.04.2024

Klara Geywitz wirbt für mehr Vielfalt in den deutschen Innenstädten, um damit stabilere Immobilienmärkte zu unterstützen. Ein Mix von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Palantir: Wie Vorurteile die sinnvolle Anwendung von Polizei-Software behindern
23.04.2024

Palantir Technologies ist ein Software-Anbieter aus den USA, der entweder Gruseln und Unbehagen auslöst oder Begeisterung unter seinen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 20 Jahre EU-Osterweiterung: Wie osteuropäische Arbeitskräfte Deutschland unterstützen
23.04.2024

Zwei Jahrzehnte nach der EU-Osterweiterung haben osteuropäische Arbeitskräfte wesentlich dazu beigetragen, Engpässe im deutschen...

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: Spannung und Entspannung – Geopolitik sorgt für Bewegung bei Aktien und Rohstoffen
23.04.2024

Die hochexplosive Lage im Nahen Osten sorgte für reichlich Volatilität an den internationalen Finanz- und Rohstoffmärkten. Nun scheint...

DWN
Finanzen
Finanzen Staatsverschuldung auf Rekordhoch: Steuerzahlerbund schlägt Alarm!
23.04.2024

Der Bund Deutscher Steuerzahler warnt: Ohne Kehrtwende droht der fiskalische Abgrund, trotzdem schöpft die Bundesregierung das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt weiter - Verband alamiert
23.04.2024

Laut neuen Zahlen gibt es immer weniger Apotheken-Standorte. Der Apothekerverband spricht von „alarmierenden Zeichen“ und erklärt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber im Aufschwung: Das Gold des kleinen Mannes holt auf
23.04.2024

Silber hinkt traditionell dem großen Bruder Gold etwas hinterher. In den letzten Wochen hat der Silberpreis massiv zugelegt. Was sind die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Handel warnt vor „Geisterstädten“ - tausende Geschäftsschließungen
23.04.2024

Seit Jahren sinkt die Zahl der Geschäfte in Deutschlands Innenstädten - auch weitere Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof müssen bald...