Die Bundesregierung rechnet an diesem Wochenende mit der Ankunft von 40.000 weiteren Flüchtlingen in Deutschland. «Ich habe gerade die letzten dramatischen Zahlen bekommen: Wir erwarten allein für die nächsten zwei Tage, am Wochenende, circa 40.000 Flüchtlinge aus den südlichen und südöstlichen Nachbarländern», sagte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier am Freitag in Prag.
Das wären rund doppelt so viele wie am vergangenen Wochenende, als die Bundesregierung in Absprache mit Wien und Budapest beschlossen hatte, Tausenden Flüchtlingen aus Ungarn die Einreise ohne bürokratische Hürden und Kontrollen zu erlauben. Daraufhin waren bis Montag rund 20.000 Flüchtlinge nach Deutschland gekommen.
EU-Präsident Jean-Claude Juncker teilte mit, dass etwa 200.000 Flüchtlinge in Griechenland, 150.000 in Ungarn und 120.000 in Italien eingetroffen seien.
Steinmeier sagte bei einem Außenministertreffen in Prag: «Es handelt sich um die wahrscheinlich größte Herausforderung für die Europäische Union in ihrer Geschichte. Wir sind hier auf europäische Solidarität angewiesen.» Trotz der großen Hilfsbereitschaft der deutschen Bevölkerung würden «die Möglichkeiten bei uns immer enger».
Die deutschen Landkreise fordern bereits eine Atempause und sehen sich dem Ansturm nicht mehr gewachsen. Teilweise musste der Katastrophenschutz aktiviert werden. Auch die Schließung der Grenzen dürfe kein Tabu sein.
Bundesarbeitsminsterin Andrea Nahles hat mit der Mitteilung für Ernüchterung gesorgt, dass die überwiegende Mehrzahl der Flüchtlinge nicht kurzfristig in den Arbeits- oder Ausbildungsmarkt eingegliedert werden könnten.
Die Mehrheit der Deutschen lehnt die Politik von Angela Merkel in der Flüchtlingskrise ab. Sie haben den Eindruck, dass die Bundesregierung die Lage nicht mehr im Griff habe.